Schon am Nachmittag hatte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder von einem Maßnahmenpaket gesprochen, "das einem Lockdown entspricht". Das Robert-Koch-Institut meldete am Montag für den Landkreis eine Sieben-Tage-Inzidenz von 252,1 - das war zunächst ein bundesweiter Rekord.
Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) hat gemeinsam mit dem Landkreis und der Regierung von Oberbayern die Details ausgearbeitet. Das öffentliche Leben müsse im Berchtesgadener Land heruntergefahren werden.
Landrat Bernhard Kern, Regierungspräsidentin Maria Els und Staatsministerin Michaela Kaniber traten Montagabend vor die Presse.
Folgende Maßnahmen wurden festgelegt
- Ausgangsbeschränkung für das gesamte Berchtesgadener Land. Beginn 20. Oktober um 14 Uhr für 14 Tage, also bis 2. November um 24 Uhr.
- Österreicher sollen nicht unnötig in den Landkreis fahren und auch die Bürger aus dem Berchtesgadener Land sollen nicht "um des Einkaufens willen" nach Österreich fahren.
- Physische Kontakte reduzieren, 1,5 Meter Abstand ist Pflicht.
- Verlassen der eigenen Wohnung nur bei
- beruflicher Tätigkeit
- Inanspruchnahme medizinischer Leistungen
- Einkauf in Ladengeschäften und Friseurbesuchen
- Besuch bei Lebenspartnern, Alten und Kranken
- Begleitung von unterstützungsbedürftigen Personen und Minderjährigen
- Sterbebegleitung und Beerdigungen im engsten Familienkreis
- Sport und Bewegung an frischer Luft mit einer Person aus dem Haushalt
- Versorgung von Tieren
- Veranstaltungen sind untersagt
- Gottesdienste sind ausgenommen
- Untersagt ist weiters der Betrieb von Einrichtungen, die der Freizeitgestaltung dienen: Sauna, Bäder, Kinos, Clubs, Bars, Diskotheken, Bordelle, Bibliotheken, Musikschulen, Jugendheime u. Ä.
- Reisebusreisen und Märkte sind untersagt, davon ausgenommen sind Bauernmärkte
- Gaststätten (auch im Freien) sind zu schließen, Lieferservice ist bis 20 Uhr erlaubt.
- Hotels sind geschlossen, außer für Geschäftsreisende
- Besuchsverbote für Krankenhäuser, Reha-Einrichtungen u. Ä. Ausgenommen sind Geburtsstationen, Pflegeeinrichtungen u. Ä.
- Begleitung von Sterbenden durch den engsten Familienkreis ist jederzeit zulässig
- Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen sind geschlossen, Notbetreuung ist erlaubt, Personen dürfen auch nicht Schulen außerhalb des Landkreises besuchen
- Von 6 bis 23 Uhr muss der Mund-Nasen-Schutz getragen werden - in den Fußgängerzonen, am Königssee, bei Großparkplätzen von Einkaufszentren
Als Begründung wurde genannt, dass die Kontakte der Infizierten dort nicht mehr verfolgt werden könnten. "Also müssen Kontakte fundamental beschränkt werden", sagte Markus Söder. Der Landkreis Berchtesgadener Land ist mit einer Bevölkerungsdichte von 126 pro Quadratkilometer vergleichsweise dünn besiedelt. Wie es zu der Infektionswelle kommen konnte, ist nicht genau geklärt. "Ausgangspunkt war auch wieder eine entsprechende Party", sagte der Ministerpräsident. Möglicherweise kommen weitere Infektionsherde infrage.
Auch die Nähe zu Österreich dränge zu einschneidenden Maßnahmen: Wenn jetzt nicht konsequent gehandelt werde, sei die hohe Zahl an Coronafällen nicht mehr zu reduzieren.
Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) zeigte Verständnis für die Maßnahmen. Er verwies über seinen Sprecher auf die engen Beziehungen zu Bayern. Vor diesem Hintergrund sei es "entscheidend, dass die Grenze offen bleibt".