SN.AT / Panorama / Österreich / Menstruationsartikel an Landesschulen

In der Regel wird es teuer

In Vorarlberg sollen in Landesschulen künftig kostenlose Menstruationsartikel aufliegen. Forderungen nach einer bundesweiten Lösung werden indessen immer lauter.

Kostenlose Menstruationsprodukte können zur Enttabuisierung des Themas beitragen.
Kostenlose Menstruationsprodukte können zur Enttabuisierung des Themas beitragen.

Im Schnitt gibt jede Frau im Lauf ihres Lebens rund 3400 Euro für Binden, Slipeinlagen, Tampons und Schmerztabletten aus. Gerade für Mädchen und Frauen in prekären Lebenssituationen kann es ein Problem sein, das Geld für diese notwendigen Artikel aufzubringen. Die Hilfsorganisation Caritas und die Plattform "Erdbeerwoche" stellten zum Internationalen Frauentag am 8. März das Thema "Periodenarmut" von armutsgefährdeten oder wohnungslosen Frauen in den Vordergrund. Österreichweit seien knapp 526.000 Frauen armutsgefährdet. Mit der Schauspielerin Valerie Huber riefen "Erdbeerwoche" und Caritas nun eine Sammelaktion für Menstruationsartikel ins Leben. Frauen, die sich in Notsituationen an die Caritas wendeten, würden der Erfahrung nach eher um Putzmittel als um Hygieneartikel bitten, hieß es.

In Österreich gibt es bisher nur vereinzelt Projekte

Zwar gibt es in Österreich vereinzelt Projekte, die kostenlose Hygieneprodukte zur Verfügung stellen - in Schulen, Unis oder Jugendzentren -, eine flächendeckende Versorgung ist hierzulande aber noch in weiter Ferne. In Schottland dagegen setzte die Regierung im vergangenen Sommer einen Beschluss aus dem Jahr 2020 in die Tat um: In öffentlichen Gebäuden liegen Gratis-Hygieneprodukte auf.

Am Mittwoch stimmt der Vorarlberger Landtag darüber ab, in den rund zehn Landesschulen künftig kostenlose Binden und Tampons für die Mädchen und jungen Frauen zur Verfügung zu stellen. Die Gesundheitssprecherin der Grünen in Vorarlberg, Nadine Kasper, sagte den SN: "Ich habe zwei Jahre an der Umsetzung gearbeitet und mich auch mit der schottischen Regierung ausgetauscht." Wie hoch die Kosten für das Angebot sein würden, sei im Vorhinein schwer zu berechnen, sagte Kasper den SN. So viel ist ihr zufolge aber klar: Es geht nicht um viel Geld. Ziel sei es, jungen Mädchen und Frauen einen niederschwelligen Zugang zu Menstruationsartikeln zu ermöglichen, gerade wenn junge Mädchen von der Periode überrascht würden. Es sei wichtig, "jetzt ins Tun zu kommen", sagte Kasper. In Salzburg forderte Neos-Gemeinderätin Nevin Öztürk am Dienstag eine flächendeckende Versorgung für das Bundesland.

Periodenprodukte stellen finanzielle Belastung dar

Die Bundesjugendvertretung (BJV) begrüßt jede Form der Unterstützung, fordert aber schon seit Längerem bundesweite Kampagnen. "Gerade für junge Frauen ist das eine massive finanzielle Belastung", sagt BJV-Vorsitzende Fiona Herzog. Es brauche aber auch Maßnahmen, um die Kosten zu senken, etwa durch eine Preisobergrenze oder die komplette Abschaffung der Mehrwertsteuer. Diese wurde in einem ersten Schritt im Jahr 2021 auf zehn Prozent halbiert. Es sei auch wichtig, über wiederverwendbare Produkte aufzuklären, sagt Herzog.

Bettina Steinbrugger, Mitbegründerin von "Erdbeerwoche", die sich für die Verwendung nachhaltiger Produkte einsetzt, sieht die Verteilung kostenloser Produkte positiv. Auch sie fordert bundesweite Maßnahmen. Zudem wäre es ideal, bei kostenlosen Verteilaktionen "auf die Nachhaltigkeit der Produkte zu achten. Zumeist werden die billigsten eingekauft, die aus ökologischer Sicht aber problematisch sind". Vor allem, wenn die Produkte in der Toilette statt im Mülleimer entsorgt würden.

Aufklärung kann Einstellung zur Periode beeinflussen

Ihre Plattform setzt sich seit rund elf Jahren auch für die Enttabuisierung des Themas Menstruation ein. "Es hat sich in dieser Zeit sehr viel getan. Junge Frauen gehen selbstbewusster mit dem Thema um. Doch gerade junge Mädchen fühlen Scham und Ekel." Aufklärung sei daher ein wichtiger Aspekt, auch für junge Burschen. Das lege den Grundstein dafür, wie Mädchen später damit umgingen.

In Zusammenarbeit mit 500 Jugendlichen sowie Frauenärztinnen und -ärzten gründete "Erdbeerwoche" die digitale Lernplattform "ready for red". Bisher wurden mehr als 130.000 junge Menschen in Österreich und Deutschland damit erreicht. Durch die Nutzung der Plattform ist die negative Einstellung von Mädchen zur Menstruation von 60 auf 9 Prozent gesunken. Bei Burschen sank sie von 70 auf 16 Prozent.