Der Finanzchef des Autoherstellers Porsche, Lutz Meschke (57), muss seinen langjährigen Zweitwohnsitz im Bezirk Kitzbühel aufgeben. Das wurde am Sonntag durch einen Bericht der Zeitung "Bild am Sonntag" (BamS) bekannt. Die Gemeinde Going bestätigte am Montag auf SN-Anfrage, dass dem deutschen Manager die Nutzung des von ihm im Jahr 2014 erworbenen Chalets mit Blick auf den Wilden Kaiser untersagt wurde. Wie in vielen anderen Tourismusorten auch ist das Thema Zweit- oder Freizeitwohnsitze in der Gemeinde im Bezirk Kitzbühel ein politischer Dauerbrenner. Vor knapp fünf Jahren bereits gab es dort eine erfolgreiche Unterschriftenliste, die der Versicherungsmakler Niki Freysinger mit seiner Frau initiiert hatte. Damals erhielt der Bürgermeister von Going, Alexander Hochfilzer (ÖVP), eine Liste von 66 Objekten, bei denen der Verdacht bestand, dass sie widerrechtlich als Zweitwohnsitze dienen. "Auf Rang und Namen haben wir da nie Rücksicht genommen", sagte Amtsleiter Stefan Pirchl. Man habe die Verdachtsliste ernst genommen und schon öfter Bescheide erlassen, um die Nutzung von Objekten zu untersagen.
So war es im vergangenen Sommer auch im Fall des langjährigen Porsche-Managers, der laut BamS im Raum Kitzbühel im Immobiliengeschäft sehr aktiv ist. Soweit bekannt, gab der Manager an, er begründe in Going seinen Hauptwohnsitz, als er das Chalet um rund 1,5 Millionen Euro damals erwarb. Die Gemeinde zweifelte später unter anderem deshalb daran, weil die drei schulpflichtigen Kinder des Mannes nicht in Going bzw. in Tirol zur Schule gehen. Dazu brachten die Anwälte des Managers im Berufungsverfahren beim Landesverwaltungsgericht in Innsbruck laut BamS vor, der Kläger sei "kein durchschnittlicher Angestellter und kein durchschnittlicher Familienvater". Er verbringe wenig Zeit mit der Familie, daher spiele es keine Rolle, dass seine Kinder in Deutschland die Schule besuchten. Zum Thema Hauptwohnsitz lautete die Erklärung, der Porsche-Manager "ging nach anwaltlicher Beratung in Österreich davon aus, dort einen weiteren Hauptwohnsitz" zu haben, sein Hauptwohnsitz sei natürlich in Deutschland.
Offensichtlich steht das Anwesen nun wieder zum Verkauf, jedenfalls ist das "Chalet Kaiser - Astberg" bei einem Kitzbüheler Makler auf der Homepage zu sehen, mit dem Vermerk "Widmung: Hauptwohnsitz". Das Chalet umfasst demnach "vier geräumige Schlafzimmer mit jeweiligem Badezimmer", eine finnische Sauna sowie "zwei Stellplätze in der Tiefgarage und zwei Carport-Stellplätze im Freien".
Eine Anfrage dazu ließ der Porsche-Manager zunächst unbeantwortet. Damit bleibt vorerst auch offen, ob er bereits eine Strafe zahlen musste - möglich wären bis zu 40.000 Euro.
Sowohl Versicherungsmakler Freysinger als auch der seit Jahren beim Thema Freizeitwohnsitze engagierte Landtagsabgeordnete Markus Sint (Liste Fritz) sagen, dass sich die Kontrollen illegaler Zweitwohnsitze in den vergangenen Jahren in vielen Gemeinden Tirols verbessert haben. Sint: "Immer mehr Bürgermeister nehmen das ernst, seit der Druck aus der Bevölkerung und von der Opposition steigt." So habe er im Gebiet des Achensees selbst 22 Fälle angezeigt, in 17 davon werde ermittelt. Der Fall des Porsche-Managers sei dennoch nur die sprichwörtliche Spitze des Eisbergs. "Das Gesetz ist 30 Jahre alt, aber die ÖVP stand hier immer auf der Bremse", sagt Sint.
In Tirol gibt es insgesamt gut 16.000 offiziell erlaubte Freizeitwohnsitze, aber eben auch geschätzt noch rund 10.000 nicht genehmigte Freizeitwohnsitze.