Während viele Personen sich nach einem harten Arbeitstag entspannen und zuhause auf der Couch vor dem Fernseher den Tag ausklingen lassen oder im Sport einen Ausgleich für den Alltagsstress finden, hat der Walser Gerald Ragginger ein besonderes Hobby für sich entdeckt. Ragginger betreibt auf einem über acht Hektar großen Areal im Salzburger Flachgau seit über zwei Jahrzehnten eine Wildtierzucht für Rot- und Damwild. Die Nähe zu den Tieren sei ihm schon von klein auf in die Wiege gelegt worden. "Angefangen hat das Ganze eigentlich durch meinen Vater, der selbst 35 Jahre lang Rot- und Damwild gezüchtet hat. Ich bin da einfach hineingewachsen und züchte mittlerweile seit 21 Jahren selbst", erklärt der 54-Jährige.
Wildtierzüchter Ragginger: "Ich bin sehr gerne mit Tieren zusammen"
Tagtäglich verbringt Ragginger mehrere Stunden in seinem Wildgehege, um jedes Tier optimal versorgen zu können und das Areal in Schuss zu halten. Insgesamt tummeln sich dort derzeit rund 90 Tiere. Als zusätzliche Arbeit empfindet Ragginger, der Geschäftsführer beim Bauunternehmen Gebrüder Ragginger ist, das Betreiben des Wildgeheges aber nicht. Viel mehr genießt der Sprengtechniker die gemeinsame Zeit mit seinen Tieren. "Für mich ist das ein schönes Hobby, weil ich sehr gerne mit Tieren zusammen bin", sagt Ragginger, der aus der Arbeit mit dem Rot- und Damwild Kraft tankt und neue Energie schöpft: "Jeder Mensch kennt das Gefühl, wenn man einmal einen schlechten Tag erwischt hat und nicht gut drauf ist. In solchen Momenten bin ich froh, zu meinen Tieren fahren zu können, die mich auf andere Gedanken bringen. Hier lade ich meine Akkus wieder auf und danach geht es mir gleich ein wenig besser. Die Tiere verstehen mich."
Lebendwildvermarktung steht im Mittelpunkt
In Österreich gibt es rund 2700 Farmwildhalter, Gerald Ragginger ist Vorstandsmitglied im Bundesverband. Er betreibt die Züchtung der Wildtiere nahezu ausschließlich zu Blutauffrischungszwecken für andere Zuchtgatter. "99 Prozent gehen in die Lebendwildvermarktung, viele Tiere verbringen ihr ganzes Leben in meinem Wildgehege", sagt der Walser. Er empfinde eine große körperliche und seelische Nähe zu seinem Rot- und Damwild. "Das Besondere an meiner Zucht ist das vertraute Verhältnis, das meine Tiere und ich über viele Jahre zueinander aufgebaut haben. Sie leben hier ohne viel Stress, sind sehr zutraulich und spüren, wie es mir geht", erklärt Ragginger. Bei der Züchtung gebe es sehr viele Dinge zu beachten: "Die Tiere brauchen viel Platz und Rückzugsraum sowie das richtige Futter. Aber man muss ihnen auch die nötige Nähe und Wärme entgegenbringen." Beim Nachzüchten sei vor allem die Selektion entscheidend. "Da muss man dahinter sein und die richtigen Entscheidungen treffen, um die Qualität nach und nach genetisch zu erhöhen. In freier Wildbahn findet man solche Exemplare nicht."