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Die Haut lernt die Fremdsprache

Wie lernt man eine Fremdsprache am besten? Die Birkenbihl-Methode verspricht Erfolge im Schlaf - und über die Haut. Doch so einfach ist es nicht. Das weiß auch eine Ö3-Moderatorin.

Die Haut lernt die Fremdsprache
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Die Haut lernt die Fremdsprache

Eine junge Frau legt sich ins Bett. Am Kopf, aber wahlweise auch an Hüfte oder Fuß, kleben Metallplättchen. Über diese "Hautlautsprecher" spielt ein Gerät, der "Thinkman", die ganze Nacht eine Spanischlektion ab. Während das Ohr ein Rauschen hört, saugt die Haut die Informationen auf - 120 Mal schneller als über das Gehör. Und am nächsten Morgen spricht die Frau fließend Spanisch. "Nein, so einfach ist es doch nicht", sagt Emil Brunner, Verantwortlicher von Birkenbihl-Sprachen. "Aber auf diese Weise lernt man Sprachen vier bis acht Mal schneller."

Birkenbihl-Sprachen hat den "Thinkman" entwickelt. Verwendet man das Gerät zusammen mit der Lernmethode der Motivationstrainerin Vera Birkenbihl, wird ein Ergebnis versprochen, das es so effizient noch nicht gegeben haben soll. Dass man damit aber Sprachen im Schlaf lernt, will sogar Emil Brunner nicht stehen lassen: "Man muss die fremde Sprache zuerst verstehen." Dafür empfiehlt er Lernblöcke. "Zehn Minuten lernen, dann eine kurze Pause einlegen, dann wieder zehn Minuten lernen." Gelernt werde am besten über ein Computerprogramm, das wie ein Karaoke-Player wirkt: "Eine Zeile zeigt die Fremdsprache an, die andere die Muttersprache." Nur wenn man Sprachen in einem Kontext lerne, bleibe der Inhalt hängen. "Nur Vokabeln zu pauken bringt nichts."Hehre Ziele und gewisse SkepsisMit der Birkenbihl-Methode könne man bei einem täglichen Lernpensum von 100 Minuten in 20 Wochen eine Sprache so beherrschen, "dass man jeden Job machen kann, den man auch in der Muttersprache machen kann". Experten zweifeln jedoch an der Methode - zumindest teilweise. "Es stimmt, dass im Schlaf eine Gedächtniskonsolidierung erfolgt. Entscheidend ist aber die vorgelagerte Lernphase", sagt Martin Aigner, Leiter der Erwachsenenpsychiatrie am Universitätsklinikum Tulln. "Zudem kann es sein, dass durch die Dauerbeschallung die Tiefschlafphase gestört wird und die Gedächtniskonsolidierung sogar schlechter funktioniert." Die Birkenbihl-Methode gehöre "hinterfragt und konkret beforscht".

Ähnlicher Meinung ist Josef Marksteiner, Leiter der Psychiatrie am Landeskrankenhaus Hall in Tirol. "Ich kenne die Technik nicht im Detail. Aber der Schlaf ist dafür da, dass Informationen in den Langzeitspeicher kommen. Ob das so funktioniert, bezweifle ich." Prinzipiell sei es aber möglich, im Schlaf Gelerntes auf besondere Art zu speichern - etwa durch den Geruchssinn: "Wenn Sie im Schlaf dasselbe riechen wie in dem Moment, in dem Sie gelernt haben, fördert das die Konsolidierung."Brunner: "Keine Störungen oder Probleme"Birkenbihl-Sprecher Emil Brunner will die Kritik nicht völlig wegwischen: "Ich kann nur sagen, dass uns bei Tausenden Nutzern keine Schlafstörungen oder Probleme bei der Konsolidierung bekannt sind - ganz im Gegenteil." Dietmar Roehm, Linguist an der Universität Salzburg, sieht indes "ein gewisses Revival" des von Birkenbihl verpönten Vokabelpaukens. Zudem sei eine Sprache nur bis zum siebten Lebensjahr akzentfrei erlernbar. "Das stimmt nicht", wendet Brunner ein. "Studien belegen, dass auch Erwachsene Sprachen akzentfrei lernen können. Vokabelpauken ist für mich die letzte Folter unserer Breitengrade."Eine Ö3-Moderatorin im TestWie die Birkenbihl-Methode wirkt, hat Sandra König getestet. Die Ö3-Moderatorin hat sich nach zwei Wochen Portugiesisch-Lernen von Sprachentrainer José Mértola prüfen lassen. Das Ergebnis: Niveau A2, "elementare Sprachverwendung". "Zuvor hab ich nur Bahnhof verstanden, jetzt weiß ich zumindest, dass Bahnhof ,estação de caminho de ferro‘ heißt." Sprachcoach José Mértola ergänzt: "Die Birkenbihl-Methode ist mit Sicherheit nicht schlecht. Aber eine Sprache lernt man nur richtig, wenn man interagiert - zum Beispiel in einem Sprachkurs."