Fleisch aus dem Labor - um so etwas für den Klimaschutz zu tun und Tierleid zu vermeiden? Das dürfte bald Wirklichkeit sein. Es gibt nun erste Initiativen, die Richtung Markt schielen. Allerdings lag der Preis für ein Kilogramm derart kultivierten Fleisches vor rund zwei Jahren noch bei etwa 4800 Euro.
Das Team um Aleksandra Fuchs vom Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) und Viktorija Vidimce-Risteski vom Institut für Molekulare Biotechnologie der TU Graz will diesen deutlich absenken - mit Verweis auf eine Studie der amerikanischen NGO The Good Food Institute aus 2021: "Da hieß es, dass 2030 ein Kilo Fleisch aus dem Labor rund fünf Euro kosten soll", sagt Vidimce-Risteski.
Dazu muss es möglich werden, Fleischproben in einer Nährlösung so zu vermehren, dass aus wenigen Millimetern Gewebe letztlich bis zu zwei Tonnen Fleisch werden. Dabei konzentriere man sich "einerseits auf die Herstellung alternativer Fleischprodukte und andererseits auf die Produktion tierischer Proteine wie die Eisenträger Myoglobin und Hämoglobin, welche ebenso für alternative Fleischprodukte benötigt werden", sagt Vidimce-Risteski. Bei Ersterem setzt man auf biologische Mechanismen, mit denen das Muskelwachstum angeregt werden soll. So suchen die Grazer Forscherinnen nach Wirkstoffen, mit denen jener Informationsweg in den Zellen blockiert wird, der verhindert, dass sie sich ungehemmt teilen. "Mit drei Wirkstoffen haben wir extrem gute Ergebnisse erzielt", sagt Projektleiterin Fuchs.
Im nächsten Schritt gaukeln sie dem Gewebe Muskelkater vor, indem sie Botenstoffe zusetzen, die auch nach körperlicher Anstrengung und Sport ausgeschüttet werden. Das regt das Wachstum weiter an. Eingebettet sind diese Moleküle in jene Nährlösung, mit der die lebenswichtigen Moleküle wie Aminosäuren, Mineralien und weitere Nährstoffe zu den Zellen gelangen. Die Forscher konnten auch die für die Entwicklung des Fleischgeschmacks und -geruchs wichtigen tierischen Myoglobine und Hämoglobine schonend herstellen. Die Zutaten dazu will man künftig möglichst vollständig in modifizierten Hefezellen herstellen, "um einen niedrigen Preis zu ermöglichen", sagt Fuchs. Vidimce-Risteski ist bezüglich Marktreife optimistisch: "In den Niederlanden soll Fleisch aus dem Labor binnen fünf Jahren zugelassen sein."