Die Verdachtsfälle auf die britische Coronavirus-Mutation häufen sich in Österreich. Neben jenen in Jochberg in Tirol, in Wien und im Burgenland wurden am Donnerstag auch in Vorarlberg, Oberösterreich, der Steiermark und Niederösterreich mögliche Mutationen gemeldet. Ein mutationsspezifischer Vor-PCR-Test legt dabei die Vermutung nahe. Gewissheit erhält man jedoch erst mit einem sogenannten Sequenzierungsverfahren. In der Pressekonferenz am Freitag bestätigte Gesundheitsminister Rudolf Anschober, dass österreichweit aktuell rund 100 Verdachtsfälle auf die britische Mutation hinweisen würden. Anfang nächster Woche sollen die Ergebnisse vorliegen, er rechne aber nicht mit vielen negativen Ergebnissen. Auch Virologe Andreas Bergthaler vom Research Center for Molecular Medicine geht davon aus, dass sich die Coronavariante B.1.1.7 schon "breitflächiger in Österreich befinden" würde. "Das sollte ein Warnsignal sein." Forscher gingen davon aus, dass die Mutation 50 Prozent ansteckender sei, das würde Bergthaler zufolge bedeuten, dass nach einem Monat mit acht bis zehn Mal so vielen Neuinfektionen zu rechnen sei.
Pressekonferenz zum Nachhören
Impfstoff wirkt auch gegen britische und afrikanische Mutation
Wie sich die Verbreitung der Mutationen auf die Coronaimpfstoffe auswirkt, erläuterte Virologin und Impfstoffexpertin Christina Nicolodi. Für den Biontech/Pfizer-Impfstoff seien bereits Versuche gemacht worden. "Der Impfstoff wirkt sowohl gegen die britische wie die afrikanische Mutation", sagt Nicolodi. Für weitere, künftige Mutationen könne derzeit noch keine Prognose gegeben werden.
Ende des Lockdowns: Regierung steigt auf die Bremse
"Die gute Nachricht: Alle bisherigen Maßnahmen nützen auch gegen B1.1.7.", sagte Anschober. Man sei aber nicht zuletzt wegen der Entwicklung der neuen Variante auf die Bremse gestiegen, was die Maßnahmen nach dem geplanten Ende des Lockdowns am 24. Jänner betrifft, erläuterte der Gesundheitsminister. Die Situation werde überall in Europa analysiert, man stehe in engem Kontakt miteinander. Eine Prognose der Ausbreitung sei sehr schwierig. Nichtsdestotrotz will die Regierung in den kommenden Tagen ein Konzept für die weiteren Maßnahmen präsentieren.