SN.AT / Panorama / Wissen

Herzmuskelentzündung nach Coronaimpfung: Neue Studie gibt Entwarnung

Die Wahrscheinlichkeit, an einer Herzmuskelerkrankung zu leiden, ist nach einer Covid-Impfung nicht höher als nach einer natürlichen Erkrankung. Das zeigt eine Studie aus Frankreich.

Die Impfung gegen Covid-19 polarisiert nach wie vor.
Die Impfung gegen Covid-19 polarisiert nach wie vor.

Fälle von Herzmuskelentzündung (Myokarditis) nach einer mRNA-Covid-19-Impfung, speziell bei jungen Menschen, haben in den vergangenen Jahren zeitweise für Beunruhigung gesorgt. Doch diese Erkrankungen waren durchwegs leichter als Myokarditis-Fälle infolge einer Covid-19-Erkrankung oder aus anderen Ursachen. Das haben jetzt französische Wissenschafter bewiesen.

Forscher untersuchen Herzmuskelentzündung-Daten

Laura Semenzato und ihre Co-Autoren von der französischen Arzneimittelagentur (ANSM) haben ihre Studie in der Zeitschrift der amerikanischen Ärztegesellschaft veröffentlicht. Ihnen ging es um die Untersuchung der Langzeitkomplikationen von Menschen mit einer Herzmuskelentzündung (Beobachtungszeit: eineinhalb Jahre) zwischen Ende Dezember 2020 und Ende Juni des Jahres 2022. Dafür standen ihnen die Daten aller Betroffenen in Frankreich zur Verfügung.

Forschung zeigt Myokarditis-Risiko auf

Die Wissenschafter: "Insgesamt kamen 4.635 Personen wegen einer Myokarditis ins Spital. Es waren 558 nach einer Impfung, 298 nach einer Covid-19-Erkrankung und 3779 Patienten wegen einer 'konventionellen' Herzmuskelentzündung." Am häufigsten waren Myokarditis-Fälle nach einer Covid-19-Impfung mit einer mRNA-Vakzine nach der zweiten Dosis. 85 Prozent der Betroffenen waren Männer.

Das Risiko für weitere Komplikationen innerhalb von 18 Monaten war sehr ungleich verteilt und spricht für eine deutlich geringere Gefährdung nach einer Covid-19-Impfung als nach einer echten Erkrankung durch SARS-CoV-2 oder andere Ursachen für die Herzmuskelentzündung. So mussten 5,7 Prozent der Personen nach einer Myokarditis im wahrscheinlichen Zusammenhang mit einer Impfung wegen Herz-Kreislauf-Problemen erneut ins Spital aufgenommen werden. Nach einer Covid-19-Herzmuskelentzündung (Erkrankung) waren es innerhalb von eineinhalb Jahren aber 12,1 Prozent, also deutlich mehr. Noch um etwas höher - nämlich bei 13,2 Prozent - lag dieses Risiko für Patienten nach einer "konventionellen" Myokarditis. Herzmuskelentzündungen können verschiedenste Ursachen haben.

Unterschied der Impfstoffe statistisch nicht signifikant

Zwischen den beiden Impfstoffen zeigte sich ein geringeres Risiko für eine Herzmuskelentzündung nach Impfung mit der Moderna-mRNA-Vakzine (mRNA-1273) im Vergleich zu dem Impfstoff von BioNTech/Pfizer (BNT162b2). Der Unterschied war aber statistisch nicht signifikant. Ein Patient aus der mRNA-Myokarditis-Gruppe starb innerhalb von 18 Monaten. Das bedeutete eine Mortalität von 0,2 Prozent. Hingegen verstarben vier Personen aus der Gruppe mit Herzmuskelentzündungen nach Covid-19-Erkrankung (1,3 Prozent) und 49 Patienten nach einer "konventionellen" Myokarditis (ebenfalls 1,3 Prozent).