Heidrun Kopp, Professorin am Geomar-Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, erklärt in einem Beitrag auf der Geomar-Internetseite, dass Tsunamis bis zu mehrere Hundert Kilometer lange, fortschreitende Wellen im Meer seien, die durch untermeerische Erdbeben (Magnitude größer als 7, Tiefe geringer als 10.000 Meter), untermeerische Vulkanausbrüche oder Hangrutsche an der Küste oder im Meer erzeugt werden. Im Gegensatz zu normalen Wellen, bei denen nur das Wasser an der Meeresoberfläche wogt und die von Wind oder Strömungen erzeugt werden, geraten bei einem Tsunami auch tiefe Wasserschichten in Bewegung.
Auf hoher See werden diese langen Wellen nicht höher als zwei oder drei Meter und werden daher von Schiffen oft gar nicht bemerkt. In flachen Küstengewässern und engen Buchten laufen sie aber zu enormen Höhen von mehreren Dutzend Metern auf und können ganze Landstriche verwüsten. Die Flutwellen breiten sich Kopp zufolge ringförmig um das Zentrum des Ereignisses aus, und das sehr schnell - mit 700 bis 800 km/h. "Sie können daher in kurzer Zeit große Ozeanräume durchlaufen, z. B. den gesamten Pazifik von Südamerika bis Südasien in 24 Stunden. Erreicht die Tsunami-Welle flache Küstengewässer, wird sie stark abgebremst. Gleichzeitig wird sie immer höher und kann so eine enorme Zerstörungswirkung an der Küste erreichen."
Kopp führt weiter aus, dass je nach Entstehungsart des Tsunamis und auch abhängig davon, wie der Meeresboden und die Küste geformt seien, in einer Region der Wasserspiegel zunächst fallen könne, worauf dann mehrere Wellenkämme folgten. Andere Regionen würden zunächst von einer Flutwelle erreicht, bevor der Wasserspiegel falle. "Die Tiefenwirkung von Tsunami-Wellen zeigt sich daran, dass Tiefseefische aus Wassertiefen um 1000 Meter an der Wasseroberfläche erscheinen", heißt es in dem Beitrag.
Tiefenwirkung bringt Tiefseefische an die Oberfläche
"Tsunamis sind äußerst zerstörerisch und stellen ein sehr hohes Gefährdungspotenzial für die häufig dicht besiedelten Küstenregionen dar", warnt das Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (Kiel).
Das höchste Tsunami-Risiko besteht wegen der großen Aktivität der Erdkruste ringsum den Pazifik. Bei der Tsunami-Katastrophe Ende Dezember 2004 in Südostasien kamen mehr als 230.000 Menschen ums Leben. Ein starkes Beben der Stärke 9,0 mit anschließendem Tsunami führte im März 2011 zur Katastrophe im Atomkraftwerk Fukushima.

