SN.AT / Politik / Innenpolitik

Bitterer Kassasturz für Österreich: Schuldenberg des Staats wächst rasant, pro Einwohner sind es 42.850 Euro

Der gesamte Schuldenberg Österreichs beträgt 81,8 Prozent der Wirtschaftsleistung und macht mittlerweile 394 Milliarden Euro aus. Das jährliche Defizit hat sich allein im Vorjahr auf 22,5 Milliarden Euro nahezu verdoppelt.

Er ist nicht zu beneiden in diesen Tagen: Finanzminister Markus Marterbauer.
Er ist nicht zu beneiden in diesen Tagen: Finanzminister Markus Marterbauer.

Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) ahnte das neue Ungemach schon vorige Woche: Die Schulden von Ländern und Kommunen würden wohl höher ausfallen als 2023, da hatten sie inklusive der Abgänge der Sozialversicherungsträger knapp 3,5 Milliarden Euro betragen. Und auch die Wirtschaftsforscher würden deren Defizite "merklich unterschätzen", mutmaßte Marterbauer. Am Montag lieferte es die Statistik Austria nun schwarz auf weiß. Länder und Kommunen machten im Vorjahr knapp fünf Milliarden Euro Defizit. Das gesamtstaatliche Minus von Bund, Ländern und Kommunen kletterte so allein im Jahr 2024 auf 22,5 Milliarden Euro. Das ist fast doppelt so viel wie ein Jahr davor (12,4 Mrd. Euro). Die Neuverschuldung im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung betrug 4,7 Prozent, auch deutlich mehr als erwartet. Österreich rückt damit in die erste Reihe der Schuldenmacher in der EU auf - das mit ebenfalls hohen Defiziten kämpfende Frankreich kommt auf mehr als fünf Prozent. Das Limit, das die EU vorsieht, liegt bei nur drei Prozent. Der gesamte Schuldenberg Österreichs beträgt 394 Milliarden Euro, das sind mittlerweile 81,8 Prozent der Wirtschaftsleistung. Pro Einwohner beträgt die Schuldenlast des österreichischen Staates damit 42.850 Euro.

"Österreich machte 2024 eher Staats- als Marktwirtschaft"

Neben dem Rückgang der Wirtschaftsleistung hat insbesondere der Anstieg der Staatsausgaben um 8,8 Prozent das Defizit getrieben, insbesondere die hohen

Gehaltsabschlüsse für den öffentlichen Dienst sowie die Pensionserhöhungen und die Inflationsanpassung der Sozialleistungen. Tobias Thomas, der Chef der Statistik Austria, meinte mit Verweis auf die stark gestiegene Staatsquote von 56,3 Prozent: "Österreich machte 2024 eher Staats- als Marktwirtschaft." Bemerkenswert: Auch die Staatseinnahmen sind trotz Wirtschaftsabschwungs im Vorjahr um 4,9 Prozent gestiegen. Die Steuereinnahmen, insbesondere bei der Mehrwertsteuer, wuchsen um 4,2 Prozent, die Sozialversicherungsbeiträge sogar um 7,9 Prozent. Trotzdem wuchs das Defizit der Sozialversicherungsträger auf 830 Millionen Euro.

Berichterstattung wird laufend aktualisiert.