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Bürgermeisterin von Oberhofen am Irrsee: Der Job als Ortschefin

Der Urlaub dauert höchstens eine Woche und an freien Tagen spaziert sie kurz im Büro vorbei: Elisabeth Höllwarth-Kaiser ist leidenschaftlich gern Bürgermeisterin, und das seit 17 Jahren.

Elisabeth Höllwarth-Kaiser sieht ihr Amt als die absolute Dienstleistung.
Elisabeth Höllwarth-Kaiser sieht ihr Amt als die absolute Dienstleistung.

"Ich will, dass die Leute mein Büro verlassen und sich denken: Ja, so könnte es funktionieren", sagt Bürgermeisterin Elisabeth Höllwarth-Kaiser. Sie weiß nur zu gut, dass man es nie allen recht machen kann, auch wenn man alle Hebel in Bewegung setzt. Sie hat gelernt, damit umzugehen, schließlich ist sie seit bald 20 Jahren Bürgermeisterin ihrer Heimatgemeinde Oberhofen am Irrsee. Mit diesem Amt geht sie demütig um, sie spricht von "dienen", wenn es um ihre Arbeit geht. "Ich bin kein klassischer Machtmensch, im Gegenteil, für mich ist dieses Amt absolut ein Dienen. Das ist mehr als ein Job, ein Komplettpaket mit vielen sensiblen Themen. Ich habe die Einstellung, dass es keine Grenzen gibt, nur Lösungen. Schlaflose Nächte ändern auch nichts", sagt die Bürgermeisterin.

"Man muss einfach wissen, was man sich zumuten kann." Einerseits verlangt ihr das Amt viel Einsatz ab und nimmt ihr Rückzugsmöglichkeiten für ihr Privatleben, das so gut wie nicht existiert. Zumindest nicht so wie für Menschen in anderen Berufen. Auf die Frage, wie sie es schafft, ihr Privatleben vom Amt der Bürgermeisterin abzugrenzen, sagt sie: "Gar nicht", und lacht dabei. Elisabeth Höllwarth-Kaiser findet nämlich, ihr Amt kann, so wie in ihrem Fall, ideal für Frauen mit Familie sein, auch wenn es per se überhaupt nicht familienfreundlich ist. Sie selbst hat drei Kinder, mittlerweile sind fast alle erwachsen. "Generell ist man sehr flexibel. An den Vormittagen bin ich immer im Amt gewesen, am Nachmittag daheim und am Abend hatte ich dann wieder Termine. Es geht nur, wenn der Partner mitspielt."

Ein typischer Tag

"Keiner ist wie der andere", beantwortet die Bürgermeisterin die Frage nach einem typischen Tag in ihrem Arbeitsleben. "In der Früh schaue ich erst einmal meine E-Mails an und gehe mit dem Amtsleiter die Post durch. Dann könnte es sein, dass ich zum Lokalaugenschein auf eine Straßenbaustelle muss. Es kann auch sein, dass ich verschiedene Angebote für eine Anschaffung der Gemeinde ansehen muss. Oder ich habe ein Interview", lacht sie. In der Mittagspause flitzt sie nach Hause, zu Fuß, denn sie wohnt um die Ecke. "Ich mache die Wäsche, räume den Geschirrspüler aus und koche für meinen jüngsten Sohn, der ist im Maturajahr." Der Nachmittag ist oft von überregionalen Sitzungen bestimmt, auch die sind für Bürgermeister an der Tagesordnung. "Reinhalteverband, Leader-Region, Tourismus und so weiter. Abends sind dann noch regionale Sitzungen und danach kehrt man ein, das ist der informelle Teil, der auch immer wichtig ist. Viele Tage sind sehr ausgefüllt von früh bis spät, aber es gibt auch Tage, an denen ich abends frei habe."

Freizeit ist ein Unbekannte

Das mit dem Freihaben ist bei Elisabeth Höllwarth-Kaiser so eine Sache, denn selbst wenn sie einmal frei haben könnte, schaut sie "schnell mal im Amt vorbei" oder wird beim Einkaufen angesprochen. "Du, ich brauch dich schnell …, heißt es dann. Aber das ist auch gut, so kann ich vieles unkompliziert erledigen. Ich finde das nicht belastend, für mich passt es einfach." Hin und wieder nimmt sie sich dann vor, einen Tag nicht mit Terminen zu belegen und ihn somit frei zu haben. Als Bürgermeisterin hat man nämlich keine geregelten Arbeitszeiten beziehungsweise freie Tage oder Urlaub. Diese Tage bleiben allerdings äußerst selten frei, weil sie dann doch mit Terminen oder amtlichen Erledigungen belegt werden. Von der Bürgermeisterin selbst, und zwar mit Leidenschaft. Wenn sie wirklich freie Zeit braucht, geht sie walken, außerhalb von Oberhofen. "Im Dorf komme ich nämlich nicht weiter, weil ich garantiert jemanden treffe und da lasse ich mich viel zu gerne aufhalten."

Als ihre wichtigste Aufgabe sieht es Elisabeth Höllwarth-Kaiser, für die Leute da zu sein. "Für einen Bürgermeister steht das Gespräch im Vordergrund. Auf Gemeindeebene entscheiden wir unmittelbar, es geht um Dinge, die uns jetzt und hier betreffen. Ein neues Feuerwehrauto, ein Loch in der Straße, der Umbau des Kindergartens. Wir arbeiten für den Ort, für die Leute. Parteipolitische Streitereien haben hier keinen Platz."

Fremdschämen für die Politik

Elisabeth Höllwarth-Kaiser hat klare christlich-soziale Werte und ist eine Politikerin der Mitte. Sie sieht sich als Fürsprecherin der Politik, auch wenn sie sich für die Opposition auf Bundesebene "fremdschämt". "Das Niveau in Parlamentsdebatten ist schlimm, das kann man sich nicht anschauen. Bei uns in der Gemeinde herrscht eine gute Diskussionskultur und jede Fraktion soll mitkönnen, wir arbeiten alle gut zusammen. Wir überstimmen nicht, sondern wir wollen, dass unsere Entscheidungen breit getragen werden."

Das wichtigste Element für eine hohe Lebensqualität in Oberhofen ist für sie das Gemeindeleben, die Dorfgemeinschaft. Um diese zu stärken, ist sie stets hellhörig. "Ich bin selbst Teil davon und bemühe mich darum, alles so gut wie möglich zu unterstützen." Jene, die noch nicht Teil der Gemeinschaft sind, zum Beispiel Bürger, die aus anderen Gemeinden zuziehen, "sind herzlich eingeladen, an der Dorfgemeinschaft teilnzunehmen".