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Bundeskanzler Nehammer: "Der Lockdown endet für Geimpfte am 12. Dezember"

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat in seiner ersten Pressekonferenz als Regierungschef ein Ende des Lockdowns mit kommendem Wochenende zugesichert: "Die Öffnung wird stattfinden." Es sei nur noch eine Frage des Wie. Neben dem Handel bezog Nehammer auf Nachfrage auch die Gastronomie, Hotellerie und andere Bereiche in diese Ankündigung ein. Offen seien nur die Schutzmaßnahmen. Wiens Bürgermeister Ludwig kündigte unterdessen ebenfalls eine schrittweise Öffnung ab 13. Dezember an.

Der neue Bundeskanzler: Karl Nehammer.
Der neue Bundeskanzler: Karl Nehammer.

Bundeskanzler Nehammer verwies darauf, dass die Landeshauptleute sich ja schon im Vorfeld auf die dreiwöchige Dauer des Lockdowns festgelegt hätten. Nunmehr habe man eine positive Tendenz, die man zu einem positiven Trend machen müsse. Die Frage sei daher nicht, ob man den Lockdown beende sondern wie und mit welchen Schutzmaßnahmen. Man werde jedenfalls so vorsichtig als möglich vorgehen, wobei er beispielsweise den Gebrauch von FFP2-Masken als "wichtigen Faktor" nannte.

Der neue Kanzler betonte, man spüre in der Bevölkerung, dass die Öffnung wichtig sei. Es gehe für Menschen ja auch darum, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Wichtig sein werde aber Kontrolle und Sanktionierung bei Nicht-Einhaltung der aufgestellten Regeln.

Wien öffnet ab 13. Dezember schrittweise für Geimpfte

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig kündigte in einem Statement an, dass Wien ebenfalls ab 13. Dezember den Lockdown schrittweise beenden wird - allerdings ebenfalls mit der 2G-Regel. Am 13. Dezember soll zunächst der Handel mit 2-G-Regel aufmachen, eine Woche später dann Gastronomie und Hotellerie. Weihnachtsmärkte können ebenfalls am 13. Dezember öffnen, allerdings in der ersten Woche nur mit Takeaway.

"Es geht um ein Miteinander im Kampf gegen das Virus"

Wie Nehammer unterstrich, hat er gleich nach seiner Ernennung am Montag Gespräche mit Experten wie Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres, der Virologin Dorothee von Laer, dem Simulationsexperten Niki Popper oder der Generaldirektorin für die Öffentliche Gesundheit Katharina Reich gesucht. Auch mit den Vorsitzenden von SPÖ und NEOS habe er Kontakt aufgenommen. FPÖ-Obmann Herbert Kickl sei noch mit seiner Terminfindung beschäftigt.

Auch wenn er die Freiheitlichen dafür tadelte, ein Wurmmittel für die Corona-Behandlung zu empfehlen, reichte Nehammer den Maßnahmen-Gegnern insgesamt die Hand. Der Kanzler hält eine Änderung der Sprache für notwendig. Es gehe nicht gegeneinander, es gehe um ein Miteinander im geschlossenen Kampf gegen das Virus. Denn dieses sei der Feind. Mit der Impfung wiederum könne man neue Lockdowns verhindern.

Daher wird von Bundesseite weiter zwischen Geimpften und Ungeimpften unterschieden. Für letztere Gruppe wird der Lockdown wie geplant weitergehen, hatte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) schon in der "ZiB2" avisiert. Das ist auch die Haltung Nehammers.

Arbeiterkammer Salzburg begrüßt Lockdown-Ende

Salzburgs AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder begrüßt die geplanten Öffnungsschritte. "Am Weihnachtsgeschäft hängen tausende Existenzen. Jetzt gehört daher der Blick auf die Beschäftigten und die Wirtschaft gerichtet", erklärt Eder in einer Aussendung. Um einem neuerlichen Anstieg der Infektionen entgegenzuwirken, müssen die Öffnungsschritte aus seiner Sicht mit klar nachvollziehbaren Maßnahmen gekoppelt sein.

Bund-Länder-Gipfel am Feiertag

Mückstein betonte am Dienstag am Rande des EU-Rats mit seinen Ressortkollegen ebenfalls, dass der Lockdown am Wochenende zu Ende gehen werde. Allerdings könnte aus seiner Sicht wieder einmal regional unterschieden werden. Denn Mückstein verwies darauf, dass man mit den Bundesländern über einzelne Maßnahmen dort in Verhandlung sei. Die Möglichkeit regionaler Maßnahmen sprach auch Nehammer am Dienstag an.

Zuletzt hatte es größere Zweifel gegeben, ob angesichts noch immer erheblicher Spitalsbelegungen tatsächlich schon alle geschlossenen Branchen wieder öffnen sollten. Dies hatte zwar der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) gefordert, beispielsweise aber der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) ein vorsichtiges Vorgehen befürwortet. Auch aus der niederösterreichischen Landesregierung hieß es gestern, dass an den Spitälern keine Entwarnung gegeben werden könne. Die Ampel-Kommission hatte vergangene Woche für "behutsame Öffnungsschritte" geworben.

Druck kommt dagegen von der Wirtschaft. Kammerpräsident Harald Mahrer fand es trotz Verweis auf weiter extrem hohe Zahlen an den Intensivstationen im Ö1-"Morgenjournal" "selbstverständlich", eine Öffnung aller Branchen nach dem Lockdown-Ende einzufordern. In vergleichbaren Ländern wie der Schweiz werde ja auch jetzt dem normalen Geschäft mit Sicherheitseinschränkungen nachgegangen.

Die endgültige Entscheidung über den Corona-Weg in Österreich ab kommendem Sonntag wird wohl bei einem Gipfel am Feiertag in Wien fallen.