Ein Holocaust-Museum in Wien? Der lang gehegte Wunsch von Oskar Deutsch, dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien (IKG), könnte 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs mit der neuen Bundesregierung in Erfüllung gehen. Zumindest schrittweise. Im Regierungsprogramm von Schwarz-Rot-Pink findet sich unter dem Punkt "Impulse für eine zeitgemäße Erinnerungskultur" der Satz: "Durchführung einer Machbarkeitsstudie zur Einrichtung eines Österreichischen
Holocaust-Museums (ÖHM) als Sammlungs-, Bildungs-, Forschungs- und
Gedenkort und Absicherung der bestehenden Einrichtungen zum Thema
Erinnerungskultur." Und trotz angespannter Budgetlage wird das Projekt nun angegangen und die Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Bis zum Frühsommer soll sie fertig sein und dem Ministerrat vorgestellt werden, wie der dafür zuständige Staatssekretär Alexander Pröll (ÖVP) am Mittwoch sagte. 80 Jahre nach Kriegsende gelte es, "die Erinnerung an das, was damals geschah, lebendig zu halten", betonte er. Staatssekretärin Michaela Schmidt (SPÖ) sagte, dass "Orte der Erinnerung sichtbar gemacht werden" müssten.
Zeitzeugen erzählen als Hologramme ihre Geschichten
Oskar Deutsch regte schon 2022 an, aufgrund der immer weniger werdenden Zeitzeugen in Wien ein Holocaust-Museum zu schaffen - als Erinnerungsort, der sich der Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden widmen soll. Anlass war die Antisemitismus-Studie 2022 des österreichischen Parlaments. Der ehemalige Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) unterstützte den Vorschlag von Deutsch auch mit Vehemenz. Nun werden in einem ersten Schritt detaillierte Informationen über vorbildliche Gedenk- und Bildungsorte eingeholt, wurde betont.
Als Vorbilder für das Museum in Wien gelten etwa Yad Vashem in Jerusalem oder die Holocaust-Museen in Washington und Los Angeles, in denen Zeitzeugen virtuell als Hologramm ihre Geschichten erzählen. Weiters sollen schon Gespräche mit einschlägigen Institutionen geführt werden.
Wo könnte das Museum errichtet werden?
Über die Frage, wo ein solches Museum errichtet werden könnte, ist bereits viel diskutiert worden. Vor vielen Jahren galt der Morzinplatz - dort befand sich unter den Nazis die Gestapo-Zentrale - in unmittelbarer Nähe des Schwedenplatzes als möglicher Ort -, wobei es dabei noch um die Übersiedelung des Jüdischen Museums gegangen wäre. Oskar Deutsch hingegen brachte ein unterirdisches Museum ins Spiel, das unter dem geschichtsträchtigen Heldenplatz im Herzen der Stadt errichtet werden könnte.