Offiziell starten die Gespräche zwischen den drei stimmstärksten Parteien, die Bundespräsident Alexander Van der Bellen angeordnet hatte, erst am Dienstag. In einer Pressekonferenz am Montagvormittag setzte FPÖ-Chef Herbert Kickl aber bereits den Ton. Nicht nur an Van der Bellen übte er direkte Kritik, auch für ÖVP und SPÖ fand er harte Worte. Das rief die Volkspartei wiederum dazu auf, am Nachmittag eilig zur Pressekonferenz aufzurufen. "Dazu haben wir einiges klarzustellen", betonte Generalsekretär Christian Stocker vor der Presse.
Man sei der Meinung, dass die stimmenstärkste Partei den Auftrag zur Regierungsbildung erhalten solle. Andererseits halte man Wort: Eine Koalition mit Herbert Kickl schließe man weiterhin aus.
"Es braucht Koalitionen"
"Es gibt hier in Österreich kein Mehrheitswahlrecht, es braucht Koalitionen", betonte Stocker weiter. Der FPÖ-Chef dürfe sich nicht wundern, wenig Partner zur Regierungsbildung zu haben, "wenn man fünf Jahre lang alle anderen als Diktatoren bezeichnet". Neben persönlichen Gründen gebe es auch inhaltliche Unterschiede zwischen FPÖ und ÖVP. Für die Umsetzung des Österreichs-Plans, mit dem die Volkspartei in die Nationalratswahl gezogen sei, sei die FPÖ nicht der richtige Partner. Das zeige sich am bisherigen Wahlverhalten der Freiheitlichen im Parlament, argumentierte Stocker: "Wir stehen für das, was wir sagen. Herbert Kickl sagt es, stimmt aber immer dagegen."
Der FPÖ-Chef selbst habe sich in Verschwörungstheorien verloren. Die Identitären bezeichne er als unterstützenswerte NGO von rechts, kritisierte Stocker. "Es ist einfach unrichtig, dass die Programme, wenn wir sie übereinanderlegen, übereinstimmen", betonte der ÖVP-Generalsekretär. All diese Aspekte würden in einer Regierung für Instabilität sorgen. Daher komme eine Koalition mit Herbert Kickl für die ÖVP weiterhin nicht infrage.
"Herbert Kickl wurde nicht zum Bundeskanzler gewählt"
1,4 Millionen Wählerinnen und Wähler hätten nicht wegen, sondern trotz Herbert Kickl ihr Kreuz bei der FPÖ gesetzt. "Herbert Kickl wurde nicht zum Bundeskanzler gewählt", so Stocker, der Karl Nehammer durch das Wahlergebnis in dieser Position bestätigt sah. Einen letzten Seitenhieb gab Stocker in Richtung der FPÖ zum Schluss der Pressekonferenz: "Damit Sie den Unterschied auch im Stil sehen, kommen wir jetzt zu den Fragen." Solche waren bei der Pressekonferenz der FPÖ am Vormittag nicht erlaubt.