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Lockdown für Ungeimpfte, 2G in der Gastronomie: Neue Corona-Stufen sollen die Impfung vorantreiben

Die Regierung hat am Freitagabend neue Verschärfungen der Corona-Maßnahmen beschlossen, die v.a. auf Ungeimpfte abzielen.

Die Regierung verkündete Verschärfungen.
Die Regierung verkündete Verschärfungen.
(2.v.l.) Minister Wolfgang Mückstein (Grüne), Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) und Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) anl. der Videokonferenz mit den Ländervertretern zur Corona-Situation am Freitag
(2.v.l.) Minister Wolfgang Mückstein (Grüne), Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) und Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) anl. der Videokonferenz mit den Ländervertretern zur Corona-Situation am Freitag

Sobald 500 Intensiv-Betten mit Corona-Patienten belegt sind, dürfen viele Bereiche wie die Gastronomie nur mehr geimpft oder genesen ("2G"-Regel) betreten werden. Ab 600 belegten Betten kommt es zu "Ausgangsbeschränkungen" für Ungeimpfte, gab die Regierung nach einer Sitzung mit den Landeshauptleuten bekannt. Vorerst gratis bleiben die Corona-Tests.

"Stufenplan" wird erweitert

Mit den neuen Maßnahmen adaptiert die Regierung den seit Mitte September aus drei Phasen bestehenden "Stufenplan" um zwei weitere Stufen. Abgezielt wird damit vor allem auf die Ungeimpften - ausgenommen bleibt die nicht impfbare Bevölkerung, aktuell etwa Kinder unter 12 Jahren.

Die neue Phase 4 des Planes sieht eine 2G-Regel in all jenen Bereichen vor, in denen zuvor (in Stufe 3) die 2,5G-Regel (geimpft, genesen, PCR-getestet) zum Einsatz kommt. Sollte die Marke von 500 belegten Intensiv-Betten (25 Prozent der Intensivkapazitäten) überschritten werden, wird Ungeimpften damit der Eintritt in Bereiche wie Gastronomie und Hotellerie versagt. Das gilt dann auch bei Vorlage eines negativen Tests - egal ob Antigen oder PCR. Auch Veranstaltungen, Kultureinrichtungen, Freizeiteinrichtungen oder Sportveranstaltungen dürften davon betroffen sein. Details werden laut Gesundheitsministerium noch ausgearbeitet - und in einer Verordnung von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) fixiert.

Wann der "Lockdown für Ungeimpfte" droht

Sollte die Intensivstations-Auslastung 600 Betten übersteigen (bzw. 30 Prozent), dann kommt es zu Phase 5. Diese bringt laut Mückstein "Ausgangsbeschränkungen" für Ungeimpfte - also den bereits aus früheren Pandemie-Phasen bekannten Lockdown. Damit wäre für die "ausschließlich Getesteten" das Verlassen des eigenen privaten Wohnbereichs dann nur noch in wenigen Ausnahmegründen gestattet, etwa zur Grundversorgung wie etwa Einkäufe oder zum Weg in die Arbeit, so Mückstein.

Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) sagte, man sehe die "Pandemie noch nicht in unserem Rückspiegel. Wir sind drauf und dran, ohne Not in eine Pandemie der Ungeimpften zu stolpern", dies gelte es zu verhindern. Einen Lockdown für Geimpfte bzw. Genesene schloss der Kanzler aus. "Die Beschlüsse, die wir heute gefasst haben, haben keine Auswirkung auf die Geimpften." Es müsse allen ungeimpften Menschen klar sein, "dass große Verantwortung auf ihren Schultern lastet", verwies er auf die Belegung der Intensivstationen, die auch Auswirkungen auf andere Patienten abseits Corona hat. "Ich werde es als Bundeskanzler nicht zulassen, dass das Gesundheitssystem überlastet wird, weil wir noch zu viele Zögerer und Zauderer haben."

Mückstein: "Werden Geschützte und Getestete unterscheiden"

Aktuell beträgt die Auslastung der Intensivstationen mit Corona-Patienten mehr als 220 Betten - das sind rund elf Prozent der Gesamtkapazität. Als "kritisch" gilt eine Marke von 33 Prozent, also nur knapp über dem für Phase 5 genannten Grenzwert. Mückstein betonte, man werde alles daran setzen, nicht in die Nähe dieser kritischen Marke zu kommen. "Die neuen Schritte betreffen vor allem Menschen ohne Impfschutz", sagte auch er. "Wir werden Geschützte und Getestete unterscheiden." Wie auch Schallenberg appellierte er an alle, sich impfen zu lassen. "Es gibt eine Alternative zu den eben beschriebenen Stufen und Einschränkungen: die Impfung."

Stufe 1 seit 15. September in Kraft

Bestehen bleiben die bereits im September vorgestellten Stufen 1 bis 3. Stufe 1 (ab 200 belegten Betten) ist seit 15. September in Kraft. Diese brachte die FFP2-Pflicht in vielen Bereichen (etwa in Supermärkten und sonstigen Lebensmittelgeschäften, in Apotheken, Trafiken und in öffentlichen Verkehrsmitteln).

Stufe zwei tritt sieben Tage nach Überschreitung einer Intensivstations-Auslastung von 15 Prozent (300 Betten) in Kraft. Mückstein rechnet mit Blick auf die Prognosen damit, dass diese Marke bald erreicht wird. Für die Nachtgastronomie (und "ähnlichen Settings") würde dies eine 2G-Regel bringen - ebenso für Veranstaltungen ohne zugewiesene Sitzplätze mit mehr als 500 Personen. Außerdem sind dann die Antigentests mit Selbstabnahme ("Wohnzimmertests") nicht mehr als Nachweis für 3G-Bereiche gültig.

Sollte es zu einer Auslastung von 20 Prozent der Kapazitäten (400 Betten) kommen, dann tritt Stufe 3 in Kraft - und zwar anders als bisher vorgesehen nicht nach weiteren sieben Tagen, sondern sofort. In Bereichen mit 3G verliert der Antigentest dann gänzlich seine Gültigkeit. Zutritt zu Gastronomie und Co. hätten damit nur mehr Geimpfte, Genesene oder Personen mit aktuellem PCR-Test.

Tests sollen kostenlos bleiben

Hinsichtlich der oftmals diskutierten Frage der weitern Verfügbarkeit von Gratis-Corona-Tests hieß es aus dem Gesundheitsministerium am Freitagabend auf APA-Anfrage, eine laufende Evaluierung bezüglich aller Maßnahmen finde selbstverständlich weiterhin statt und künftige Anpassungen seien "jederzeit möglich". Für "die nächste Zeit" sei aber eine Weiterführung der kostenlosen Tests vorgesehen.

In der Sitzung wurden auch kritische Stimmen aus den Ländern laut. So drängte dem Vernehmen nach der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) auf Tempo und nahm den Bund in die Pflicht, habe dieser doch vor dem Sommer die Pandemie für beendet erklärt. Er will 2G so schnell wie möglich breit einführen und analog zur in Wien schon lange geltenden Regel FFP2-Maskenpflicht in allen Geschäften (nicht nur bei den Grundversorgern). Einen positiven Ausblick gab nach der Sitzung Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ): Die Zulassung der Impfung für Kinder von fünf bis elf werde wahrscheinlich im November erfolgen.

Scharfe Kritik an den Plänen äußerte am Abend FPÖ-Obmann Herbert Kickl. "Die Bundesregierung ist mit ihrem Latein am Ende. Jetzt startet sie mit der Vorbereitung einer Schutzhaft für Ungeimpfte einen Verzweiflungsangriff auf die Bevölkerung", sagte er in einem schriftlichen Statement gegenüber der APA. "Das ist ein Schritt, der an die dunkelsten Kapitel unserer Geschichte erinnert. Mit der angedrohten Freiheitsberaubung sollen die Menschen in der Impffrage erpresst werden", so sein Vorwurf. "Was wir hier sehen, ist eine Regierung im Korruptionseck, die offenbar durchdreht."

KOMMENTARE (17)

Gerhard Reisenhofer

Seit November 2019 ist es Bekannt das es Covid 19 gibt. Nur was haben all die Politiker und vor allem Überbezahlte Virologen a la Greil daraus gelernt. Nichts außer wichtige Sprüche zu klopfen und die Bevölkerung zu Verunsichern und zu Spalten. Der Mückstein und seine Experten , sollten mal in sich gehen und zugeben das sie KLÄGLICH Versagt haben.
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Martina Morawitz

Kein einziger meiner Kommentare wurde veröffentlicht- ich kenn mich aus und bestätigt nur meine Meinung
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Salzburger Nachrichten

Sehr geehrte Frau Morawitz, Ihre Kommentare wurden alle freigegeben, schreiben Sie uns gerne, auf welchen Artikel oder Post Sie sich genau beziehen, dann sehen wir für Sie nach. Kommentare auf unserer Webseite müssen erst durch die Online-Redaktion freigegeben werden, bevor sie für alle auf der Seite sichtbar sind.

Peter Lüdin

Es wird den Corona-Skeptikern auf der Welt wohl nichts anderes übrig bleiben, als Parteien zu gründen, Wahlen zu gewinnen und in Regierungsverantwortung mit parlamentarischen Mehrheiten die gewünschten Änderungen durchzusetzen. Spätestens dann werden die Corona-Skeptiker erkennen, dass sie mit Demonstrationen bei dem Thema keinen Staat lenken können.
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Peter Christian Vogl

Das Geniale an der Impfung ist angeblich, dass Sie das menschliche Immunsystem zerstört und damit nie Schuld hat an Nebenwirkungen bis hin zum Tod.
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Gabriela Kaufmann

Alles schön und gut. Nur wer kontrolliert das ob er/sie in der Wohnung bleibt oder eher meint das sei eine unverbindliche Empfehlung ? Meldet der Arbeitgeber Ungeimpfte ? Sollte er, sonst ist das ganze ja Sandkasten spielen... Weingstens Gehalt einfrieren. Wenn diese Dillos schon selber nicht draufkommen: Ihre Eltern haben diese Kickl Fans gegen Kinderlähmung, Pocken usw. impfen lassen damits gsund bleiben. Und jetzt stellen sie sich außerhalb unserer Gemeinschaft. Dürfte am Bildungssystem liegen.
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Martina Morawitz

Wenn alle Ungeimpften zu Hause bleiben, dann steht in Österreich die Wirtschaft still. Schon mal überlegt?

Martina Morawitz

"Nicht gespaltet " natürlich :)

Martina Morawitz

Es gibt unzählige Corona Cluster unter doppelt Geimpften - so gesehen müssten ALLE getestet und wenn es sein muss in einen Lockdown. Corona macht vor NIEMANDEN halt Denke alle gesetzten Maßnahmen sollten für ALLE gelten, dann wird auch unsere Gesellschaft nicht gestaltet.

Gerhard Kößler

Werte Frau Kaufmann, Sie haben mit Ihrem Kommentar tausende Menschen, oder "Dillos", wie Sie sagen, beleidigt. Wenn Sie einer Gemeinschaft angehören, wo das üblich ist, verzichte ich gerne, Teil dieser Gemeinschaft zu sein.

Claudia Klammer

was ist mit flächendeckenden Antikörper-Tests? Dann wüsste man endlich, wie hoch die Herdenimmunität tatsächlich ist!
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Martina Morawitz

Laut Gesundheitsministerium sagen Antikörper Tests nichts über den Schutz vor einer Erkrankung aus. Man weiß nur dass eine Impfung schützt. Die WHO hat einen Wert festgelegt- Dieser gilt anscheinend in Österreich nicht. Ärzte, die Patienten aufgrund hoher Antikörper Werte von einer Impfung abraten, könnten große Probleme bekommen. Soll sich jeder denkende Mensch selber eine Meinung dazu machen.

Claudia Klammer

Was in diesem Bericht nicht angesprochen wird: unterscheidet man bei der Intensivbetten Belegung zwischen geimpften und ungeimpften Patienten? Derzeit sind weltweit überwiegend doppelt geimpfte Patienten in den Krankenhäusern ...
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Martina Morawitz

Das ist anscheinend in Österreich anders ... schon komisch In Österreich liegen hauptsächlich Ungeimpfte oder nicht vollständig Geimpfte auf den Intensiv Stationen Ärzte und Krankenhauspersonal haben eine Schweigepflicht

Katharina Teufel-Lieli

Offener Faschismus. Herr Mückstein weiß garantiert, dass immer mehr Geimpfte erkranken, aber er hält es nicht aus, dass nicht alle seinen Anordnungen gefolgt sind. Spannend, wie dieser Menschenschlag wieder überall aus den Löchern kriecht. Wehret den Anfängen haben wir hinter uns, wir sibd schon mittendrin
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Martina Morawitz

Unglaublich

Martina Morawitz

Warum wird in den Medien das falsch dargestellt? Laut Gesundheitsministerium liegen fast nur Ungeimpfte auf den Intensivstationen.

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