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Österreichs Politikspitze gedachte der Corona-Toten

Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und weitere Vertreter der heimischen Spitzenpolitik haben am Freitagvormittag an einer Gedenkfeier für Covid-Verstorbene teilgenommen. Sie sprachen den Hinterbliebenen Mitleid aus und dankten Ärzten, Krankenschwestern, Pflegern für ihre Leistung in Zeiten der Pandemie.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hielt eine Rede im Gedenken an die Covid-Opfer.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen hielt eine Rede im Gedenken an die Covid-Opfer.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen hielt eine Rede im Gedenken an die Covid-Opfer.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen hielt eine Rede im Gedenken an die Covid-Opfer.

An die bisher 9843 gezählten Coronatoten in Österreich erinnerte am Freitag die Staatsspitze bei einem Gedenkakt in der Wiener Aula der Wissenschaften. Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bezeigten - namens der Republik - den Hinterbliebenen ihr Mitgefühl und dankten dem medizinischen und dem Pflegepersonal für ihren "fast schon übermenschlichen" Einsatz in der Pandemie. Vertreter der Religionsgemeinschaften sprachen Gebete.

Van der Bellen: "Das Leben ist unendlich wertvoll"

"Ich möchte allen, die im letzten Jahr einen geliebten Menschen verloren haben, auch im Namen der Republik Österreich mein tief empfundenes Mitgefühl ausdrücken. Sie sind nicht allein! Viele, viele, wir alle trauern mit Ihnen", würdigte Bundespräsident Van der Bellen das traurige Schicksal der "vielen, zu vielen", denen in der Pandemie "ein unwiederbringlicher Schatz verloren gegangen" ist. Er dankte allen Menschen in den Krankenhäusern und Pflegeheimen, "die die Sterbenden unermüdlich fürsorglich betreut haben und ihnen im Augenblick des Todes beigestanden sind".

Van der Bellen hob aber auch die "tiefe menschliche Weisheit" hervor, die hinter der Unwiderruflichkeit des Todes steht: "Das Leben ist wertvoll. Unendlich wertvoll. Lassen Sie uns unsere Verstorbenen gemeinsam in liebender Erinnerung im Herzen behalten. Und lassen Sie uns das Leben schätzen."

"Die Coronapandemie hat uns viel abverlangt. Wahrscheinlich mehr, als wir uns alle vorstellen hätten können", verwies Kanzler Kurz auf "Wunden und Narben, die uns noch lange beschäftigen werden". Jeder und jede einzelne der Coronatoten "wird uns, als Gesellschaft, fehlen". Ihr Schicksal sollte "Warnung sein, dass wir als Gesellschaft dieses heimtückische Virus niemals unterschätzen".

Neben dem persönlichen Leid habe Corona auch tiefe Gräben in der Gesellschaft gebracht - "zwischen jenen, die die Ansteckung fürchten und bereit sind, ihre Freiheit maximal einzuschränken, und jenen, die die Ansteckung weniger oder nicht fürchten und nicht bereit sind, ihre Freiheit dafür einzuschränken". Der Weg, bis alle Wunden geheilt und alle Gräben zugeschüttet sind, werde noch ein langer sein. Aber das Ziel müsse sein, "diese Gräben zu überwinden, aufeinander zuzugehen und uns auch wieder zu versöhnen", appellierte Kurz: "Wir alle tragen Verantwortung, dass wir uns von diesem Virus - das sich niemand ausgesucht hat - nicht spalten lassen", damit Österreich "in den nächsten Monaten gestärkt und geeint aus dieser schwierigen Zeit, aus dieser Krise hervorgehen wird".

In einer Gesprächsrunde dankte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) - unter Hinweis auf die Erfahrung mit seinem Vater, der wochenlang auf der Intensivstation lag - allen Ärzten, Krankenschwestern und Pflegern. Es sei beeindruckend, "mit welchem Einsatz, welcher Kompetenz und Professionalität, aber auch mit wie viel Menschlichkeit" sie unter diesen schwierigen Umständen um das Leben Erkrankter rängen und Sterbende begleiteten.

Für die Toten, die Hinterbliebenen, aber auch für die Gesundung der aktuell Erkrankten - 2122 lagen am Freitag in den Spitälern, 558 von ihnen auf Intensivstationen - beteten Kardinal Christoph Schönborn (katholische Kirche), Bischof Michael Chalupka (evangelische Kirche), Präsident Oskar Deutsch (Israelitische Kultusgemeinde), Metropolit Arsenios Kardamakis (orthodoxe Kirche) und Präsident Ümit Vural (Islamische Glaubensgemeinschaft).

FPÖ fehlte: "Haben davon aus den Medien erfahren"

Zu dem via ORF und Internet österreichweit übertragenen Gedenkakt hatten sich Spitzenpolitiker fast aller Parteien, Vertreter der Hinterbliebenen, der medizinischen und der Pflegeberufe sowie der Religionsgemeinschaften in der Aula der Wissenschaften versammelt - unter strengen Coronaregeln: Alle Teilnehmer mussten einen negativen Test vorweisen, in der Aula saßen sie mit Masken und weitem Abstand verteilt. Nicht dabei war die FPÖ: Deren Parteichef, der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer, hatte im Vorfeld beklagt, "aus den Medien" davon erfahren zu haben, und erklärt, er sei ohnehin verhindert.

Musikalisch begleitet wurde das Gedenken durch ein Streichquartett der Wiener Philharmoniker. Auf den Gebäuden der Hofburg, am Bundeskanzleramt, am Außenministerium und am Parlament waren die Fahnen auf halbmast gesetzt.