16 Jahre. So lang war Sepp Eisl Landesrat. Nun geht er - nach der Landtagswahl am 5. Mai wird er nicht mehr Politiker sein. Am Donnerstagvormittag sitzt Eisl gemeinsam mit seinem Parteichef Wilfried Haslauer an einem Holztisch in der Landwirtschaftsschule Kleßheim. Die Pressekonferenz geht in der Holzwerkstatt der Schule über die Bühne, die Journalisten sitzen auf den Sesseln der Schüler. Erst kurz vor dem Termin haben sie Ort und Zeit erfahren - die ÖVP wollte sich die schöne Überraschung nicht versauen. Man merkt: Es ist Wahlkampf, alles ist Inszenierung. Sogar ein Abgang.
Haslauer streut Eisl Rosen. Er war einer seiner wackersten Kämpfer. "Freundschaft und Respekt" verbinde ihn mit seinem 48-jährigen Landesrat, "wie Pech und Schwefel" sei man gewesen. Warum muss Eisl dann gehen?Bruder bei Autounfall gestorbenEr sagt, er gehe freiwillig. Aus persönlichen Gründen, vor drei Wochen war sein Bruder bei einem tragischen Autounfall ums Leben gekommen. "In so einer Situation überlegt man sich, wo die Prioritäten liegen", sagt der scheidende Landesrat. Zu wenig Zeit habe er immer gehabt. Für den Bauernhof im Flachgau, für seine Frau, seine sieben Kinder. "Es ist der rechte Zeitpunkt, dass ich loslasse."
Landwirtschaft, Naturschutz, Energie, das waren die Ressorts des Aberseer Landwirts. Und: das Personal. Wobei ihn gerade die Hoheit über das Heer der Landesbediensteten zu dem mächtigen Mann machte, der er jahrelang war.
Eisl galt stets als beinhart. Beinhart als Lobbyist der Salzburger Bauern. Beinhart als Verhandler mit der SPÖ, wenn es um Ressorts und Posten ging. Beinhart auch in den Kämpfen um Gehälter und Planstellen, die er mit der Personalvertretung ausfocht.Priller als großer GegnerGenau dort fand Eisl auch stets seinen würdigsten Gegner: Helmut Priller, Vorsitzender des Dienststellenausschusses der Landesregierung. Der ist tiefrot, natürlich. Die Zusammenstöße der beiden sind legendär - und führten zuletzt gar zum Aufmarsch von Tausenden zornigen Landesbeamten im Chiemseehof. Wird Priller seinen Widerpart jetzt vermissen? Eher nein. "Wobei ich ihm persönlich alles Gute wünsche", sagt der Personalvertreter. Inhaltlich seien die Jahre mit Eisl aber eine "verlorene Zeit" gewesen. Nun sei es Zeit für "ordentlichen" Ersatz.
Außerhalb des bürgerlichen Lagers war Eisl nie beliebt. "Er hat polarisiert", meinte diplomatisch Wilfried Haslauer. Respekt empfinden auch in der SPÖ einige für Eisl - etwa dessen langjähriger Regierungskollege, Wohnbaulandesrat Walter Blachfellner. Die Partei teilte jedoch schon Mittwoch mit, dass ihr Vertrauen in Eisl "zerstört" sei. FPÖ-Chef Karl Schnell empfindet zwar Mitleid mit Eisl, weil dieser einen nahen Verwandten verloren hat. Als wahren Rücktrittsgrund hält Schnell aber Eisls Rolle im Finanzskandal für wahrscheinlicher. Grünen-Chef Cyriak Schwaighofer lobt Eisls Handschlagqualität und Einsatz für Biomasse und Bauen mit Holz. Die Bilanz Eisls als Politiker sei aber eher "durchwachsen".
Fest steht: Die ÖVP und Salzburgs Bauern verdanken Eisl viel - wie auch ÖVP-LAbg. Josef Schöchl betont. Wer Eisl nachfolgen soll? Wird natürlich erst am Freitag verraten. Warum nur eine Politinszenierung, wenn man auch zwei haben kann?