Bis zum Abend hatten sich die Chefs von ÖVP und SPÖ nach dem plötzlichen Austritt der Neos aus den Regierungsverhandlungen am Freitagvormittag bedeckt gehalten. Gegen 18.20 Uhr meldete sich Kanzler Karl Nehammer dann in einem Statement auf X zu Wort. "Ich bin der Meinung, dass es in diesen herausfordernden Zeiten eine Zusammenarbeit der politischen Mitte braucht, weil viel auf dem Spiel steht", sagte er darin. Es gehe um Wohlstand und soziale Sicherheit nach einer Zeit der globalen Krisen. Das werde man nur mit Reformen schaffen. "Als Volkspartei haben wir den Mut für diese Reformen." Nehammer formulierte auch gleich, an die SPÖ adressiert, was ihm wichtig sei: "Eine Politik, die den Standort und die Wettbewerbsfähigkeit stärkt und Arbeitsplätze schafft." Zudem sei eine konsequente Asyl- und Integrationspolitik notwendig. "Wer zu uns kommt, muss sich anpassen." Außerdem wolle er ein gesundes Gesundheitssystem. Der Wohlfahrtsstaat werde durch arbeitende Menschen ermöglicht, diese wolle man unterstützen. Und abschließend sagte er: "Die konstruktiven Kräfte der politischen Mitte sind aufgerufen, diesen Weg jetzt mit uns mitzugehen."
Nach Neos-Absprung: Bablers Hand "bleibt ausgestreckt", Nehammer äußert sich auf X
Nach dem Absprung der Neos am Freitagvormittag meldeten sich am Abend auch die Parteichefs von ÖVP und SPÖ zu Wort. Karl Nehammer bedauerte in einem Videostatement auf X den Schritt der Neos. Andreas Babler betonte, weiter für Verhandlungen zur Verfügung zu stehen.

Angesichts des Ausstiegs der Neos aus den Koalitionsverhandlungen hatte am späten Freitagnachmittag der Parteivorstand der ÖVP getagt, für den Abend war noch eine Klubsitzung geplant. Eine formale Abstimmung über Nehammer gab es im Vorstand zwar nicht, allerdings sei dem Parteichef durch Wortmeldungen der "Rücken gestärkt" worden, hieß es nach der Sitzung zur APA.
Babler: "Wir waren genauso wie Sie in der Früh sehr überrascht"
Gleich zwei Mal war das Statement von SPÖ-Chef Andreas Babler am Freitag verschoben worden, nachdem Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger in der Früh den Austritt aus den Regierungsverhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und Neos verkündet hatte. Erst um kurz vor 19 Uhr trat dann auch Babler nach dem SPÖ-Präsidium vor die Presse.
"Wir waren genauso wie Sie in der Früh sehr überrascht", leitete Babler sein Statement ein. Bis in die Nachtstunden habe man am Donnerstag noch verhandelt, umso überraschter sei man vom "blitzartigen Ausstieg" der Neos gewesen. Zwar habe es noch Hürden gegeben, man sei aber auf einem guten Weg gewesen, betonte Babler: "Wir waren kurz vor dem Ziel, die Verhandlungen zu einem Ende zu bringen."
Unverändert sei man dazu bereit, Verantwortung zu übernehmen. "Unsere Hand bleibt ausgestreckt", betonte Babler. Es bleibe in schwierigen Zeiten wie diesen nur, Staatsverantwortung zu übernehmen: "In Krisenzeiten muss man zusammenhalten." Jetzt liege es an Karl Nehammer, die Bereitschaft der Sozialdemokratie wahrzunehmen und mit ihr "auf Augenhöhe zu verhandeln". Nicht dulden werde man Parallelverhandlungen zwischen ÖVP und FPÖ: "Hier erwarte ich mir eine klare Antwort der ÖVP."