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Nationalratswahl 2024: Digitale Wahlkabine dient Unentschlossenen als Orientierungshilfe

Am Sonntag wird ein neuer Nationalrat gewählt. Die digitale Wahlkabine (wahlkabine.at) bietet Unentschlossenen eine Orientierungshilfe.

Allein bei der letzten Nationalratswahl 2019 nutzte mehr als eine Million Menschen die Wahlkabine als Orientierungshilfe.
Allein bei der letzten Nationalratswahl 2019 nutzte mehr als eine Million Menschen die Wahlkabine als Orientierungshilfe.

Sollte der Konsum von Cannabis legalisiert werden? Braucht es kostenlose Verhütungsangebote für Menschen unter 25 Jahren? Und sollen Asylbewerbende schon nach drei Monaten Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten? Wer wissen will, wie sich die für die diesjährige Nationalratswahl werbenden Parteien zu Fragen wie diesen positionieren, erhält heuer wieder Auskunft auf www.wahlkabine.at.

Orientierungshilfe, keine Wahlempfehlung

Die neun bundesweit antretenden Parteien wurden von der Organisation zu 25 ausgewählten Sachthemen befragt. In der Wahlkabine kann sich jeder Nutzer durch die verschiedenen Fragen klicken und sie nach ihrer Wichtigkeit bewerten. Am Ende steht eine Aufschlüsselung jener Parteien mit den größten inhaltlichen Überschneidungen. "Die Wahlkabine ist eine Orientierungshilfe und keine Wahlempfehlung", betont Konrad Becker vom Institut für Neue Kulturtechnologien und Mitgründer des Projekts. Ziel sei es, die politische Debatte zu versachlichen. "Wir wollen Themen behandeln, die im Mainstream-Diskurs schnell untergehen oder die von Parteien vernachlässigt werden."

Digitale Wahlkabine unter wahlkabine.at.
Digitale Wahlkabine unter wahlkabine.at.

Wahlkabine stand vor dem Aus

Vor rund einem Jahr stand das Projekt noch vor dem Aus. Die Politikorientierungshilfe wurde nach zwei Jahrzehnten kurzzeitig eingestellt. "Die Finanzierung und die aufwendige redaktionelle Arbeit zu bewältigen ist zunehmend schwieriger geworden", sagt Becker. Die Wahlkabine gibt es seit 2002. Seitdem wurden mehr als 30 Landtags-, EU- und Nationalratswahlen begleitet und damit mehr als sechs Millionen Nutzerinnen und Nutzer erreicht. Allein bei der letzten Nationalratswahl 2019 nutzte mehr als eine Million Menschen die Wahlkabine als Orientierungshilfe. Für die heurige EU-Wahl stand keine Plattform zur Verfügung. Rund einen Monat vor der Nationalratswahl kommt das Projekt nun zurück. Mit dem Verband Österreichischer Volkshochschulen und der Kinderrechtsorganisation SOS-Kinderdorf konnte die Wahlkabine zwei neue Partner an ihrer Seite gewinnen. Finanziell unterstützt wird das Projekt mit 342.800 Euro auch von Marlene Engelhorns "Gutem Rat".

wahlkabine.at hat in der Politik wenig Freunde

Die Wahlkabine genießt über Österreichs Grenzen hinaus einen guten Ruf. Das Projekt zähle etwa zu den "Best-Practice-Modellen" im Rahmen des Europäischen Netzwerks für politische Bildung (NECE), betonen die Initiatoren.

In der Politik mache man sich mit der Arbeit hingegen eher keine Freunde. "Die meisten Politiker haben in Wahlkampfzeiten wenig Freude daran, konkrete Fragen gestellt zu bekommen", sagt Becker. Umso wichtiger sei die ausgewählte Kontrolle der Fragen - und der Antworten der Parteien. Nicht selten komme es vor, dass diese ihre Meinungen anders darstellen würden, als ihr Verhalten in der Vergangenheit eigentlich darlegt.

Auf ihre Plausibilität kontrolliert und eingeordnet werden die Antworten vor Veröffentlichung daher von einem Team aus Redaktion, Wissenschaft und Qualitätsmedien. Heuer sind etwa Journalistinnen und Journalisten von "Die Furche", "Die Presse", dem "Profil" und der "Augsburger Allgemeinen" Teil des Teams.