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Brisante Töne aus dem Palast des spanischen Königs

Eine weitere Geliebte bringt Spaniens Ex-König Juan Carlos in Schwierigkeiten: Sie zeichnete intime Gespräche mit ihm heimlich auf. Sie bringen auch seine Rolle beim Putsch 1981 ins Wanken.

Spaniens König im Ruhestand, Juan Carlos, mit Sohn Felipe, dem aktuellen König.
Spaniens König im Ruhestand, Juan Carlos, mit Sohn Felipe, dem aktuellen König.

Er ist zweifellos einer der berühmtesten Frauenhelden und Ehebrecher Spaniens. Doch seine ungezügelte Leidenschaft wird Altkönig Juan Carlos I., der von 1975 bis 2014 auf dem Thron saß, zunehmend zum Verhängnis. Vor allem, weil der 86-jährige König im Ruhestand seinen Liebhaberinnen brisante Geheimnisse anvertraute, die nach und nach ans Tageslicht kommen und den Ruf des früheren Staatsoberhauptes ruinieren.

Vor einigen Jahren erschütterten die Bekenntnisse von Corinna zu Sayn-Wittgenstein das Königshaus und die Gesellschaft. Die deutsche Geschäftsfrau, die nach eigenen Angaben von 2004 an eine mehrjährige Beziehung mit Juan Carlos unterhielt, enthüllte nach dem Bruch der Romanze pikante Details. Etwa über zweifelhafte Geschäfte des Königs, über seine millionenschweren Auslandskonten, die mit Schwarzgeldern gefüllt waren und über seine illegalen Steuertricks.

Jetzt bringt ihn eine weitere Ex-Geliebte in Schwierigkeiten. Bei dieser Liebhaberin handelt es sich um die Schauspielerin Barbara Rey. Die Spanierin zeichnete private Gespräche, die sie mit Juan Carlos in den 1990er Jahren führte, heimlich auf. 30 Jahre lang blieben die Tonbänder unter Verschluss. Nun wurden die Aufnahmen der Online-Zeitung Okdiario zugespielt. Die Veröffentlichung sorgt für einen Skandal.

In den Audios bekennt Juan Carlos erstmals in eigenen Worten, dass seine Ehe mit Königin Sofía seit vielen Jahrzehnten nur auf dem Papier besteht. Sie leben getrennt, seit der gemeinsame Sohn Felipe, Spaniens heutiger König, geboren wurde - also seit 1968. Juan Carlos und Sofía, Tochter des früheren griechischen Königs Paul I. und Urenkelin des deutschen Kaisers Wilhelm II., hatten 1962 geheiratet. 1975 wurde Sofía mit Juan Carlos' Krönung zur Königin.

Die Tonaufnahmen dokumentieren erstmals in aller Offenheit, dass die so harmonisch wirkenden Bilder der königlichen Familie mit Juan Carlos, Sofía und den Kindern Elena, Cristina und Felipe lediglich Fassade waren. Im Palast hatten Juan Carlos und Sofía jeweils eigene Wohnungen. "Es gibt überhaupt kein Familienleben", beschrieb Juan Carlos gegenüber seiner Geliebten die damalige Lage. "Wir sprechen kaum miteinander." Immerhin spiele Sofía perfekt ihre öffentliche Rolle, sagte Juan Carlos. "Unter uns gesagt, und das klingt vielleicht ein bisschen egoistisch: Aber das ist für mich sehr angenehm, weil sie auf wunderbare Weise ihre Pflichten als Königin erfüllt. Und außerdem hält sie durch. Sie haut nicht mit einem anderen ab." Während er immer neue Abenteuer suchte und Gerüchte über mehrere uneheliche Kinder aufkamen, stürzte sie sich in soziale Aufgaben.

Im Sommer 2014, nachdem immer neue Finanzaffären und andere Fehltritte bekannt wurden, musste Juan Carlos abdanken und seinem Sohn die Krone überlassen. 2020 zwang Felipe seinen Vater, das Land zu verlassen, um dem Ruf der Monarchie nicht weiter zu schaden. Seitdem lebt Juan Carlos im Wüsten-Exil in Abu Dhabi. Altkönigin Sofía, die inzwischen 85 ist, wohnt unterdessen weiterhin im Zarzuela-Palast vor den Toren der Hauptstadt Madrid, wo auch Felipe und seine bürgerliche Frau Letizia residieren.

Doch das Beben zu Hofe ist nicht überstanden. Täglich werden neue Schnipsel der Gespräche mit Rey veröffentlicht. Es sind überwiegend Mitschnitte von Telefonaten. Aber es soll auch Kameras und Mikrofone im Schlafzimmer gegeben haben. In der niederländischen Zeitschrift "Privé" erschienen Fotos, auf denen die Verliebten in eindeutigen Posen zu sehen waren. Zudem wird über Videos berichtet, die aus dem Schlafzimmerschrank heraus gedreht worden seien. Aber es geht nicht nur um Schlüpfriges.

Die Tonaufnahmen bringen auch das Bild des mutmaßlich heldenhaften Königs ins Wanken, der nach offizieller Lesart im Februar 1981, nach dem Versuch eines Militärputsches, die junge Demokratie rettete. Juan Carlos befahl 18 Stunden nach Putschbeginn der Armee, in die Kasernen zurückzukehren. Die nun hörbaren Äußerungen nähren den Verdacht, dass der König nicht vom Putsch überrascht wurde. Sondern dass er in die Pläne, die von seinem Vertrauten, General Alfonso Armada ausgeheckt wurden, eingeweiht war.

Explosive Enthüllungen, die der Geheimdienst vergeblich zu verhindern suchte. Rund 3,6 Millionen Euro seien an Rey gezahlt worden, berichtete Ex-Geheimdienst-Chef Emilio Manglano in seinem neuen Buch "Der Chef der Spione". Die Agenten hatten die Mission, das Material zu vernichten. Doch die Schnüffler konnten nicht alle Ton- und Bildkopien ausfindig machen.