Erfolgreich hat sich die Republik Moldau bei der Parlamentswahl den russischen Desinformationskampagnen und Störmanövern widersetzt. Nach der von der proeuropäischen Regierungspartei PAS klar gewonnenen Richtungswahl purzelten nicht nur in Chişinău, sondern auch in Kiew und Brüssel Felsbrocken von sorgengeplagten Würdenträgerherzen: Das schwarze Szenario eines Triumphs der prorussischen Kräfte samt Stillstand der EU-Annäherung und einer möglichen zweiten Front gegen die Ukraine ist den Moldauern und dem Westen erspart geblieben.
Statt der befürchteten Rückkehr in den Dunstkreis des Kremls bleibt der zerrissene EU-Anrainer auf dem europäischen Pfad. Doch trotz des wichtigen Etappensiegs gibt es weder für die Regierungspartei PAS noch für die sie kräftig unterstützenden EU-Partner Anlass für Triumphgefühle oder Selbstzufriedenheit. Mit einer Durchschnittspension von etwas über 200 Euro haben viele ältere Moldauer Probleme, über die Runden zu kommen - und bleiben für populistische Heilsbotschaften empfänglich. Über ein Drittel der Wähler hat für offen oder verdeckt prorussische Kräfte gestimmt: Solange es den proeuropäischen Kräften nicht gelingt, auch den oft vernachlässigten russischsprachigen Teil der Bevölkerung besser einzubinden, werden die Desinformationen des Kremls weiter verfangen.
Wichtig wäre auch, dass die europäischen Partner vollmundigen Solidaritätsbekundungen im Wahlkampf nach Auszählung der Stimmen auch baldige Taten folgen lassen: Denn von enttäuschten Wählerhoffnungen verstehen nicht nur in Moldau EU-skeptische und prorussische Kräfte am meisten zu profitieren.