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Drohnenangriff auf saudische Ölindustrie: Was heißt das für die Wirtschaft?

Durch die Attacken auf Standorte des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco wurde eine Fördermenge von 5,7 Millionen Barrel pro Tag bis auf weiteres lahmgelegt. Die Märkte sind vorerst gut mit Beständen versorgt. Experten rechnen damit, dass die Preise steigen.

Die riesigen Rauchsäulen, die über Abkaik aufstiegen, waren 150 Kilometer weit zu sehen.
Die riesigen Rauchsäulen, die über Abkaik aufstiegen, waren 150 Kilometer weit zu sehen.

Die Internationale Energieagentur (IEA) sieht nach den Drohnenangriffen auf die größte Ölraffinerie in Saudi-Arabien zunächst keine Versorgungsprobleme. Vorerst seien die Märkte gut mit reichlich kommerziellen Beständen versorgt, teilte die IEA mit Sitz in Paris mit. "Wir stehen in Kontakt mit den saudischen Behörden sowie mit den wichtigsten Produzenten- und Verbrauchernationen." Man verfolge die Situation in Saudi-Arabien aufmerksam, hieß es weiter. Die USA sind im Fall von Engpässen zur Freigabe von Ölreserven bereit. Damit könne etwaigen Störungen der Ölmärkte entgegengewirkt werden, teilte die Sprecherin des US-Energieministeriums, Shaylyn Hynes, am Sonntag mit.

Der Ölpreis könnte sich stark bewegen

Energieminister Rick Perry habe die Führung seines Ministeriums angewiesen, in dieser Hinsicht mit der Internationalen Energieagentur (IEA) in Paris zusammenzuarbeiten. Die strategischen Ölreserven der USA umfassen nach Ministeriumsangaben 630 Millionen Barrel. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Ölpreis steigt, falls die Produktionsunterbrechung von täglich vielen Millionen Barrel für mehr als einen oder zwei Tage anhält", sagte Josh Young von der Energie-Investment-Unternehmen Bison Interests. "Wenn es darüber hinaus geht, sind Öl-Preise von mehr als 80 Dollar in der nächsten Zeit nicht unrealistisch." Am Freitag hatte US-Leichtöl 55 Dollar pro Barrel (je 159 Liter) gekostet, Brent-Öl aus der Nordsee rund 60 Dollar pro Barrel. Der Ölpreis dürfte am Montag nach den Angriffen deutlich steigen - vermutlich um 5 bis 10 Dollar pro Fass, das sagen auch andere Experten. Sie rechnen sogar mit Panik, die Marke von 100 Dollar könnte wieder in Reichweite rücken, sollte das Königreich nicht in der Lage sein, schnell wieder seine normale Kapazität zur Verfügung zu stellen. Die Angriffe stellten eine neue Dimension dar, sagte etwa Analyst Christyan Malek von der US-Großbank JP Morgan. Der Markt werde dies nun einpreisen.

Sandy Fielden vom Analysehaus Morningstar sagte, die wichtigste Frage sei nun, wie viel Öl Saudi-Arabien im Lagerbestand habe, um die internationalen Märkte zu versorgen, bis die Anlagen wieder repariert seien. Eine Möglichkeit zum Ausgleich eines Engpasses sei, dass die Öl-Sanktionen der USA gegen den Iran aufgehoben würden. Schließlich hätten die Iraner wegen des derzeitigen Embargos Öl im Überfluss. "Aber politisch wäre das für die Regierung Trump eine schwer zu schluckende Pille."

Die Produktion ist länger lahmgelegt

Die größte Ölraffinerie in Saudi-Arabien war am Wochenende mit Drohnen angegriffen worden. Die Drohnenangriffe haben nach offiziellen Angaben aus Riad zu einem drastischen Einbruch der Produktionsmenge geführt. Sie hatten am frühen Samstagmorgen Brände in zwei Raffinerie-Komplexen des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco in Abkaik und Churais ausgelöst. Eine mit der Angelegenheit vertraute Person sagte der Nachrichtenagentur Reuters, es dürfte eher "Wochen als Tage" dauern, bis die vollständige Produktionskapazität wieder erreicht ist. Durch die Attacken auf Standorte des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco iwurde eine Fördermenge von 5,7 Millionen Barrel pro Tag bis auf weiteres lahmgelegt. Das ist mehr als die Hälfte der täglichen Ölproduktion des Königreichs. Offizielle Angaben zur Dauer der Lieferausfälle lagen bisher nicht vor.

Zu den Angriffen hatten sich die Huthi-Rebellen aus dem benachbarten Jemen bekannt. US-Außenminister Mike Pompeo machte hingegen den Iran direkt für die Attacken verantwortlich. Der Iran hat Vorwürfe von US-Außenminister Mike Pompeo vehement zurückgewiesen, das Land sei an den Drohnenangriffen auf die größte Ölraffinerie in Saudi-Arabien beteiligt gewesen. Pompeos Unterstellungen seien absurd, unerklärlich und daher auch halt- und wirkungslos, sagte Außenamtssprecher Abbas Musawi am Sonntag.

Jason Bordoff vom Zentrum für globale Energiepolitik an der Clomubia-Universität in Ney York erklärte, das Risiko, dass sich der regionale Konflikt hochschaukele, sei deutlich gestiegen.