Die britische Regierung hat kurzfristig Ausnahmeregelungen für Mitarbeiter im Lebensmittelhandel eingeführt, die Kontakt mit Coronainfizierten hatten. Hintergrund sind Personalengpässe und mancherorts leere Supermarktregale. Die Regierung teilte am späten Donnerstagabend mit, dass Mitarbeiter in Lebensmittel-Verteilzentren nun von der Pflicht zur Selbstisolation ausgenommen seien und stattdessen regelmäßige Coronatests durchführen müssten.
Zuvor waren immer mehr Menschen per Corona-Warnapp "gepingt" worden, also als Kontaktpersonen identifiziert und zur häuslichen Quarantäne aufgefordert worden. Das führt in vielen Bereichen zu Personalengpässen. Beispielsweise wurden Tankstellen geschlossen und Schüler vorzeitig in die Sommerferien geschickt. Britische Medien sprechen von einer "Pingdemic".
In Großbritannien steigen die Infektionszahlen seit Wochen wieder an. Junge Erwachsene sind in der jüngsten Infektionswelle am stärksten betroffen. Das geht aus Zahlen der Gesundheitsbehörde Public Health England hervor, die in dieser Woche veröffentlicht wurden. Demnach lag die Zahl der Neuinfektionen auf 100.000 Menschen innerhalb einer Woche in dieser Altersgruppe bei zuletzt knapp 1155 - der höchste je festgestellte Wert seit Ausbruch der Pandemie im vergangenen Jahr.
Insgesamt wurde die Sieben-Tage-Inzidenz in Großbritannien zuletzt mit 488 angegeben. Gründe für die hohe Ansteckungsrate dürfte laut Experten unter anderem sein, dass die Impfrate bei jüngeren Menschen niedriger ist als bei den älteren. In Großbritannien wurde streng nach Altersgruppen geimpft, angefangenen bei den Ältesten. Knapp 60 Prozent der 20- bis 29-Jährigen haben erst eine Impfung bekommen. Dass die Zahlen so rasant steigen, wird vor allem auf die starke Ausbreitung der Delta-Variante zurückgeführt. Hinzu kommt, dass die Regierung für den größten Landesteil England inzwischen fast alle Coronamaßnahmen aufgehoben hat.