Drei der Raketen zielten auf ein Militärobjekt im Kreis Solotschiw in der Westukraine, wie die Gebietsverwaltung von Lwiw mitteilte. Zwei Raketen hätten getroffen und Sachschaden angerichtet. Eine Rakete sei abgeschossen worden, sagte Gouverneur Maksym Kosyzkij. Angaben zu dem angegriffenen Militärobjekt wurden nicht gemacht.
Zuvor hatten die Ukraine und Russland den Austausch von jeweils 20 Gefangenen bekanntgegeben. Der Chef des ukrainischen Präsidialamts, Andrij Jermak, sprach im Onlinedienst Telegram von "Momenten der Freude". Auf ukrainischer Seite seien 14 Soldaten, vier Mitglieder der Landesverteidigung, ein Mitglied der Nationalgarde und ein Angehöriger der Marine freigekommen. Jermak erklärte, die Freigekommenen würden medizinisch untersucht.
Das russische Verteidigungsministerium bestätigte, dass 20 russische Soldaten von ukrainischem Gebiet zurückgekehrt seien. Sie erhielten alle die "erforderliche psychologische und medizinische Hilfe". Am Dienstag hatte die ukrainische Präsidentschaft erklärt, sie habe im Zuge eines Austauschs mit Russland die Freilassung von 32 ukrainischen Soldaten erreicht.
Nach ihrem Rückzug in der Region Cherson Anfang Oktober war Russland nach britischen Angaben in der Ukraine bemüht, den neuen Frontverlauf zu festigen. Indes hat die russische Besatzungsverwaltung von Cherson um Hilfe bei der Evakuierung von Zivilisten angesucht. Bei russischen Raketen- und Drohnenangriffen in der Nacht kam es erneut zu Schäden und auch Todesopfern.
Bei ukrainischen Luftangriffen auf ein Dorf in der russischen Region Belgorod an der Grenze zur Ukraine exlodierte nach russischen Angaben ein Munitionsdepot Nach ersten Erkenntnissen habe es keine Opfer oder Verletzten gegeben, teilte der örtliche Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow am Donnerstag im Onlinedienst Telegram mit. Die russischen Behörden hatten die Ukraine bereits im Laufe des Donnerstags beschuldigt, ein Wohnhaus in der Stadt Belgorod bombardiert zu haben. Gladkow schrieb auf Telegram, es habe keine Opfer gegeben. Die Schäden am Gebäude seien nicht schwerwiegend. Gladkow beschuldigte Kiew zudem, das russische Dorf Krasnoje an der Grenze zur Ukraine beschossen zu haben. "Es gibt Zerstörungen auf dem Gelände der Schule", teilte er mit.
Der Frontverlauf westlich der Ortschaft Mylowe in der Region Cherson sei nach dem Rückzug der russischen Truppen Anfang Oktober um etwa 20 Kilometer weiterhin schwer umkämpft, teilte das britische Verteidigungsministerium in seinem täglichen Lagebericht mit. Der ukrainische Vorstoß habe dazu geführt, dass die Russen nicht mehr vom Schutz des Flusses Inhulez profitierten. Die meisten russischen Einheiten seien zudem unterbesetzt. Aus dem britischen Lagebericht geht auch hervor, dass die russischen Besatzungsbehörden in der südukrainischen Stadt Cherson wohl eine Ausdehnung der Kämpfe auf das Stadtgebiet erwarten würden.
Die von Russland eingesetzte Verwaltung in der südukrainischen Region Cherson hat am Donnerstag die Evakuierung von Zivilisten angekündigt und Moskau dabei um Hilfe gebeten. "Wir haben vorgeschlagen, dass alle Einwohner der Region Cherson, die sich vor (ukrainischen) Angriffen in Sicherheit bringen wollen, sich in andere (russische) Regionen begeben können", erklärte Verwaltungschef Wladimir Saldo am Donnerstag im Onlinedienst Telegram. "Nehmen Sie Ihre Kinder mit und gehen Sie", rief er die Einwohner auf.
Nach den russischen Angriffen auf Energieanlagen in der Ukraine in den vergangenen Tagen ist die Stromversorgung im Land nach offiziellen Angaben weitgehend wiederhergestellt. Einige Reparaturarbeiten an der beschädigten Infrastruktur würden allerdings noch fortgesetzt, sagt der Chef des ukrainischen Netzbetreibers Ukrenergo, Wolodymyr Kudryzkji, im staatlichen Fernsehen. Er ruft die Ukrainer dennoch weiterhin zum Energiesparen auf, da weitere russische Angriffe auf Energieanlagen möglich seien.
Indes sind Donnerstagmorgen bei neuen russischen Luftangriffen Einrichtungen der kritischen Infrastruktur in der Region der Hauptstadt Kiew getroffen worden. Es habe sich wieder um Angriffe mit iranischen Kamikaze-Drohnen gehandelt, teilt der stellvertretende Chef des ukrainischen Präsidialamts, Kyrylo Tymoschenko, über den Messaging-Dienst Telegram mit. Man habe in der Nacht auch vier dieser Shahed-136-Drohnen aus iranischer Produktion über der Region Odessa abschießen können - zwei weitere nahe Mikolajiw, wie die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform Donnerstagmorgen vermeldete.
Demnach seien in den letzten 24 Stunden bereits 17 iranische Kamikaze-Drohnen sowie zwei russische ZALA-Lancet-Drohnen zerstört worden. Die Ukraine hat in den vergangenen Wochen eine Reihe von russischen Angriffen mit Shahed-136-Drohnen gemeldet, die auch als Kamikaze-Drohnen bezeichnet werden. Der Iran bestreitet, die Drohnen an Russland geliefert zu haben. Die Führung in Moskau äußert sich nicht dazu.
Die im Süden in der Nähe des Schwarzen Meeres gelegene Stadt Mykolajiw sei in der Nacht von schwerem Raketenbeschuss betroffen gewesen. "Ein fünfstöckiges Wohnhaus wurde getroffen, die beiden oberen Stockwerke wurden vollständig zerstört, der Rest liegt in Trümmern. Rettungskräfte arbeiten vor Ort", sagt Bürgermeister Oleksandr Senkewitsch in den sozialen Medien. Dabei seien ein 31-jähriger Mann sowie eine 80-jährige Frau ums Leben gekommen. Ihre Leichen wurden gegen Mittag aus den Trümmern geborgen. In Kupiansk in der Region Kharkiv sei durch russischen Beschuss in der Früh ein Feuer in einem Geschäft ausgebrochen - es gab keine Verletzten.
Nach Angaben des Ukrainischen Generalstabs am Donnerstagvormittag wurden in den letzten 24 Stunden 40 ukrainische Siedlungen und Städte von russischen Raketen getroffen. Die ukrainische Luftwaffe habe wiederum 32 Schläge gegen 25 russische Ziele ausgeführt. In der nahe der ukrainischen Grenze gelegenen russischen Großstadt Belgorod sind dortigen Angaben zufolge Raketenteile in ein Hochhaus eingeschlagen. "Die ukrainischen Streitkräfte haben Belgorod beschossen", schrieb der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow, am Donnerstag in seinem Telegram-Kanal. Die Flugabwehr sei aktiviert worden. Die Ukraine wies den Vorwurf umgehend zurück. Präsidentenberater Mychailo Podoljak erklärte, die russische Armee habe versucht, die nahe gelegene ukrainische Stadt Charkiw zu bombardieren, "aber etwas lief schief". In den sozialen Netzwerken kursieren Bilder von dem Einschlag und dem beschädigten Wohnhaus. Tote und Verletzte gab es den Angaben zufolge aber nicht.
Die Stromversorgung des von Russland besetzten Kernkraftwerks Saporischschja soll künftig mit von Russland beschafftem Treibstoff sichergestellt werden. Das sagte ein Vertreter des russischen Kernkraftbetreibers Rosenergoatom gegenüber der russischen Nachrichtenagentur TASS. Der Chef des ukrainischen Kraftwerkbetreibers Energoatom, Petro Kotin, widersprach dieser Darstellung jedoch umgehend und verwies auf kürzlich aufgefüllte Treibstoffdepots. Die russischen Behauptungen nannte er gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters "Fake News".