Ob Javier Milei in diesen Tagen einmal für einen Moment innehält und die vergangenen drei Jahre kurz an sich vorbeiziehen lässt? Jahre wie im Zeitraffer, in denen er vom TV-Wüterich zum Parteigründer und Abgeordneten und jetzt zum Präsidenten eines der wichtigsten Länder Lateinamerikas wurde. Die Karriere des 53-Jährigen, wenn man das dann so nennen will, ist tatsächlich schwindelerregend.
Milei ist nicht weniger als ein Systemsprenger und Demokratieverächter. Denn er fordert, alles zu zerstören, was Argentinien bisher ausgemacht hat - und das Land dann neu aufzubauen. Er ist ein "Outsider" mit radikalen Ideen und gefährlichen Vorschlägen. Lange hat er sogar dem Tragen von Waffen und dem Verkauf von Organen und Kindern das Wort geredet.
Der Libertäre steht für das Ende einer alten politischen Ordnung. Und dabei hilft ihm sehr, dass er nicht aus der Politik kommt, sondern Mitarbeiter internationaler Banken, Unternehmensberater und zuletzt TV-Kommentator war. Als Student war er zudem ein begabter Torwart bei Chacarita Juniors und gehörte dort zum Profikader.
Seine Grundsätze Leben, Freiheit und Eigentum dehnt er auf alle Lebensbereiche aus. Er lehnt Abtreibungen ab, befürwortet das freie Tragen von Waffen oder leugnet den Klimawandel, er verteidigt aber auch das Recht auf Geschlechtswahl, die Homo-Ehe und die Legalisierung von Drogen. Der künftige Präsident träumt davon, sein Land in nur zwei Amtszeiten vor dem Untergang zu retten. Danach will er in den Ruhestand.