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Anja Hagenauer: Das "Enfant Terrible" blickt zurück

Anja Hagenauer (SPÖ) spricht über 21 Jahre in der Salzburger Politik.

Der Abschied aus der Politik ist Anja Hagenauer alles andere als leicht gefallen.
Der Abschied aus der Politik ist Anja Hagenauer alles andere als leicht gefallen.

Die Nachricht war überraschend. In der Vorwoche gab Anja Hagenauer ihren Rücktritt als Sozialstadträtin bekannt. Ihre Nachfolgerin wird die AK-Juristin und Kurzzeit-Gemeinderätin Michaela Fischer.

Hagenauer, 1969 in Braunau geboren, übernahm 2002 ihr erstes politische Amt bei der SPÖ. Die Entscheidung zu gehen, falle nicht leicht, sie sei dabei dem Rat ihres Arztes gefolgt. Am 5. Juli ist ihr letzter Arbeitstag als Stadträtin, sie wird dem Magistrat als Mitarbeiterin aber erhalten bleiben. Hagenauer war bekannt dafür, sich kein Blatt vor den Mund zu nehmen und wurde deshalb immer wieder auch als "Enfant Terrible" der Stadtpolitik bezeichnet.

"Wir brauchen eine Pflegeakademie"

Im Gespräch blickt sie auf eine turbulente Vergangenheit zurück. Ein besonderes Anliegen ist und war ihr stets der Sozialbereich. "Es ist mir gelungen, dieses Feld sichtbar zu machen und zu zeigen, dass dieser Bereich nicht nur eine Nebensache ist", sagt sie. Die Stadt und das Land stehen vor großen Herausforderungen, vor allem in puncto Pflege. Dort sieht sie großen Handlungsbedarf in den kommenden Jahren. "Die Pflege ist das wichtigste Thema. Wir brauchen eine Pflegeakademie und einen Pflegebeauftragten, der das koordiniert." Zudem soll die Bürokratie abgebaut werden. "Es kann in der heutigen Zeit einfach nicht sein, dass für ein Rezept ein Fax geschickt werden muss. Und wozu haben wir das System ELGA? Das muss endlich ordentlich funktionieren", sagt Hagenauer.

Gespräch mit obdachloser Frau war berührend

In den vergangenen 21 Jahren gab es auch viele schöne Momente. An einen dieser Momente erinnert sie sich besonders gern. "Eines Tages ist eine obdachlose Frau zu mir ins Büro gekommen und hat mir von ihrem Schicksal erzählt. Das hat mich sehr berührt. Nach dem Gespräch habe ich geschaut, was ich für sie machen kann. Heute arbeitet sie in einer Salzburger Pflegeeinrichtung und hat den Weg zurück in die Gesellschaft geschafft. Dieses Beispiel zeigt, dass man etwas bewirken kann, wenn man nur will."

Hagenauer hat sich an der GSWB die Zähne ausgebissen

Mit Freude, aber auch mit Wehmut blickt sie auf den städtischen Wohnbereich zurück. "Der Stadt ist es unter meiner Führung gelungen, 2000 Wohnungen von der GSWB fair zu vergeben und die Voraussetzungen dafür einheitlich zu machen. Andererseits ist die Vorgehensweise der GSWB nach wie vor in gewissen Bereichen intransparent, da habe ich mir die Zähne ausgebissen", sagt die scheidende Stadträtin.

Barrierefreiheit ein großes Anliegen

Die Zeit nach ihrer politischen Karriere wird sie für eine Erholung nutzen, um dann wieder in den Magistrat zurückzukehren. Für Salzburg habe sie einen großen Wunsch: "Die Stadt muss vielfältiger werden. Jeder soll seinen Platz haben. Die Jugendlichen dürfen laut sein und die Älteren müssen wertgeschätzt werden." Auch wenn sie bald nicht mehr in der Politik sein wird, wird sie sich für gewisse Themen starkmachen. Dazu zählt unter anderem der Ausbau der Barrierefreiheit.

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