Anrainer machen mobil gegen Altstadtbauprojekt in Hallein
Ein Neubauprojekt in einem grünen Innenhof der Halleiner Altstadt erregt die Gemüter. Nun gehen die Anrainer in die Informationsoffensive, mit einem offenen Brief an die Stadtpolitik und die Ortsbildschutzkomission und einem Tag der offenen Tür am 23. Juni.
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Anrainerin Margarethe Wieland aus der Goldgasse befürchtet einen Neubau vors Fenster gesetzt zu bekommen, wo sich aktuell eine grüne Wiese befindet.
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Anrainersprecher Felix Ganzer demonstriert den mangelnden Abstand der geplanten Bauten zu bestehenden Häusern.
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Der Ausblick von Anrainerin Margarethe Wieland aus der Goldgasse auf den Innenhof.
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So soll der Garten verbaut werden. Das Gebäude ganz links ist ein Ersatzbau. In den drei Häusern sollen insgesamt zehn Wohnungen entstehen.
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Das Projekt im Modell (Maßstab 1:100) in der Vogelperspektive. Oben im Bild, mit Grabendach: Das Haus mit der Adresse Molnarplatz 14.
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Der Garten ist aktuell nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Treppe, die sich zwischen den Häusern mit der Adresse Oberhofgasse 10 und 12 befindet, gehört der Stadtgemeinde. Sie sei laut Ditfried Kurz integraler Bestandteil des Verbauungsprojekts.
Anrainersprecher Felix Ganzer macht sich keine Illusionen - das kommende Gutachten der Ortsbildschutzkommission (OBSK) über das Bauprojekt in dem Innenhof werde sicher positiv ausfallen. Der Halleiner Immobilienentwickler Ditfried Kurz hatte 2020 zwei Häuser in der Goldgasse und am Molnarplatz erworben und will nun ein Bauprojekt mit insgesamt zehn Wohnungen in dem 1200 m2 großen Innenhofgarten verwirklichen, der zu den Häusern gehört.
Ganzer gibt sich dennoch kämpferisch: "Wir werden selbst ein bauhistorisches Gutachten erstellen lassen, das der OBSK den Wind aus den Segeln nimmt. Entscheiden muss die Politik, nicht die Kommission. Die Stadt braucht sich nicht an der Kommission abzuputzen." Ganzer ist selbst Architekt und recherchiert seit Wochen, wie lang es den Innenhof in dieser Form gibt und wie wichtig er für das Stadtbild ist: "Nur weil er nicht unter Denkmalschutz steht, heißt das nicht, das er keine Besonderheit des Ortes darstellt, weil darum ginge es ja im Ortsbildschutzgesetz. Aus alten Stadtplänen ist klar ersichtlich, dass der Grund bis 1786 zurückreicht und immer Innenhof war, kein Bauland."
"„Jeder kann im Verfahren seine Einspruchmöglichkeiten ausschöpfen.“"
Ditfried Kurz
Immobilienentwickler
Immobilienentwickler Kurz sieht die Situation gelassen: "Ich gehe davon aus, dass das Gutachten der Kommission positiv ausfallen und die Baubehörde das Projekt bewilligen wird. Dann werden die Einsprüche gehört, es gibt eine Entscheidung und gegen die kann berufen werden. Jeder kann im Verfahren seine Einspruchmöglichkeiten ausschöpfen." Man habe in den vergangenen zwei Jahren das Einvernehmen mit den Nachbarn gesucht und auch verschiedene "Wohltaten" angeboten wie eine Sanierung der Außenwände, Fernwärmeanschluss etc. "Bei manchen ist das gelungen, bei manchen nicht." Er rechnet bereits jetzt damit, dass das Verfahren zumindest in die 2. Instanz geht und vielleicht sogar bis zum Landesverwaltungsgerichtshof.
"„Ich habe keine Freude mit dem Projekt, aber ich habe mich noch nie inein Behördenverfahren eingemischt und ewrde das auch künftig nicht tun.“"
Alexander Stangassinger
Bürgermeister (SPÖ)
Rund 1200 Unterschriften hat die neu gegründete "Bürgerinitiative Hallein" bereits für den Erhalt des Innenhofs in seiner jetzigen Form gesammelt, Anfang der Woche wandte man sich in einem offenen Brief an die Mitglieder der OBSK mit Verweis auf deren Pflichten und mit der Bitte, ihr Gutachten zurückzuziehen und "genauer hinzuschauen". Am kommenden Freitag, 23. Juni, laden die Anrainer zudem ab 18.30 Uhr alle Interessierten dazu ein, das Quartier und die Situation kennenzulernen (Treffpunkt Molnarplatz 12), es gibt Führungen und Aktionen und die Anrainer öffnen ihre Türen für einen Blick in den Innenhof.
Vor allem baut Anrainersprecher Ganzer auf Rückhalt durch die Stadtpolitik - das Grundstück ist nur über eine enge Brücke und eine Stiege an der Oberhofgasse zugänglich, beide im Besitz der Stadtgemeinde: "Es ist die freie Entscheidung der Stadt, ob sie Herrn Kurz die Treppe abreißen lässt und die Zufahrt zur Baustelle genehmigt. Darüber muss abgestimmt werden, das hat mit dem behördlichen Bauverfahren nichts zu tun."
"„Ich verstehe die Aufregung, aber wenn im Bauland ein beschlussfähiges Projekt vorliegt, können wir nicht sagen, das tun wir nicht.“"
Katharina Seywald
Vize-Bgm. (ÖVP)
Bürgermeister Alexander Stangassinger (SPÖ) meint zwar im TN-Gespräch, er habe keine Freude mit dem Projekt, könne sich aber keinesfalls in ein Behördenverfahren einmischen. Ob das Wegreißen der Stiege und die Zufahrt über den Gemeindegrund Anlass für politische Beschlüsse seien, müsse noch juristisch geklärt werden.
Die für Bauangelegenheiten zuständige Vizebürgermeisterin Katharina Seywald (ÖVP) betont: "Ob's mir persönlich gefällt, tut nichts zur Sache, ich muss als Behörde handeln. Ich verstehe die Aufregung der Nachbarn, aber wir können keine Käseglocke über die Altstadt stülpen. Wenn im Bauland ein beschlussfähiges Projekt vorliegt, können wir nicht sagen, das tun wir nicht." Die OBSK werde das Projekt gewissenhaft prüfen: "Die machen es sich nicht leicht, sie bekommen ja die ganze Diskussion mit."
"„Nur weil es als Bauland gewidmet ist, heißt das noch lang nicht, dass es bebaubar ist.“"
Oliver Mitterlechner
Verkehrsstadtrat (BASIS)
Auch Verkehrsstadtrat Oliver Mitterlechner (BASIS) verweist im TN-Gespräch auf die OBSK und das Behördenverfahren, betont aber auch: "Sollte es doch einen politischen Beschluss brauchen, sind wir dagegen. Nur weil es als Bauland gewidmet ist, heißt das noch lang nicht, dass es bebaubar ist. Das hat wenig mit der Bürgerinitiative zu tun, mir geht's um eine geregelte Zu- und Abfahrt zur Baustelle, die ich derzeit nicht sehe."