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Antherings neuer Bürgermeister ist ein Rechner mit Sinn fürs Gemeinwohl

Bürgermeister Alois Mühlbacher will seine Heimatgemeinde vom Verkehr entlasten und für die Jugend vorsorgen.

Die Amtsübergabe erfolgte reibungslos. Kein Wunder, folgt Alois Mühlbacher (ÖVP) doch seinem Bruder Johann Mühlbacher als Bürgermeister von Anthering nach. "Nach der Wahl am 10. März war die Übergabe wegen des Vertrauensverhältnisses zu meinem Bruder ein Leichtes, ich musste nichts infrage stellen", sagt Alois Mühlbacher, der am 7. April in einem Festakt von der Bezirkshauptfrau angelobt wurde. Das Verwandtschaftsverhältnis zu seinem Vorgänger, der die Antheringer Gemeindepolitik 20 Jahre lang geprägt hat, sieht er nicht als Belastung. "Die Wahl haben ja die Bürgerinnen und Bürger entschieden. Besonders freut mich, dass ich beträchtlich mehr Stimmen erhalten habe als die Fraktion", so Mühlbacher.

Quereinsteiger in die Gemeindepolitik

Der 53-Jährige bezeichnet sich als kompletten Quereinsteiger in die Gemeindepolitik. Er sei immer nur interessierter Beobachter gewesen, bis vom ÖVP-Ortsparteivorstand die Frage an ihn herangetragen worden sei, ob er sich das Bürgermeisteramt vorstellen könne. Von Beruf ist Mühlbacher Abteilungsleiter im Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA). Der gelernte Bau- und Möbeltischler arbeitete nach der Abendmatura 1991 als Polizist in Salzburg und absolvierte nebenberuflich ein Studium. Sein jetziger Arbeitsplatz am BFA befindet sich in Wien. Das Pendeln mit dem Zug ist für ihn kein Problem. "Ich habe im Polizeileben viel Schlechtes gesehen. Zu Hause in Anthering haben wir eine perfekte Infrastruktur. Als Bürgermeister kann ich etwas zum Gemeinwohl beitragen", sagt Mühlbacher, der verheiratet und Vater von drei Kindern ist.

Viele Anliegen und Sorgen werden herangetragen

Die ersten Tage als Bürgermeister waren jedenfalls dicht gedrängt mit Terminen und Gesprächen. "Es kommen viele mit ihren Anliegen und Sorgen. Ich arbeite gerne mit Menschen und muss mir natürlich noch über alles einen Überblick verschaffen. Die Aufgabe der Gemeinde ist Dienstleistung und Service für die Bürgerinnen und Bürger." Die Gestaltungsmöglichkeiten seien budgetabhängig und durch die wirtschaftliche Situation, Inflation und hohe Lohnabschlüsse nicht einfach. "Allein bei den Lohnkosten haben wir einen Mehraufwand von 250.000 Euro. Ich bin durch meine wirtschaftliche Ausbildung geprägt und ein Rechner. Es gibt Pflichtausgaben und Ermessensausgaben, die im Budget abgebildet sein müssen."

Neues Feuerwehrhaus wird Blackout-Zentrale

Das aktuell größte Vorhaben ist der Neubau der Feuerwehrzeugstätte neben dem bereits neu errichteten Bauhof. Mühlbacher: "Das Feuerwehrhaus soll auch eine Art Blackout-Zentrale werden, um für den Fall eines längeren flächendeckenden Stromausfalls gerüstet zu sein."

Ein großes Anliegen ist dem neuen Bürgermeister die Schaffung von förderbarem Wohnraum für junge Antheringer. Ein Projekt befinde sich im Anfangsstadium. "Es ist eine schlechte Entwicklung, wenn junge Leute keinen Wohnraum in ihrer Gemeinde mehr finden."

Verkehrsprobleme einer Umlandgemeinde

Als Umlandgemeinde der Stadt Salzburg und an der B 156 gelegen, ist Anthering vom Verkehr geplagt. "Ich glaube, man könnten mit einer Reihe von kleineren Maßnahmen einiges bewirken." So kann sich der neue Bürgermeister etwa einen Bus vorstellen, der in den Stoßzeiten vom Ortsteil Großlehen eine Runde bis zur Lokalbahnstation fährt. "Bei Regen fahren zig Autos, die die Kinder zum Zug bringen. Wir haben zwei Arten von Stau: den Bahnhofsverkehr und den Durchzugsverkehr." Dank der Aufzahlung der Gemeinde würden rund 350 Kinder und Jugendliche die Super-S'Cool-Card für Bus und Bahn nutzen. Er selbst verwende ein E-Bike als Dienstfahrrad. Die Gemeindevertretung habe sich zudem einstimmig für den S-Link ausgesprochen.

Radwegenetz soll ausgebaut werden

Auch der weitere Ausbau des Radwegenetzes liegt Mühlbacher am Herzen. Ein durchgehender Radweg von Anthering nach Acharting sei bisher unter anderem an einem Grundbesitzer gescheitert: "Da werde ich aber dranbleiben. Der 1,5 Kilometer lange Abschnitt ist sehr gefährlich und es gibt keine Ausweichroute."

Die Jugend einbinden möchte Mühlbacher bei der Neugestaltung des in die Jahre gekommenen Skaterparks. "Meine Vision ist ein Partizipationsprozess mit Kindern und Jugendlichen."

"Riesige Herausforderung" Salzachauen

Eine riesige Herausforderung für Anthering sei das Naturschutzprojekt Salzachauen. "Es gibt verschiedenste Betroffene, die Bedenken anmelden, etwa wegen der Wildschweine, die sich ohne das bisherige Jagdgatter frei bewegen können. Als Bürgermeister bereitet mir die Wasserversorgung Sorge, befindet sich unsere Hauptquelle doch in der Au. Wir wissen nicht, wie sich hier die Renaturierung auswirken wird."

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Bürgermeister Alois Mühlbacher (53) hat ganz Anthering im Blick.
Bürgermeister Alois Mühlbacher (53) hat ganz Anthering im Blick.
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