Etwas widerwillig, aber doch. So könnte man das Vorgehen der Gemeinde Golling bei der geplanten Übernahme des Thermalbades "Aqua Salza" beschreiben. "Ich sehe das sehr kritisch, aber ich sehe auch keinen anderen Weg", brachte FPS-Gemeinderat Lukas Essl die diesbezügliche Diskussion auf den Punkt, als das Thema bei der Gemeindevertretungssitzung vor zwei Wochen besprochen wurde.
Derzeit hält die Hypo Salzburg noch 51 Prozent der Anteile, die restlichen 49 gehören bereits der Marktgemeinde. Die Hypo will ihre Anteile aber abstoßen und hat sie daher der Gemeinde angeboten. Hundertprozentig fix ist das Ganze noch nicht - die Gremien der Hypo Salzburg sowie ihrer Besitzer, der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, sollen kommende Woche ihr Okay geben, auch das Finanzamt und die Gemeindeaufsicht müssen den Deal noch absegnen.
"Die Hypo verhält sich hier sehr großzügig", betont Bürgermeister Toni Kaufmann (ÖVP) in Bezug auf das Angebot. "Sie verzichtet auf den restlichen Kredit, überschreibt uns die Anteile für einen Euro und würde sogar die Gebühren und Steuern übernehmen." Ende November ist die Vertragsunterzeichnung geplant, der offizielle Eigentümerwechsel soll mit 1. Jänner 2018 über die Bühne gehen.
"Wir haben vor zwei Jahren unser Geschäftsmodel adaptiert, Beteiligungsgeschäfte stehen künftig nicht mehr Fokus, deswegen trennen wir uns von dieser Beteiligung", erklärt Hypo-Vorstandsdirektor Otto-Ernst Menschl. Das großzügige Angebot an die Gemeinde erklärt er so: "Wir waren lange Jahre Vertragspartner, und wenn man eine Zusammenarbeit ernst nimmt, muss man aufeinander zugehen."
Übernahme wäre kostenneutral, aber nicht ohne Folgen für das Budget
Für die Gemeinde wäre die Übernahme kostenneutral. Zudem würde das ursprünglich sehr komplexe Eigentümerkon strukt sehr einfach, Förderungen und dergleichen könnten leichter beantragt werden und die Gemeinde hätte die Kontrolle über das Schicksal des Bades. Soweit die positiven Seiten des Geschäfts. "Wir hätten das Angebot ja auch ablehnen können und schauen, was passiert, aber das Risiko wollten wir nicht eingehen, dass es dann vielleicht zugesperrt wird", sagt SPÖ-Gemeinderat Thomas Bader. "Sagen wir so: Die Gemeinde hat ein neues Kind, um das sie sich kümmern muss, man weiß nur nicht, wie es sich entwickeln wird."
Seitens der Gemeinde ist geplant ein eigenes vierköpfiges Gremium als Bindeglied zwischen Gemeindevertretung einzurichten, die drei Fraktion sollen vertreten sein und natürlich der Bürgermeister.
Denn die Kosten für die Gemeinde werden voraussichtlich in den kommenden Jahren steigen. "Es engt unsere freie Finanzspitze ein, aber wir haben keine Alternative", sagt Bgm. Kaufmann. Derzeit steckt die Gemeinde rund 130.000 Euro pro Jahr in den Betrieb, davon rund 80.000 Euro über einen Nachlass bei den Kanal- und Wasserkosten. "Das alte Gollinger Bad hatte 2002, als es zugesperrt wurde, einen Abgang von 3,5 Millionen Schilling (ca. 254.000 Euro, Anm.)", vergleicht Kaufmann. In den kommenden Jahren sei aber mit mehr Aufwand zu rechnen: "Du musst auf dem letzten Stand sein, den Leuten immer wieder etwas Neues bieten."
Hier möchte die Gemeinde auch die "Nachbarn" in die Pflicht nehmen, denn von dem Angebot des Bades profitiert natürlich nicht nur Golling. Rund ein Drittel der fast 90.000 Besucher, die nur das Bad nutzen (also nicht den Wellnessbereich), seien Schulen und Vereine, illustriert Bgm. Kaufmann: "Es kann nicht Aufgabe der Gemeinde Golling sein, diese Infrastruktur für halb Salzburg aufrechtzuerhalten." Dieser Meinung schlossen sich auch die anderen Parteien in der Sitzung an. Auch die umliegenden Gemeinden sollten ihren Beitrag zur Aufrechterhaltung des Betriebs leisten.
Andere Gemeinden sollen mitzahlen
Voraussichtlich wird das Thema kommenden Dienstag bei der Bürgermeisterkonferenz auf den Tisch kommen. Regionalverbandsobmann Andreas Wimmer, Bürgermeister von Kuchl, möchte dem aber nicht vorgreifen: "Das wird zu besprechen sein. Es kommt drauf an, wie hoch dieser Zuschuss wäre. Beim Bau der Anlage und beim Ausbau vor ein paar Jahren haben sich die Gemeinden ja schon beteiligt."
"Man muss wissen, dass dort Investitionen anstehen, das sollte von anderen Gemeinden mitunterstützt werden. Der Weg, den der Bürgermeister hier einschlägt, hat unsere volle Unterstützung", betont SPÖ-Gemeinderat Martin Dietrich. Er lobt die Führung des Bades: "Wenn man vergleicht, was andere Orte oder Tourismusverbände für Bäder ausgeben, dann ist das Bad sehr, sehr gut geführt. So wie es jetzt dasteht, kann man es, glaube ich, kaum besser machen."
"Nur mit Qualität können wir uns weiter über Wasser halten"
Rund 170.000 Besucher verzeichne die Therme insgesamt pro Jahr, davon rund 60 Prozent Stammgäste, sagt der langjährige Geschäftsführer Erik Kerwer: "Dieser Wert ist seit Jahren relativ stabil, und den gilt es zu halten, eine große Steigerung ist kaum möglich. Es gibt hier im Umkreis eine relativ hohe Thermen- und Bäder dichte, und die wird eher größer als kleiner. Wir müssen vor allem die Qualität hochhalten, nur so können wir uns über Wasser halten. Es ist eine schwierige Branche, in der Nuancen entscheidend sind."
Technisch sei das Bad auf dem neuesten Stand, Investitionen werde es aber trotzdem brauchen: "Jeder Saunagänger möchte alle paar Jahre eine neue Attraktion. Wir müssen attraktiv bleiben, den Qualitätsstandard halten, und das wird natürlich auch immer etwas aufwendiger, wenn das Gebäude älter wird."
Eine regionale Zusammenarbeit der Gemeinden, wie sie sich Golling wünscht, sei absolut in seinem Sinn, meint Kerwer: "Wir sind ein Regionalbad, das soll auch gelebt werden. Mir ist jede Art der Zusammenarbeit recht, nicht nur monetär. Wir haben hier eine wunderbare Anlage, die ist es wert, dass man sie langfristig erhält, vor allem aus Sicht der Bevölkerung, die ihrer Gesundheit etwas Gutes tun will."