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Bäuerin aus Michaelbeuern will es "einfach anders" machen

Auf ihrem Bauernhof in Michaelbeuern will Claudia Ehrschwendtner landwirtschaftliche Produktion mit Tierwohl verbinden.

Der Holsteiner Stier Kilian ist ein Jahr alt und halfterführig. Claudia Ehrschwendtner bildet ihn zum tierischen Pädagogen aus.
Der Holsteiner Stier Kilian ist ein Jahr alt und halfterführig. Claudia Ehrschwendtner bildet ihn zum tierischen Pädagogen aus.

Claudia Ehrschwendtner betreibt mit ihren Ponys in Michaelbeuern eine Kinderreitschule. "Ich habe mir aber immer gedacht, auf einen Bauernhof gehört auch eine Kuh." Und so kam es, dass sie zwei Stiere kaufen wollte, nicht zur Fleischgewinnung, sondern um auch mit ihnen zu arbeiten.

Rinder werden als Individuen gehalten

"Wenn man Pferde und Rinder mit Hunden und Katzen vergleicht, dann hat das Rind den Part des Hundes − treu und unkompliziert. Ich halte die Rinder nicht, wie man gewöhnlich Nutztiere hält, sondern als Individuen. Ich füttere sie einzeln und mit hochwertigem Futter. Das kann man sich natürlich überhaupt nicht leisten, wenn man einen gewöhnlichen Betrieb führt. Ich will aber, dass die Tiere ein gutes Leben haben, dass die nicht gemästet und ausgebeutet werden. Dass Nutztiere in der Gesellschaft keinen Wert haben, will ich ändern und trotzdem von und mit den tierischen Produkten leben", so Ehrschwendtner. Die Tierliebhaberin sprudelt vor Ideen und ist auch stets gewillt, diese in Taten umzusetzen.

Start mit Milchwirtschaft in kleinem Rahmen

Einer der beiden Stiere entpuppte sich als Kalbin und so begann sie mit der Milchwirtschaft in ganz kleinem Rahmen. Der Unterschied ist, dass die Kälber hier vier Monate bei den Müttern bleiben und dann langsam abgesetzt werden. Mittlerweile leben auf dem Hof drei Kühe, Jerseyrinder, aus deren Milch die Bäuerin Butter, Joghurt und Käse macht. Die Milch der Jerseyrinder ist eine Urmilch, bekannt als A2-Milch. Sie gilt als verträglicher. Kaufen kann man die Produkte vorerst gegen Bestellung, ein Hofladen ist geplant.

Claudia Ehrschwendtner will auf ihrem Hof ein ganzheitliches Konzept etablieren, die landwirtschaftliche Produktion mit dem Tierwohl verbinden und darüber hinaus den Menschen einen Zugang zur Arbeit mit Tieren ermöglichen. Ihr schwebt eine Art "Schule auf dem Bauernhof" vor.

Der Bauernhof als zusätzliches Klassenzimmer

Ein Angebot mit diesem Namen gibt es schon, da gehen Schulklassen auf dafür zertifizierte Bauernhöfe. "Ich möchte das so gestalten, dass nur ein Teil der Klasse kommt, eine kleinere Gruppe jeweils einen Schultag auf dem Bauernhof verbringt und dann wechseln die Gruppen durch. Die Lehrer können sich verschiedene Themengebiete aussuchen." Erfahrung hat sie damit, denn die älteste Tochter von drei Kindern unterrichtet sie selbst zu Hause.

Claudia Ehrschwendtner ist auch ausgebildete Volksschullehrerin, sie weiß also, was sie tut und wovon sie spricht. Ausbilden will sie in Zukunft nicht nur Kinder, Pferde und Rinder, sondern auch andere Bauern, die sich ebenfalls für Alternativen auf ihren Höfen interessieren. "Ich möchte dann den Leuten auch gerne zeigen, wie man die Rinder so zugänglich, auch für Fremde, macht. Und auch, wie man es schafft, das Wirtschaften auf dem eigenen Hof anders zu gestalten." Dafür wird es allerdings noch ein wenig Überzeugungsarbeit brauchen.

Claudia Ehrschwendtner: "Die anderen Bauern finden, ich spinne, aber ich stehe einfach voll und ganz hinter meinen Vorstellungen. Ich will es einfach anders machen, damit es auch einen Sinn hat. Na ja, manchmal lache ich schon auch innerlich über mich selbst, wenn ich so mit meinem Stier am Halfter durch den Ort spaziere ..."

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