SN.AT / Salzburg / Chronik / Salzburg

Bei Raphaela Federspieler aus Wals sind zwei Hunde die Brücke zum Kind

Die Salzburgerin begleitet Familien und Kinder durch stürmische Lebenszeiten.

Raphaela Federspieler mit ihren Hunden Pauli und Lotta.
Raphaela Federspieler mit ihren Hunden Pauli und Lotta.
Pauli gehört zum Begrüßungskomitee.
Pauli gehört zum Begrüßungskomitee.
Treue Begleiter
Treue Begleiter
Männchen machen und noch mehr Tricks haben die Vierbeiner auf Lager.
Männchen machen und noch mehr Tricks haben die Vierbeiner auf Lager.
Musik ist meine Atemluft
Musik ist meine Atemluft
Pauli wartet auf einen Auftrag.
Pauli wartet auf einen Auftrag.

"Musik ist meine Atemluft" - dieser Satz steht an der Wand in Raphaela Federspielers Praxis in Viehhausen. Es ist mehr als ein Motto: Musik, Hunde, Kinder und Familien gehören zu ihrem Leben wie das Atmen. Und aus diesen Quellen schöpft sie die Kraft und Inspiration für ihre Arbeit.

Seit über 25 Jahren begleitet die Walserin Kinder und Eltern durch kleine und große Lebensstürme. Nach der Ausbildung zur Elementarpädagogin führte ihr Weg sie vom Kindergarten über die Schule bis hin zur leidenschaftlichen Selbstständigkeit als Musiklehrerin für Gitarre und Flöte und Persönlichkeitstrainerin. Die 47-Jährige verbindet pädagogisches Fachwissen, persönliche Erfahrungen als alleinerziehende Mutter und moderne Coaching-Ansätze - und hat dabei immer zumindest einen ihrer zwei treuen Gefährten an ihrer Seite: Pauli, den 9-jährigen Mischling und Lotta, die 3-jährige Labradorhündin.

Nur ein Hund darf mit in die Sitzung

Nur einer der beiden Vierbeiner darf mit in die Sitzung, der Pressetermin ist eine Ausnahme. "Das Bandana um den Hals bedeutet: Heute darfst du in die Praxis, heute bist du mein Superhelden-Assistent", sagt Raphaela Federspieler. Wer "dienstfrei" hat, bleibt entspannt zuhause.

Besonders Kinder, denen es schwerfällt, sich mit Worten mitzuteilen, öffnen sich in der Nähe der Hunde überraschend schnell. "Ein Hund ist ein Herzöffner, besonders für Kinder mit ADHS oder Ängsten. Wenn sie ihn streicheln, passiert ganz viel im Inneren - Herzschlag und Atmung beruhigen sich, der Stresspegel sinkt." Die Verbindung zu den Hunden schafft Vertrauen und verleiht auch zurückhaltenden Kindern ab vier Jahren Mut, über Sorgen zu sprechen.

Alleinerzieherin erlitt Burnout

Auch Raphaela selbst weiß, wie sich Überforderung und emotionale Verletzlichkeit anfühlen. "Ich war immer alleinerziehend. Ein Jahr lang war ich im Burnout - das hat mich geprägt. Hätte ich das nicht erlebt, könnte ich heute niemanden so begleiten." Sie ist überzeugt: Emotionen wie Wut sind oft nichts anderes als gelebte Traurigkeit. Hinter kindlichen Aggressionen oder Ängsten stecken oft Erfahrungen von Überforderung, Unsicherheit oder das Gefühl, nicht gesehen zu werden. "Wut ist nicht gelebte Traurigkeit", gibt Raphaela Federspieler zu bedenken.
Gerade in Zeiten, in denen Kinder sich in ihr Zimmer zurückziehen und den Kontakt zu den Eltern scheuen, wirken Tiere wie ein Brückenbauer: "Die meisten Kinder machen bei den Hunden sofort auf - sie spüren: Hier darf ich einfach so sein, wie ich bin."

Das Besondere an Raphaelas Arbeit ist die Verbindung aus pädagogischem Know-how, modernem Coaching und viel Alltagsnähe. "Veränderung braucht Zeit. Deshalb begleite ich Familien drei bis sechs Monate am Stück - ganz individuell, oft auch mit WhatsApp-Begleitung für die Eltern. Probleme sind im Alltag daheim am größten, wenn zum Beispiel die Kinder von der Schule nachhause kommen", sagt sie.

Systemische Aufstellungen, Mentaltraining, Kinesiologie, Musik und Gespräche - auch online - werden je nach Situation angewandt. Mal werden Playmobilmännchen und Tierfiguren aufgestellt, mal lassen Streicheleinheiten für die Hunde oder ihre Tricks, wie Männchen machen oder Pfote geben, das Eis in der hellen und einladenden Praxis im ehemaligen Gasthaus schmelzen. "Es macht mich traurig, wie früh Kinder heute schon mit Mobbing, besonders über soziale Medien, in Berührung kommen. Deshalb ist es so wichtig, das innere Königreich in jedem Kind zu stärken: die eigene Kraft, den Glauben an sich selbst." Sie erzählt von einem 12-jährigen Mädchen, das mittels Handynachrichten gemobbt wurde. Nach einer Zeit mit der Pädagogin sagt sie stolz: "Raphaela, ich bin wieder stark!"

Kraft und Energie tankt die Therapeutin selbst bei Spaziergängen mit den Hunden in den Goiser Wiesen, der Saalach-Au oder Marzoll. Gerne zieht sie sich auch mit einem guten Buch zurück oder verbringt Tage in ihrem Sehnsuchtsland Italien am Meer.

Seit sechs Jahren lebt sie vegan und achtet bewusst auf ihre Gesundheit und ihr Gleichgewicht. "Ich muss auch auf mich schauen, bilde mich immer weiter und bin selbst in Begleitung. Nur wer selbst rund läuft, kann Familien und Kinder in ihr Gleichgewicht bringen."

Ihr Herz brennt für die Begleitung von Familien. Genau das lebt Raphaela mit jeder Faser. Menschen aus dem Ort, der Region bis nach Oberösterreich und die Steiermark suchen bei ihr Hilfe. Und am schönsten, sagt sie, sei es, wenn am Ende des Tages niemand aufgewühlt nach Hause geht, sondern Mütter, Väter und Kinder ein Stück mehr zu sich selbst gefunden haben mit ganz viel Mut und Zuversicht im Gepäck.

STADT SALZBURG-NEWSLETTER

Jetzt kostenlos anmelden und wöchentlich topaktuelle Informationen aus Ihrer Region kompakt per E-Mail erhalten.

*) Eine Abbestellung ist jederzeit möglich, weitere Informationen dazu finden Sie hier.

SN Karriere