Das Brandinferno im Mont-Blanc-Tunnel mit 39 Toten war noch allgegenwärtig - und mit ihm die Diskussion über die Tunnelsicherheit -, als es gut zwei Monate später auch im Tauerntunnel im Bundesland Salzburg zur Katastrophe kam.
Ein damals 27-jähriger Kraftfahrer aus Oberösterreich, er hatte in den 22 Stunden vor dem Unglück nur vier Stunden und 45 Minuten geschlafen, fuhr gegen 4.55 Uhr vermutlich wegen Sekundenschlafs in der - damals noch einzigen - Röhre auf eine stehende Fahrzeugkolonne auf, die vor einer Ampel angehalten hatte. Vier Autos wurden dabei zwischen zwei Lastern derart zerdrückt, dass es tagelang so aussah, als ob nur ein Wagen zwischen die Schwerfahrzeuge geraten war.
Das Feuer loderte mit 1200 Grad
Zur Brandkatastrophe kam es durch einen mit 24.000 hochexplosiven Lackspraydosen beladenen Lkw. Das Feuer mit Temperaturen von 1200 Grad vernichtete nicht nur Menschenleben und Infrastruktur, sondern zerstörte auch Spuren, die mehr Aufklärung über den Unfallhergang hätten geben können, wie zum Beispiel eventuelle Bremsspuren.
67 Personen hatten sich noch aus dem Tunnel retten können. Wem das nicht gelang, für den gab es keine Rettung mehr: Die Feuerwehr konnte wegen des enormen Rauchs und der gewaltigen Hitze erst am Nachmittag allmählich in den Tunnel vordringen, das "Brand aus" gab es nach knapp 17 Stunden.
Wracks waren ineinander verschmolzen
Das ganze Ausmaß des Unglücks wurde erst nach und nach sichtbar, denn zunächst hatte man nur einen Toten entdeckt. Die Bergung der Autos nahm mehrere Tage in Anspruch, wobei die Fahrzeuge teilweise ineinander verkeilt oder verschmolzen waren. Am 2. Juni wurde es dann zur traurigen Gewissheit: Es gab zwölf Tote zu beklagen, deren Identität aber erst nach mehr als drei Wochen durch DNA-Analysen endgültig geklärt werden konnte. Fünf von ihnen waren gebürtige Polen, die in Deutschland gelebt hatten, zwei waren Belgier, zwei Bosnier, zwei Österreicher und einer kam aus Griechenland.
Eine Gedenktafel aus Untersberger Marmor an der Autobahnkapelle Flachau erinnert heute noch an die Katastrophe: "Im Gedenken an die Opfer des Unglücks im Tauerntunnel am 29. 5. 1999". Dann folgen die zwölf Namen der beim Flammeninferno ums Leben Gekommenen.
Tunnel war fast den ganzen Sommer gesperrt
Nur drei Monate nach dem Unfall und damit deutlich früher als geplant wurde am 28. August 1999 der Tauerntunnel wieder für den Verkehr freigegeben. Die Österreichische Autobahnen- und Schnellstraßen AG (ÖSAG) - eine frühere Tochter der Asfinag - bezifferte später den durch die Katastrophe entstandenen Schaden mit insgesamt rund 27,8 Millionen Euro. Davon waren 19,1 Millionen entgangene Mauteinnahmen, weil der Tunnel fast den ganzen Sommer gesperrt geblieben war. 2,91 Millionen Euro der Schadenssumme waren vorgezogene Erhaltungs- und Verbesserungsmaßnahmen. Für Begräbniskosten, Schmerzensgeld, Verdienstentgang oder Waisenpensionen wurden an die Hinterbliebenen und Verletzten rund 3,5 Millionen Euro ausbezahlt.
Der Lenker des Lastwagens wurde am 27. Juni 2001 in zweiter Instanz wegen fahrlässiger Gemeingefährdung rechtskräftig zu zwei Jahren Haft verurteilt, von denen 21 Monate auf Bewährung ausgesetzt wurden. Die unbedingte Haft sei vor allem aus Gründen der "Generalprävention" im Hinblick auf die Lkw-Fahrer notwendig, befand das Gericht.
Am 29. Mai 2024 wird die Asfinag um 9.30 Uhr eine Gedenkveranstaltung mit Betroffenen abhalten, die der Salzburger Erzbischof Franz Lackner zelebrieren wird. Seitens des Landes wird Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) dabei sein, seitens der Asfinag Vorstandsdirektor Hartwig Hufnagl, so die Asfinag.