Das "Match" um die S-Link-Trasse zwischen Hallein und Oberalm, das eigentlich keiner will
Die Diskussion um die S-Link-Trasse zwischen Oberalm und Hallein-Neualm kommt nicht zur Ruhe. Anfang Oktober wollen die Planer wieder informieren.
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Elternvereinsobfrau Tina Brunauer-Laimer fürchtet nach wie vor um den Spielplatz in Neualm, auch wenn die S-Link-Planer beteuern, er sei aktuell nicht betroffen, und falls doch, würde er an anderer Stelle wieder aufgebaut. Bild: sw/petry
Tina Brunauer-Laimer sorgt sich nach wie vor um den großen Spielplatz der Genossenschaft "diesalzburg" in Hallein-Neualm. "Nicht nur die Kinder der benachbarten Wohnhäuser spielen hier, er ist auch wahnsinnig wichtig für die Volks- und Mittelschule. Allein in der Nachmittagsbetreuung der Volksschule sind 174 Kinder", betont Brunauer-Laimer, Elternvereinsobfrau der Volksschule Neualm und selbst Anrainerin an der geplanten S-Link-Strecke. "Bis die Diskussion um die S-Link-Trasse aufkam, gab es eigentlich Pläne, ihn auszubauen."
Bei der S-Link-Gesellschaft kennt man diese Sorge nur zu gut: "Das war eine Geschichte in der Kronen-Zeitung, nicht mehr. Aber das Gerücht hält sich hartnäckig. Laut jetzigem Planungsstand würde der Spielplatz nicht berührt", sagt S-Link-Sprecher Moritz Rettenbacher im TN-Gespräch und betont: "Und selbst wenn er wirklich abgerissen werden müsste, würden wir ihn gleich nebenan größer und schöner wieder aufbauen."
"Wenn die Bahn mitten durch die Felder geht, ist der Bauernhof dort nicht mehr bewirtschaftbar.Zudem ist das das letzte große Entwicklungsgebiet von Oberalm."
Hans-Jörg Haslauer
Bürgermeister Oberalm (ÖVP)
Eine Beteuerung, die Anrainerin Brunauer-Laimer schon mehrfach gehört hat. Sie bleibt aber dennoch skeptisch: "Die Streckenführung ändert sich immer wieder und den neuen Spielplatz kenne ich nur als unbestimmtes Deuten von Herrn Knittel (S-Link-Geschäftsführer Stefan Knittel, Anm.) auf eine Landkarte, das heißt gar nichts." Auch ein persönliches Gespräch zwischen ihr und Knittel Ende Juni blieb letztlich ohne Ergebnis: "Es war ein gutes, höfliches Gespräch, aber wir mussten uns darauf einigen, dass wir uns nicht einig sind."
Das Problem vor Ort sind die extrem unterschiedlichen Interessenlagen: Die Neualmer möchten die Trasse möglichst weit weg vom eigenen Garten haben, viele hinterfragen das Projekt generell, da nur wenige Hundert Meter weiter ohnehin die S-Bahn stehen bleibt. Die Oberalmer wiederum wollen die Trasse möglichst nahe an der Gemeindegrenze, die direkt an den Neualmer Häusern verläuft: "Wenn die Bahn mitten durch die Felder geht, ist der Bauernhof dort nicht mehr bewirtschaftbar", erklärt Bürgermeister Hans-Jörg Haslauer (ÖVP). "Zudem ist das das letzte große Entwicklungsgebiet von Oberalm, sonst gibt es kaum noch Baulandreserven."
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Dieser Entwurf sorgt seit Juni für Aufregung in Neualm: Statt durch die nördlich gelegenen Kastenhoffelder in Oberalm führt die Trasse (gestrichelte Linie) in dieser Planung weiter südlich dicht an den Häusern des Unteraumühlwegs vorbei. Bild: S-Link
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Rund 300 Anrainer kamen Anfang Juli zu einem Dialogforum, um ihre Ängste und Beschwerden bei der S-Link-Gesellschaft zu deponieren, ebenso Gemeindevertreter aus Hallein und Oberalm.
Und so hat sich auch die Trassenführung vor Ort entwickelt: Bei der großen Präsentation in der Halleiner Salzberghalle im April verlief die Trasse mitten durch die Kastenhoffelder. Nach Einspruch aus Oberalm wurde sie an die Gemeindegrenze verlegt, was wiederum die Neualmer Anrainer schockierte, als sie beim "regionalen Dialogforum" in Oberalm im Juni davon erfuhren. Beim Dialogforum in Hallein-Rif zwei Wochen später wurde wiederum die alte Trasse mit Stand April präsentiert. Und bei einer zusätzlich anberaumten Infoveranstaltung in Neualm drei Wochen später entlud sich dann der ganze Frust der Neualmer auf die S-Link-Planer.
Brunauer-Laimer zeigt sich frustriert von dem Hin und Her: "Ich fand das ursprünglich eine sehr gute Informationsveranstaltung in der Salzberghalle, aber die wurde mit dem Dialogforum in Oberalm obsolet. Ich war auch positiv überrascht von der Ankündigung Mitte Juli, nach den Dialogforen werde nun umgeplant, aber bisher habe ich nichts Neues gesehen. Ich fühle mich als Anrainerin und Elternvereinsobfrau einfach schlecht informiert."
"Ich bin mit dieser Trasse nicht einverstanden, da gibt es noch Gesprächsbedarf."
Alexander Stangassinger
Bürgermeister Hallein (SPÖ)
Auch der Halleiner Bürgermeister Alexander Stangassinger (SPÖ) meint im TN-Gespräch: "Ich bin mit dieser Trasse nicht einverstanden, da gibt es noch Gesprächsbedarf."
Moritz Rettenbacher sieht das S-Link-Projekt auch als Sündenbock für ein generelles Problem: "Es gibt ein großes Misstrauen in Institutionen und Politik, und das kriegen wir jetzt ab. In der Stadt Salzburg präsentieren die Projektgegner Stellungnahmen mit veralteten Daten, die zudem von komplett falschen Grundsätzen ausgehen und die wir schon längst widerlegt haben. Aber das schürt halt wieder unbegründete Ängste."
S-Link: Vorerst keine Detailinfos an Privatpersonen
Auch der Untergrund in der Stadt Salzburg, wo ja unterirdisch gefahren werden soll, sei ein solches Beispiel: "Am S-Link sind Planer beteiligt, die weltweit in schwierigen Untergründen arbeiten, es gibt wesentlich größere Baustellen in Salzburg als den S-Link, und trotzdem fürchtet man sich vor dem ,Salzburger Seeton', man bildet sich schon fast etwas darauf ein. Die Leute glauben es einfach nicht, obwohl es zahlreiche erfolgreiche Tiefbauten in den letzten Jahren gab."
Deshalb habe man auch beschlossen, bis zu den kommenden Infoveranstaltungen Anfang Oktober keine Planungsentwicklungen mehr an Privatpersonen zu geben, "da dies in der Vergangenheit zu Verdrehungen von Wahrheiten geführt hat, welche auch an Medien kolportiert wurden, wie z. B. die Geschichte um den Spielplatz in Neualm".
Tina Brunauer-Laimer ist naturgemäß wenig begeistert, wenn wochenlang keine direkte Information zu bekommen ist. Sie betont aber, sie wolle auf keinen Fall ein "Gegeneinander zwischen Oberalm und Neualm" und sie sei auch nicht prinzipiell gegen das Projekt, im Unterschied zu den Bürgerinitiativen, "die natürlich auch ihre Berechtigung haben", betont sie: "Ich finde alles gut, was die Interessen der Anrainer berücksichtigt. Mein Anliegen ist, dass die Leute gut informiert abstimmen können, und dafür braucht es Pläne."