Mehr als 70 Feuerwehren in Salzburg im Einsatz: "Der Spuk ist am Dienstag vorbei"
Seit Donnerstagnachmittag rückten die Frauen und Männer der Salzburger Feuerwehren zu 350 Einsätzen in Stadt und Land aus. Betroffen waren vor allem der Flachgau und der Tennengau. Am Montag wird es noch einmal nass, am Dienstag tritt dann aber Wetterbesserung ein.
Von Donnerstag bis Sonntag (Stand 11 Uhr) rückten die Einsatzkräfte der Feuerwehren in Stadt und Land zu 350 Einsatzstellen aus, insgesamt waren 1697 Männer und Frauen von 72 Feuerwehren im Dienst. Das ist die vorläufige Bilanz des Salzburger Landesfeuerwehrverbandes. Der Schwerpunkt der Einsätze wegen der Folgen des Starkregens sei im Flachgau und im Tennengau gewesen. Am Sonntagvormittag gab es eine kurze Verschnaufpause mit einigen trockenen Stunden. Doch schon Sonntagmittag setzte wieder Regen ein. Die Feuerwehren im Flachgau waren wieder im Einsatz, hauptsächlich für Auspumparbeiten.
Wie der Landesfeuerwehrverband Samstagabend den SN beschrieb, sind in Hallein kleine Muren abgegangen, ferner habe es in Saalfelden Einsätze wegen Schneefalls gegeben. Primär mussten Keller ausgepumpt, Straßen freigeräumt, umgestürzte Bäume weggeräumt und vorsorglicher Hochwasserschutz aufgebaut werden. Besonders beobachtet wurde und wird der Wasserstand des Wolfgangsees.
Stagnierende Pegelstände bei Seen
In den seit Freitagmittag stark überregneten Nordstaulagen (Flach- und Tennengau) und an der Salzach ab Golling sind laut Hydrografischem Dienst des Landes Salzburg die Wasserstände gestiegen. Meldegrenzen seien zum Teil überschritten, aber ein Erreichen der Warngrenzen werde nicht prognostiziert. "An kleineren Bächen im Flach- und Tennengau ist eine Entspannung der Situation eingetreten, die Pegelstände sind rückläufig. Die Wasserstände der Seen stagnieren, es ist in den kommenden Stunden kein weiterer markanter Anstieg zu erwarten." Der in den letzten 24 Stunden flächig gefallene Niederschlag, in Summe 130 bis 170 mm im Nordstau, habe an den großen Gewässern des Bundeslandes zu kaum einer Abflussreaktion geführt.
Ab 14 Uhr ist im Flach- und Tennengau allerdings mit weiteren Regenfällen zu rechnen. Die vorhergesagte Schneefallgrenze steige von 1800 bis 2000 Meter und bewirke so einen Rückhalt in den Einzugsgebieten, heißt es seitens des Landes.
Die Regenmengen sind jedenfalls bemerkenswert: Laut Geosphere Austria wurden in der Messstation Freisaal in der Stadt Salzburg seit Donnerstag rund 130 Millimeter Regen registriert, wobei ein Millimeter einem Liter pro Quadratmeter entspricht. Normalerweise fallen demnach in einem ganzen September durchschnittlich 140 Millimeter.
Zugverbindung zwischen Bad Hofgastein und Bad Gastein gesperrt
Wegen starker Schneefälle wurde bereits in der Nacht auf Freitag die Zugverbindung zwischen Bad Hofgastein und Bad Gastein gesperrt worden. Diese Sperre muss bis voraussichtlich Montag, 12 Uhr, aufrecht bleiben. Nach den Schneefällen in der Nacht mussten von den Einsatzteams auf einer Länge von rund acht Kilometern Bäume aus dem Nahbereich der Oberleitung entfernt werden. Aufgrund der schweren Schneelast ragen die Bäume in den Gleisbereich. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen wurde zwischen Bad Hofgastein und Bad Gastein eingerichtet.
Dauerregen: Lage um Salzach noch "unbedenklich"
Die aktuelle Wettersituation wird auch in der Stadt Salzburg genau beobachtet. Die in Ostösterreich herausfordernde Situation dürfte sich hier allerdings nicht so zuspitzen. Wie Branddirektor-Stellvertreter Werner Kloiber sagte, habe der Schnee im Gebirge den Vorteil, dass er viel Wasser binde: "Die Pegelstände der Salzach am Mayburger-Kai und an der Karolinenbrücke sind aktuell unbedenklich. Sollte die Meldegrenze erreicht werden, werden die Radunterführungen gesperrt (was mancherorts mittlerweile auch gemacht wurde, Anm.)."
Schönes Wetter ab Dienstagmittag
Claudia Riedl, Wetterexpertin bei der Geosphere Austria, sagte am Sonntag, dass auch der Montag noch ein regnerischer Tag werden wird, vor allem im Norden des Bundeslandes. Dazu steige die Schnefallgrenze auch allmählich auf 2000 Meter an. "Am Dienstag ist der Spuk dann vorbei, da gibt es spätestens ab Mittag Sonne." Und Richtung Mittwoch, Donnerstag und Freitag gebe es relativ sonnige Tage mit Höchstwerten von bis zu 20 Grad.
Von Donnerstag bis Sonntag fielen in Abtenau rund 200 Liter Regen pro Quadratmeter, in Mattsee waren es 182, in Lofer 158, in Salzburg-Freisaal 155 und in Golling 146 Liter pro Quadratmeter.
Einige Straßen und Wege gesperrt
Am Samstag musste der Gaisberg-Rundwanderweg gesperrt werden, da einige Bäume umgestürzt waren. Generell riet die Stadt von Wanderungen am Gaisberg und in den Stadtwäldern ab.
Die Großglockner-Hochalpenstraße wurde zur Sicherheit zwischen der Kassastelle Ferleiten und Heiligenblut am Großglockner in beiden Richtungen gesperrt - bis voraussichtlich Sonntag.
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Höchste Neuschneemenge seit Messbeginn
Indessen wurde bei der Rudolfshütte in den Hohen Tauern mit 60 Zentimetern in 24 Stunden "die größte Neuschneemenge in einem September seit Messbeginn im Jahr 1980" verzeichnet, sagt Alexander Orlik von der Geosphere Austria.
"Wir raten dringend von Skitouren und Wanderungen im schneereichen Hochgebirge ab", ergänzte der Landesleiter der Bergrettung Salzburg, Balthasar Laireiter, am Samstag per Aussendung.
Der Salzburger Lawinenwarndienst berichtet von 150 Zentimeter Neuschnee bis Samstagmittag in den Hochlagen der Nordalpen und gebietsweise in den Hohen Tauern, verbreitet sind es oberhalb von 1500 Metern rund 50 bis 100 Zentimeter Schnee. Am Sonntag soll mit den leicht steigenden Temperaturen die Lawinenaktivität sogar größer werden. "Der Neuschnee wurde mit Wind teilweise stark verweht. Er hat keinerlei Bodenbindung und durch den Wind gibt es viele Schneeverfrachtungen. Wir raten daher zu Zurückhaltung und Vorsicht", ließ sich Laireiter zitieren.