Wild wedelnd begrüßt "Marley", der Hund von Ilona und Gerhard Lüftenegger, die Gäste im Geschäft in der Wolfgangseestraße 38.
Gerhard Lüftenegger (56) ist ein gebürtiger Stodinger, seine Eltern kommen aus Tamsweg, Ilona (57) kommt aus Bischofshofen. Sie ist gelernte Blumenbinderin, war Filialleiterin in einer Blumenhandelskette. Ihr Mann Gerhard war Einzelhandelskaufmann. Vor 30 Jahren ist die Übergabe des Holzschnitzerei-Betriebes seines Vaters Johann Lüftenegger angestanden.
Gerhard Lüftenegger ist Bildhauer, seine Frau ist Vergolderin und Fassmalerin
Um mehr über Holz und Schnitzereien zu erfahren und richtig ins Metier einzutauchen, hat Gerhard Lüftenegger den Beruf des Bildhauers erlernt. "Das Schnitzen hat mir Spaß gemacht." Und seine Frau wurde mit 24 Jahren bei der Firma Dallendörfer in Koppl zur Vergolderin und Fassmalerin ausgebildet. "Wir haben alles auf eine Karte gesetzt und vor 30 Jahren die Firma gekauft", sagt das Paar.
Portier in Residenz verkaufte in der Loge seine Sachen
Johann Lüftenegger war erst Regierungsfahrer. Während er bei Terminen oft stundenlang warten musste, hat er im Auto Figuren geschnitzt. Krankheitsbedingt wurde er später Portier in der Residenz in Salzburg. "In dieser Portierloge durfte er Sachen verkaufen. Ein Südtiroler hat ihm das Schnitzen noch nähergebracht, 1976 gründete er die Firma, und 1982 war mein Vater erstmals auf dem Christkindlmarkt vertreten", sagt Gerhard Lüftenegger. "So hat sich die Firma entwickelt." Der heutige Firmenchef hat immer schon auf dem Christkindlmarkt mitgeholfen. "Ich habe mir dafür sogar Urlaub genommen."
Mit den "Lüftis" geht auch ihr Geschäft in Pension
Das Ehepaar lebt und arbeitet zusammen. "Jeder hat in der Firma seinen Bereich, wir sind ein gutes Team." Von ihren drei Kindern (24, 22, 18 Jahre alt) möchte keines das Geschäft einmal übernehmen. "Wenn wir in zehn Jahren in Pension gehen, geht auch die Firma in Pension, es wird sie nicht mehr geben."
Das Arbeiten in dieser Branche sei ohnehin sehr schwierig, aber die Weihnachtskrippen und die dazugehörigen Figuren haben nun wieder Hochsaison. Über Geschenke aller Art, einen Herrgott, eine Madonna oder Taufgeschenke freuen sich die Kundinnen und Kunden aus der Region bis in den Lungau oder nach München das ganze Jahr über. Auch Restaurierungen und Sonderbemalungen werden angenommen.
"Bereits im Sommer kaufen viele Krippenfiguren", sagen die "Lüftis", wie sie weitum bekannt sind. Sie liefern auch Heiligenfiguren für Kapellen von Bauernhöfen oder Jesuskinderl für große Krippen. "Das Jesuskind im Salzburger Dom ist noch von meinem Vater", sagt Gerhard Lüftenegger. In ihrem Geschäft kommen nun die vielen Krippen aus Bayern und die dazugehörigen Figuren - sie sind meist aus Bergahorn - aus Südtirol.
Die eigene Krippe ist ein besonderes Unikat
Und die familieneigene Krippe? Dazu gibt es eine schöne Geschichte. Vor 30 Jahren ist ein alter Mann mit seinem "Schatz" zum Standl am Christkindlmarkt gekommen, um ihn an die "Lüftis", wie sie überall genannt werden, zu verkaufen. Erst behielten sie die besondere Holzkrippe mit 12 Zentimeter großen geschnitzten Figuren auf Kommission. "Doch niemand wollte sie", sagt Gerhard Lüftenegger.
So kaufte er dem alten Mann die Krippe ab, "uns hat sie ohnehin sehr gut gefallen".
Nach wie vor stehen die "Lüftis" auf dem Christkindlmarkt, heuer ab dem 20. November. In ihrer selbst gebauten Hütte von sieben Metern Länge finden Gäste aus nah und fern sicher etwas Schönes aus Holz. Während sich Ilona um die Organisation und Koordination von zu Hause aus kümmert, steht Gerhard im Standl, "und brauch nur g'scheit reden".
Der 24. Dezember ist immer für die Familie reserviert
Um selbst in Weihnachtsstimmung zu kommen, bleibt für die Standler leider nicht viel Zeit. "Früher haben wir Weihnachten eher Silvester gefeiert, weil da mehr Zeit war. Der 24. Dezember war aber immer für die Familie reserviert, wenn wir auch bis 16 Uhr vorm Dom standen."
Jedes Jahr freuen sich die beiden auf den Markt, sind aber auch froh, wenn er dann wieder vorbei ist. Bleibt noch Zeit unterm Jahr, dann heißt es für Gerhard Lüftenegger Musizieren. Er spielt seit 1986 Horn bei der Ortsmusikkapelle Hof. Im Proberaum neben seinen Krippen im Keller bläst er ins Horn und lebt neben Maria, Josef, dem Jesuskind, den Heiligen, Ochs und Esel seine Passion.




















