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Diskussionen rund um den Krimmler Tauernweg: eine Gratwanderung zwischen Kritik und Schikane

Der Alpenverein und das Bundesdenkmalamt bekritteln den unsachgemäßen Umgang mit uraltem Kulturgut am Krimmler Tauernweg. Die betroffenen Bauern fühlen sich einmal mehr schikaniert.

Teilweise ist der historische Weg mit Steinen gepflastert.
Teilweise ist der historische Weg mit Steinen gepflastert.
Schreitbagger am Krimmler Tauernweg.
Schreitbagger am Krimmler Tauernweg.

Die Presseaussendung des Österreichischen Alpenvereins spricht von "Zerstörung": Der denkmalgeschützte Tauern-Wanderweg - ein mit Steinen gepflasterter und begrenzter, authentisch erhaltener Weg aus dem Mittelalter - sei auf den ersten 200 Metern ab der Windbachalm "zu einer Fahrstraße ausgebaut" worden.

Fahrstraße oder nur ein paar Steine ?

Seit 2022 steht dieser Teilabschnitt des Krimmler Tauernweges unter Denkmalschutz als "einer der wenigen verbliebenen alpinen Wegesysteme in Österreich, die auf das späte Mittelalter zurückgehen", so der Alpenverein. Was mit dem Weg tatsächlich passiert ist, darüber gehen die Meinungen auseinander: "Das, was den Weg besonders gemacht hat - nämlich die steinerne Begrenzung -, wurde mit einem Bagger entfernt", klagt Liliana Dagostin, Leiterin der Abteilung Raumplanung und Naturschutz beim Alpenverein. Die Gründe dafür seien ihr nicht bekannt. Dagostin plädiert dafür, dass der Weg "in seinem Urzustand" wiederhergestellt wird. Ob eine Kontaktaufnahme mit den Pächtern der Alm erfolgt sei? Nein, "weil man ja nicht weiß, wer dafür verantwortlich ist".

Wolfgang Urban - als Chef der Nationalparkverwaltung für die Erhaltung des Weges zuständig - nimmt an, dass der fragliche Wegabschnitt im Zuge der Beseitigung von Unwetterschäden, die den Einsatz eines Baggers notwendig machten, etwas verbreitert worden sei - "wahrscheinlich, um die Arbeitsverhältnisse zu verbessern. Das ist grundsätzlich ja nicht verboten, eigentlich müsste man dafür aber um eine Genehmigung ansuchen. Das ginge theoretisch auch noch im Nachhinein." Ob der Eingriff in den Weg denkmalschutztechnisch zu massiv oder noch im Bereich des Erlaubten war, werde jetzt erhoben. "Aber so etwas passiert nicht willkürlich und ohne Not."

Bürgermeister ist verärgert: "Das ist einfach lächerlich"

Der Krimmler Bürgermeister Erich Czerny sieht die Vorgehensweise des Alpenvereins als reine Schikane und nimmt sich diesbezüglich kein Blatt vor den Mund: "Das ist einfach lächerlich, da geht es nur um ein paar Steine, das ist ja gar nicht der Rede wert", ärgert sich der Ortschef. "Langsam halten wir das nicht mehr aus, was da mit uns aufgeführt wird".

Im Gebiet der Windbachalm, das von einer bäuerlichen Genossenschaft bewirtschaftet wird, würden 600 Schafe, dreißig Kühe und auch Ziegen weiden: "Wir sind froh und dankbar, dass die Bauern das machen. Die müssen sich nichts vorwerfen lassen." Generell hat er den Eindruck, dass die Beschwerden von Leuten kommen, "die keine Ahnung haben, was das heißt, hier heroben zu arbeiten. Wenn es Murenabgänge gibt, so wie das nach dem Unwetter geschehen ist, muss man natürlich mit schwererem Gerät arbeiten. Diese Situationen müssen wir dann auch alleine und ohne Zurufe von außen bewältigen." Liliana Dagostin hält dem entgegen, dass "die Wahl des Werkzeugs" entscheidend sei: "Man kann das sicher auch so handhaben, dass nichts zerstört oder verändert wird."

2020 nahm die AV-Sektion Warnsdorf-Krimml eine Sanierung des historischen Weges in Angriff - mit Genehmigung des Nationalparks wurde damals ein Schreitbagger eingesetzt. Trotzdem gab es eine Anzeige beim Bundesdenkmalamt, die Bauarbeiten mussten eingestellt werden. Seit zwei Jahren ist nun die Nationalparkverwaltung für den Weg und seine Sanierung verantwortlich. "Das geschieht zum Großteil in aufwendiger Handarbeit, um nichts zu zerstören", sagt Wolfgang Urban.

Hausverstand, Augenmaß und Gesprächsbereitschaft wird es zu diesem sensiblen Thema wohl auch in Zukunft brauchen.

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