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Eine Lovestory über zwei Kontinente zwischen Waging und Kentucky

Die Drei-Männer-WG am Thannergut schrie geradezu nach weiblicher Unterstützung. Vanessa Cleary aus Kentucky kam, sah das bunte Durcheinander und traf das Herz von Martin Häusl.

Vanessa und Martin Häusl mit Theodor Henry (5 Monate) und Leonhard (3 Jahre) vor ihrem Thannerhof in Füging.
Vanessa und Martin Häusl mit Theodor Henry (5 Monate) und Leonhard (3 Jahre) vor ihrem Thannerhof in Füging.
Ein glückliches Hochzeitspaar.
Ein glückliches Hochzeitspaar.
Hochzeitsfeier unterm Kastanienbaum in Waging.
Hochzeitsfeier unterm Kastanienbaum in Waging.
Wow, ein Baby ist geboren.
Wow, ein Baby ist geboren.
Die Aussicht vom Thannerhof in Füging aus sucht ihresgleichen.
Die Aussicht vom Thannerhof in Füging aus sucht ihresgleichen.
Beim Durchblättern des Hochzeitsalbums.
Beim Durchblättern des Hochzeitsalbums.
Vanessa mit Anhang
Vanessa mit Anhang
Da kommen Erinnerungen auf.
Da kommen Erinnerungen auf.
Die Hündin der Familie.
Die Hündin der Familie.
Ein Bild von der kirchlichen Trauung.
Ein Bild von der kirchlichen Trauung.

Es war 2015. Martin Häusl, 35 Jahre alt, frisch promovierter Informatiker, pendelte unter der Woche zwischen München und seinem Heimatort Waging am See. Das Thannergut in Füging war einst voller Leben. Mutter Mathilde war seit längerer Zeit im Pflegeheim. Vater Herbert Häusl, damals Bürgermeister von Waging, und seine beiden Söhne Martin und Tobias führten eine kleine Männer-WG. Doch für Kochen, Aufräumen und Ordnung fehlte schlicht die "weibliche Hand". "Wir hatten dringend jemanden gebraucht", sagt Martin Häusl. Also schaltete er eine Anzeige in der Lokalzeitung - gesucht wurde eine Haushaltshilfe.

Die Anzeige fiel der befreundeten Familie Reinhard und Maria Maier aus Volkrading bei Palling in die Hände. Sie hatten selbst Unterstützung im Haus: eine junge Frau aus Kentucky, die als Au-pair für ihre vier Kinder und die 92-jährige Oma sorgte. Ihr Name: Vanessa Cleary.

Kentucky - ein Bundesstaat bekannt für Pferde, Whiskey und Chicken Wings. Vanessa, damals 24, hatte Tourismus studiert, danach an der Rezeption eines Hotels gearbeitet. Sie beschreibt ihre Heimat liebevoll, aber ehrlich: "Kentucky ist nicht der spannendste Teil der Welt."

Erst wollte sie den Zusatzjob im Bürgermeisterhaus ablehnen

Eines Tages fragte eine Hotelkundin: "Haben Sie schon mal daran gedacht, als Au-pair ins Ausland zu gehen?" Vanessa war neugierig. Eine App brachte sie in Kontakt mit Familien in Europa - und schon bald rief Familie Maier an. Innerhalb weniger Wochen packte sie ihre Koffer und reiste nach Bayern. Nach einem halben Jahr bei den Maiers wollte Vanessa mehr arbeiten, das Taschengeld eines Au-pairs reichte nicht aus. Sie träumte davon, in einem Hotel anzufangen. Doch eines Tages sagte der Au-pair-Vater zu ihr: "Heute hast du ein Vorstellungsgespräch." Und sie fand sich beim Bürgermeister von Waging wieder, der dringend Hilfe suchte.

Sie fuhr nach Waging - und stand in einem Haus, das mitten im Umbau steckte. Überall standen alte Möbel, der zweite Stock war herausgerissen. "Ich wollte niemals putzen!", sagt sie heute lachend. Erst war sie irritiert, enttäuscht - und dachte ernsthaft daran, abzulehnen. Doch die guten Worte der Maiers überzeugten: "Dort, wo du putzt, sind mit Sicherheit anständige Leute."

Erst war sie zwar "nur sauer. Ich versuchte immer wieder zu sagen, dass es nichts für mich ist". Doch sie blieb. Zwei Tage pro Woche pendelte sie von Volkrading nach Waging - und veränderte das Männerhaus Stück für Stück, brachte Ordnung ins Chaos.

"Wollen wir mal ein Bier trinken?"

Es dauerte nicht lange, bis Vanessa einen Sticker auf den Computer klebte: "Wollen wir mal ein Bier trinken?" Der Plan war ein gemütliches Einzeldate.

Doch an jenem Abend veranstaltete Reinhard Maier ein Geburtstagsfest, und Martin landete mitten in der Feier. Spät am Abend, in der Küche, fielen die ersten zarten Worte - und der erste Kuss. "Ich war hin und weg", sagt Martin. Nur wenige Monate später endete Vanessas Visum. Die USA gelten als "Drittland" - und ein neues Visum war nicht so einfach zu bekommen. Sie musste zurück nach Kentucky.

Die folgenden Monate waren schwer. Unterschiedliche Arbeitszeiten, sechs Stunden Zeitunterschied - die Beziehung drohte an Alltag und Distanz zu scheitern. Martin wusste: Er muss handeln. Er flog zu ihr, lernte ihre Familie kennen und gemeinsam machten sie einen Roadtrip durch die Südstaaten. Am Ende schenkte er ihr einen Gutschein für ein Flugticket nach München. Vanessa kam zurück - diesmal mit einem Sprachstudium als Visumsgrundlage. Das Paar lebte zuerst in einer kleinen Münchner WG mit fünf Personen, später kurz in Berlin.

2017 wurde Traumhochzeit gefeiert

2017 folgte der Heiratsantrag mit einem Feuerwerk in der Heimat. Vanessa lacht, wenn sie heute daran denkt: "Wir sind uns nur in die Arme gefallen und haben uns geküsst." 2018 gaben sie sich das Ja-Wort im Standesamt in Waging. Am 1. Juni 2019 folgte eine kirchliche Trauung, die viele als Märchenhochzeit bezeichneten. Unterm Kastanienbaum im Feld feierten Freunde und Familie bei strahlendem Sonnenschein.

Seitdem haben Martin und Vanessa nicht nur das Familienhaus umgebaut, sondern auch den Hof auf Pferdehaltung umgestellt. Sie führen den Betrieb nun in 15. Generation, wo an die 20 Tiere in Freilaufställen leben. Zwei Buben - Theodor Henry und Leonhard - machen das Familienglück komplett.

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