Der gelernte Elektrotechniker hat im zweiten Bildungsweg die Zahnmedizinerlaufbahn eingeschlagen. 2016 musste Erich Putz aufgrund einer Krebserkrankung in Pension gehen. "Zeitgleich habe ich bei mir eine Unterfunktion der Schilddrüse bemerkt: Morbus Hashimoto", sagt er. Als pensionierter Arzt und Patient hat sich er über dieses Thema schlau gemacht. 2015 gründete er die Selbsthilfegruppe "Schilddrüse".
Zu diesem Thema (Jod-Exzess) und zum Thema Stoffwechselerkrankung (Fructose-Exzess) hat er Vorträge ins Internet gestellt. "Die haben mittlerweile in Mitteleuropa eine breite Resonanz, obgleich die Unterstützung der Kollegenschaft auf sich warten lässt", sagt der 71-jährige Aigener.
Bei einer langanhaltenden Unterfunktion berichten Betroffene von einer verringerten Leistungsfähigkeit, Müdigkeit, Kälte-Empfindlichkeit, depressiven Verstimmungen und von Gewichtszunahme. "Auch unerfüllter Kinderwunsch und ADHS können daraus resultieren."
Ursache der explosiv zunehmenden Schilddrüsenfehlfunktionen (Morbus Hashimoto, Morbus Basedow, Freisetzungshyperthyreose, Thyreotoxikose) sei der exzessive Jodeintrag in unsere Nahrungsmittel. "Es hat sich herausgestellt, dass Jod ein hochpotentes Dopingmittel ist. So wird es in der Tier- und Pflanzenzucht verwendet. Die Schilddrüsenfehlfunktionen sind in der Regel wiederum Ursache zahlreicher Begleiterkrankungen. Die Schilddrüse spielt die erste Geige im endokrinen Orchester. Und die Hirnanhangdrüse ist der Dirigent", sagt Erich Putz.
10.000 Prozent mehr Jod in den Lebensmitteln
Er meint, die Leute müssten sich mehr mit ihrer Ernährung auseinandersetzen. "Wenn man über die Jahre den Jodeintrag verhundertfacht, entstehen Probleme. Der normale Salzgehalt hat 0,2 Milligramm Jod pro kg Salz. Wir haben aufjodiert auf 20 Milligramm pro Kilogramm. Das sind 10.000 Prozent mehr. Jod ist ein Spuren-, kein Mengenelement!"
Der Eintrag wurde geändert, weil die Kröpfe aus Jodmangel entstanden.
Hashimoto ist eine Autoimmunerkrankung, der eine Jod-Verwertungsstörung in der Schilddrüse zugrunde liegt. "Das kann entstehen durch Jodmangel in den Nahrungsmitteln, in unseren Breitengraden aber niemals. Viel zu viel Jod ist in Rohwurst, Schweinefleisch, Hartkäse, weil in Futtermitteln viel zu viel Jod beigesetzt ist. Käse wird zudem zur Reifung in der Salzlake wieder jodiert."
"Das heißt, wir nehmen pro Tag spielend 1500 bis 1600 Mikrogramm pro Tag zu uns. Normal und gesund sind 120 bis höchstens 180 Mikrogramm. Bereits Paracelsus sagte: ,Nur die Dosis macht das Gift.'" Dazu blättert der Mediziner in seiner Wohnung in Salzburg-Aigen in seiner "Bibel ", der "Lebensmitteltabelle in der Praxis" aus den 1990er- Jahren, wo noch "normale" Jodmengen vorgegeben sind.
Es wird also zu viel Jod zugeführt, die Schilddrüse soll hohen Jodgehalt bewältigen. Sie ist auf Dauer überfordert, deshalb gehen nach und nach Schilddrüsenzellen zugrunde. "Die Rest-Schilddrüse muss umso mehr arbeiten. Das ist ein Teufelskreis. Man muss die Schilddrüse ruhigstellen mit Hormontabletten. Sie bewirken, dass erstens der Körper das nötige Jod bekommt und die Schilddrüse nicht mehr arbeitet und sich erholt."
In den Tabletten ist das Jod bereits richtig dosiert
In den Tabletten ist das Jod eingebaut in eine Eiweißverbindung. Es kann so über die Zelle aufgenommen werden und ist dafür verantwortlich, dass in der Zelle das Jod richtig verteilt wird.
Wenn man dazu noch zu viele Lebensmittel mit zu viel Jod zu sich nimmt, dann ist alles zu viel. Es ist unumgänglich, sich jodarm zu ernähren. Den Jodgehalt kann man im Harn messen, das ist aber selbst zu bezahlen. "Es gibt dafür auch günstigere Test-Kits, die man im Internet bestellen kann."
Auch Kälteempfindlichkeit ist messbar: normal sind 36,6 bis 36,1 Grad Celsius, Bei Hashimoto sind es oft 36,1 bis 34,6. "Man muss drei Tage hintereinander zur gleichen Zeit messen, das ist ein objektiver Parameter." Weiters ist es wichtig, auf Zufuhr von genügend Vitamin D3 zu achten. Es ist nötig für ein Enzym, das bei der Jodverwertung in der Schilddrüsenzelle eine enorm wichtige Rolle spielt. "Auch viel in die Sonne zu gehen, wirkt sich positiv aus." Neben der Zufuhr von Tabletten ist eine jodarme Ernährung - "da muss man sich erst hineinarbeiten" - unumgänglich.
Der sportliche Mediziner ist in Puch aufgewachsen, hat zwei Söhne.
Der Leiter der Selbsthilfegruppe ist gerne in den Bergen, jeden letzten Mittwoch im Monat trifft er Gleichgesinnte im Volkshilfeheim Itzling, in der Kirchenstraße 55; nächstes Treffen: 26. März, 18.30 Uhr.




