Am Donnerstagabend behandelte die Halleiner Gemeindevertretung in einer Sondersitzung das umstrittene Bauprojekt im Innenhofgarten der Goldgasse. Immobilienentwickler Ditfried Kurz will bekanntermaßen auf den als Bauland gewidmeten 1000 m2 zehn Wohnungen bauen.
Ein scharfer Kritiker des Projekts ist auch der Halleiner Historiker Wolfgang Wintersteller, der auf die besondere Historie dieses Altstadtbereichs verweist: "In dem Bereich Oberhofgasse, Molnarplatz, Goldgasse ist um 1200 die Stadt Hallein quasi in wenigen Jahrzehnten aus der kleinen Siedlung Mühlbach heraus entstanden. Daher finde ich diesen Bereich historisch besonders wertvoll." Er kritisiert vor allem die Ortsbildschutzkommission (OBSK), "die in ihrem Gutachten diesen Wert überhaupt nicht beachtet. Wir sind als Historiker in Hallein nie gefragt worden, welche historische Bedeutung dieser Raum überhaupt hat." Das eigentlich nicht öffentliche Gutachten der OBSK zu dem Projekt habe er am Tag vor der Sitzung in seinem Briefkasten gefunden.
Kritik am Gutachten der OBSK zum Goldgassen-Projekt
Vor allem werde auch der Wert der Mauer und der Stiege, die an der einzigen Zufahrt zum Gelände abgerissen werden sollen, falsch eingeschätzt: Wintersteller zeigt im TN-Gespräch anhand von Fotos, dass die Stiege nicht, wie im Gutachten behauptet, in den 1970ern mit dem benachbarten Haus abgerissen und wieder neu gebaut wurde: "Die Stiege ist auch schon auf Gemälden aus dem 18. Jahrhundert vorhanden. Natürlich nicht vom Material her, aber der Verlauf war schon immer so wie jetzt. Daher hat das schon einen gewissen historischen Wert, auch wenn es nicht denkmalgeschützt ist. "
In der aktuellen Sitzung genutzt hat dieses Argument allerdings nichts, ebenso wenig die teils emotionalen Proteste der zahlreichen anwesenden Anrainer: Mit den Stimmen der SPÖ wurde beschlossen, den Vorplatz (der inklusive Stiege der Stadtgemeinde gehört) von Bauwerber Kurz auf dessen Kosten neu gestalten zu lassen. Die anderen Fraktionen der ÖVP, Grünen, FPÖ, Bürgerliste und KPÖ verließen aus Protest den Saal. Sie hatten die Sitzung ursprünglich einberufen, weil sie sich zu wenig informiert über das Projekt fühlten.
Bürgermeister verweist auf rechtliche Risiken in der Goldgassen-Debatte
Bürgermeister Alexander Stangassinger (SPÖ) hatte im Wahlkampf immer gesagt, wenn es rechtlich möglich sei, werde er das Projekt verhindern, indem die Stadtgemeinde die Nutzung des Vorplatzes verböte. Im TN-Gespräch betont er nun, das rechtliche Risiko sei zu groß gewesen: "Uns wurde von einer externen Kanzlei bestätigt, was Herr Kurz' Anwalt uns bereits angedroht hat: Wenn wir ihm die Neugestaltung des Platzes ohne guten Grund verweigern, und er klagt das ein, gibt es ein sehr hohes Risiko, dass er vor Gericht gewinnt. Da könnte es um eine sechsstellige Summe gehen, die die Stadt dann zahlen müsste."
Das Ganze sei eine Grundrechtsfrage, "weil es gibt bereits zig Fälle, in denen die Stadtgemeinde ähnliche Vorgehen erlaubt hat. Wir dürfen das nur ablehnen, wenn es einen triftigen Grund gibt, aber nicht einfach nur, um ein Projekt zu verhindern."