Am Freitagnachmittag, 14. Juni, stieg dicker dunkelgrau-violetter Rauch aus dem dritten Stock der Imbergstraße 3 auf. Auf den zwei großen Transparenten, die die Fassade zierten, stand "Leerstand besetzt".
Besetzung aufgrund der Wohnungskrise und der "verfehlten Wohnungspolitik
Die Gründe sind laut den Aktivisten von "leerstadt5020" die "verfehlte Wohnungspolitik" der Landesregierung sowie die weitere Zuspitzung der Wohnungskrise im Land und vor allem in der Stadt Salzburg, heißt es in der Presseaussendung. Seit 2020 steht die Imbergstraße 3 beziehungsweise Steingasse 24 leer. Zuvor befand sich hier Salzburgs ältestes Bordell. Es gab Planungen, das Haus in ein weiteres Microhotel umzuwandeln. "Das Letzte, was Salzburg braucht, sind Hotels", erklären die Aktivisten.
Bauer: Andere Wohnungspolitik kann nur selbst gemacht werden
Die Sprecherin der Besetzer ist Lena Bauer. Sie ist der Meinung, dass eine andere Wohnungspolitik nur selbst gemacht werden könne. "Seit Jahren wird die Stadt immer weiter aufgewertet, Mieten sind unleistbar geworden, Menschen werden aus der Stadt verdrängt und unkommerzielle Räume sind Mangelware", erklärt Bauer. "Denn was für ein Verbrechen ist schon eine Besetzung, wenn Menschen wegen der prekären Wohnsituation auf der Straße leben müssen."
Bauer: "Wir nehmen uns, was uns zusteht"
Salzburg war 2023 österreichweit der Vorreiter bei den teuersten Mieten. Seit der neuen Landesregierung, bestehend aus ÖVP und FPÖ, habe sich die Situation nicht gebessert, so die Aktivisten. Zudem sei die eingeführte Leerstandsabgabe eine Farce. Der Bund habe den Ländern die Möglichkeit für eigene Regelungen gegeben, aber die Landesregierung weigere sich, davon Gebrauch zu machen und effektiv zu handeln. Für Migranten, Alleinerziehende, Studierende und Arbeiter sei das Leben in der Stadt nicht mehr leistbar. "Wir werden uns nicht auf die leeren Versprechen der Politiker verlassen, sondern nehmen uns, was uns zusteht", so Bauer.
Kay-Michael Dankl (KPÖ plus): Man muss die Ängste junger Menschen ernst nehmen
Bürgermeister-Stellvertreter Kay-Michael Dankl (KPÖ plus) hat Verständnis für den Aktionismus zur Wohnungssituation und dem Leerstand. "Da von der Landesregierung viel verhindert wird, kann ich die Reaktion junger Menschen, mit Aktionismus zu reagieren, verstehen. Man muss ihre Ängste und Sorgen ernst nehmen", so Dankl.
Hausbesetzung ohne Folgen: Eigentümer erstattet keine Anzeige
Nach wenigen Minuten endete die Hausbesetzung am Freitagnachmittag. Beim Eintreffen der Einsatzkräfte war das Haus wieder leer. Der Hauseigentümer erstattet keine Anzeige. Vonseiten der Polizei hieß es am Montag laut Salzburg24, dass vorerst nicht ermittelt wird.
Zuletzt wurde vor zwei Jahren ein Haus in der Innenstadt für mehrere Stunden besetzt.