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Hundeverbot auf der Alm?

Für große Aufregung sorgte in dieser Almsaison ein diskutiertes "Hundeverbot" bzw. ein "Alm-Führerschein" auf Almweideflächen. Zum richtigen Verhalten sprach die PW mit Experten.

Ruhiges Verhalten der Hunde kann helfen. Bild:
Ruhiges Verhalten der Hunde kann helfen. Bild:
Charly Egger (li) und Herbert Deutinger
Charly Egger (li) und Herbert Deutinger

Salzburgs Landwirtschaftskammerpräsidenten Rupert Quehenberger hatte nach einem tödlichen Unfall aufgrund einer Kuhattacke in Ramsau (Steiermark) einen "Almführerschein" vorgeschlagen. Die beiden langjährigen Leiter bzw. Ausbilder der Salzburger Bergrettungshundestaffel, Charly Egger und Herbert Deutinger: "Wenn Hundehalter viel in den Bergen bzw. auf Almen unterwegs sind, dann müssen sie bereits in früher Welpenzeit ihre Hunde an solche Kontakte gewöhnen."

Hunde reagieren unterschiedlichst auf Kühe

Hunde reagieren komplett unterschiedlich auf Begegnungen mit Kühen: "Man kann dann auch nicht die Regel aufstellen, dass man Hunde bei einem Angriff einer Kuh losleint. Weil manche Hunde auf den Schutz ihrer Menschen vertrauen, sich anschmiegen und nicht weglaufen. Die Verantwortung liegt wie immer beim Menschen. Hunde verhalten sich so, wie sie es erlernt haben. Genauso wie wir Hunden lernen, sich in einer belebten Straße wie der Getreidegasse ruhig zu verhalten, genauso müssen Welpen lernen, sich auf Almwegen gegenüber Kühen ruhig zu verhalten. Wenn ein Hund aufgeregt ist und bellt, dann muss ich solche Kontakte einfach vermeiden", so Egger, der in Großarl auch geführte Hundewanderungen für Hotelgäste anbietet.

"Hunde sind ein Geschäftsmodell"

Bedauernswert finden die Hundeexperten, dass "in Österreich praktisch jede/r eine Hundeschule aufmachen kann. Es gibt keine vorgeschriebene Ausbildung. Vieles ist nur auf Leckerlikonditionierung beschränkt."

Schon vor dem Kauf eines Hundes würde die Verantwortung der Menschen beginnen. "Mittlerweile ist der Hund nicht nur ein wichtiger Sozialpartner, sondern auch ein enormer Wirtschaftsfaktor", so Deutinger, "und vielfach einfach ein Geschäftsmodell."

Auf den Almen gibt es immer mehr Mutterkühe, "das macht den richtigen Umgang nicht einfacher", betont Egger. "Viele Hundehalter haben überhaupt keine Probleme mit ihren Tieren auf der Alm und wir sollten aufgrund tragischer Zwischenfälle nicht alle in einen Topf werfen."

Anstieg Freizeitsportler ist eine Beunruhigung für Almtiere

Artgerechte Hundehaltung sei aufgrund der Leinenpflichten in nahezu allen Gemeinden nicht mehr möglich: "Viele Freilaufflächen sind viel zu klein. Konsequenter wäre dann gleich ein komplettes Hundeverbot", meint Deutinger. Natürlich solle man die Hundehalter unter den Touristen bei ihren Aufenthalten auf Gefahren hinweisen, "es gibt ja Alternativen, wo man wandern kann und keinen Kühen begegnet." Der derzeitige Ausbildungsleiter der Bergrettung, Christian Binggl, fügt hinzu: "Der Anstieg an Freizeitsportlern ist groß und ich beobachte etwa bei der Gnadenalm am Tauern, dass die Kühe zu manchen Zeiten durch die vielen Wanderer nervös sind und wenig zur Ruhe kommen. Das muss man erkennen und auch einmal umdrehen können, selbst ohne Hund. Wenn Kühe schon unruhig in Rudeln zusammenstehen, sollte man besser einen weiten Bogen um sie machen."

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