Redaktion: Waren Sie nach dem überraschenden Rücktritt von Bürgermeister Joachim Maislinger gleich bereit, das Amt zu übernehmen?
Bgm. Andreas Hasenöhrl: Ich hatte nicht lange Zeit zu überlegen, aber ich hätte auch Ja gesagt, wenn es ein Jahr früher gewesen wäre. Ich habe als Vize den Bürgermeister schon vorher vertreten. Natürlich ist es etwas anderes, hauptberuflich Bürgermeister zu sein. Die ersten Wochen sind gut verlaufen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Gemeinde kennen mich, es gab hier keine große Umstellung. Die Kontinuität ist gegeben.
Die Belastungen im Bürgermeisteramt sind hoch. Was tun Sie, um dem standzuhalten?Ich bin eine robuste Natur und mache mir mehr um die Psyche der Bürgerinnen und Bürger Sorgen als um meine eigene (lacht). Als Bürgermeister von Wals-Siezenheim gibt es nur Vollgas. Ich bin aus der Gastronomie lange Arbeitstage gewohnt, bin gerne überall dabei, gehe aber rechtzeitig heim, damit ich am nächsten Tag ausgeschlafen bin. Als Ausgleich gehe ich viel zu Fuß, zum Beispiel in den Goiser Wiesen oder Richtung Högel bei unseren bayerischen Nachbarn.
Ist Ihnen der Abschied aus Ihrem alten Beruf schwergefallen? Ich habe 40 Jahre im Grünauerhof, den mein Schwager und meine Schwester führen, gearbeitet, zuletzt als Chef der Rezeption. Dort war man schon etwas perplex, dass ich jetzt aufhöre. Der Kontakt bleibt natürlich. Zu Mittag schaue ich regelmäßig vorbei und ich habe auch viel Post von Stammgästen bekommen.
Im März stehen die Gemeindewahlen an. Wenig Zeit, um sich einen Amtsbonus zu erarbeiten?In der Gemeinde kennen mich schon viele Leute, ich war unter anderem 25 Jahre Obmann des Tourismusverbandes. Natürlich wird es bei 14.000 Einwohnern auch viele geben, die mich noch nicht kennen. Das möchte ich bis zu den Wahlen am 10. März ändern. Ich habe mit Karin Huber eine tolle erste Vizebürgermeisterin und ein starkes Team mit einer Mischung aus neuen und arrivierten Leuten zur Unterstützung. Vor dem politischen Mitbewerb habe ich keine Angst. Es ist gut für die Demokratie, wenn andere Sichtweisen eingebracht werden.
Welche Aufgaben sehen Sie in den nächsten Jahren auf die Gemeinde zukommen?Wals-Siezenheim ist eine prosperierende Gemeinde, die viele Dinge wie die Kinderbetreuung, die Schulen, die Anliegen der Senioren oder die Unterstützung der Vereine gut abdecken kann. Der Neubau der Volksschule Siezenheim wird heuer eröffnet, die Sanierung des Seniorenheims mit zehn zusätzlichen Betten steht vor dem Abschluss, in Walserfeld entsteht ein neues Tenniszentrum. Für die Kleinkindbetreuung haben wir in den letzten Jahren sechs neue Gruppen geschaffen. Die Kinderbetreuung bleibt aber eine Herausforderung. Für die Nachnutzung der alten Siezenheimer Volksschule ist für die Planung bereits Geld im Budget vorgesehen. Auch das Schulzentrum Viehhausen kann noch ausgebaut werden.
Auch in Wals-Siezenheim leiden die Menschen unter dem zunehmenden Verkehr. Wo soll man hier ansetzen?Damit der öffentliche Verkehr gut angenommen wird, braucht es ein gutes Angebot, mindestens einen Halbstundentakt. Die Gemeinde fördert Monats- und Jahrestickets und das Klimaticket mit 40 Prozent. Wünschen würde ich mir auch einen durchgehenden Radweg rund um das Kasernengelände, dafür brauchen wir aber die öffentliche Hand.
Gibt es Wachstumsgrenzen?Wir wollen gemäßigt wachsen, sonst droht die Überalterung. In den letzten zehn Jahren sind rund 1000 Einwohner dazugekommen. Vor allem für junge Leute brauchen wir leistbaren Wohnraum. Die Preise müssen runter. Wo es passt, wird es eine dichtere Verbauung geben, um Grund und Boden zu sparen. Für unsere Betriebe muss es möglich sein, am Standort auszubauen. Vorrangig sollten bereits versiegelte Flächen genutzt werden. Die landwirtschaftlichen Flächen müssen erhalten bleiben, unsere Bauern sind ja die Gemüselieferanten des Landes.
Was macht Wals-Siezenheim für Sie aus?In der Gemeinde ist ein gewaltiger Zusammenhalt da. Wir haben 80 Vereine, das Leben ist wirklich noch dörflich. Das schätzen auch die Zuzügler. Wer will, kann sich schnell integrieren. Wünschen würde ich mir noch einige Verbesserungen im Ortsbild. Die Bürgerinnen und Bürger sollen sagen: "Ich bin gern da!"