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In Erinnerung an Barbara Rettenbacher-Höllwerth: "Sie war schon ein ganz besonderer Mensch"

Mit Barbara Rettenbacher-Höllwerth verliert die Salzburger Volkskultur eine ganz große Persönlichkeit. Sie verstarb am 29. August im Alter von 95 Jahren.

Liebenswürdig, humorvoll und „sehr g’scheit“: Barbara Rettenbacher-Höllwerth starb am 29. August im Alter von 95 Jahren.
Liebenswürdig, humorvoll und „sehr g’scheit“: Barbara Rettenbacher-Höllwerth starb am 29. August im Alter von 95 Jahren.
Gerlinde Allmayer und Barbara Rettenbacher-Höllwerth.
Gerlinde Allmayer und Barbara Rettenbacher-Höllwerth.

"Liab hob i trunkn und mei Aufgob dafüllt. Darf mi lösn wia a Blattl von Bam und eingehn in Gottes Herrlichkeit", steht auf der Parte der großen Niedernsillerin. Bescheiden sei sie gewesen, sehr g'scheit - und bis ganz zum Schluss ein ganz liebevoller, weltoffener Mensch: So beschreibt Gerlinde Allmayer, die als Leiterin des Tauriska-Mundartarchivs im Samerstalll und der "Niedernsiller Stund'" Barbara Rettenbacher-Höllwerths Erbe weiterführt, ihre ehemalige "Lehrerin, Kollegin und Freundin."

Geboren 1928 in Pfarrwerfen als Barbara Lienbacher, absolvierte die Bauerstochter nach der achtjährigen Volksschule die Lehrerinnenbildungsanstalt in Salzburg und kam 1950 als Volksschullehrerin in den Pinzgau. Nach dem Tod ihres ersten Mannes Alois Höllwerth heiratete sie den Tennengauer August Rettenbacher und widmete sich mit seiner Unterstützung immer stärker dem Schreiben von Mundarttexten und der Erforschung, Dokumentation und Bewahrung der Mundart. Ihre pfiffigen Hirtenspiele im Pinzgauer Dialekt sind nach wie vor alljährlich im Advent im ganzen Bezirk zu hören, ihre Gedichte und Arbeiten zur Sprachforschung in zahlreichen Publikationen dokumentiert.

Seit 2013 war die Trägerin des Großen Verdienstzeichens des Landes Salzburg Ehrenbürgerin von Niedernsill, die Heimatgemeinde ihres Mannes, St. Koloman im Tennengau, verlieh ihr den Ehrenring für ihre Verdienste um das Mundartarchiv. Auch ihr dichterisches Schaffen wurde vielfach ausgezeichnet.

"Sie hat zwar nicht studiert, aber sie hat richtig wissenschaftlich gearbeitet - in der Sprachforschung wie als Historikerin", sagt Gerlinde Allmayer. Die Niedernsiller Chronik von 2013, die sie gemeinsam mit einem Redaktionsteam gestaltete, legt davon eindrucksvoll Zeugnis ab.

Bis zu ihrem 90. Geburtstag war Barbara Rettenbacher-Höllwerth noch aktiv, danach zog sie sich immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück, im Bewusstsein "ihre Aufgabe erfüllt" zu haben - und auch im Vertrauen darauf, dass der Schatz der Pinzgauer Mundart auch nach ihrem Tod gehütet und immer weitergetragen wird.

Die "Niedernsiller Stund'" war ihr spezielles "Baby"

Gemeinsam mit ihrem Mann August hat Barbara Rettenbacher-Höllwerth 1988 einen Leseabend für Salzburger Mundartdichter/-innen initiiert. Seit 2010 organisiert Gerlinde Allmayer diese "Niedernsiller Stund'" ganz im Sinne der Gründerin, die 2018 das letzte Mal selber dabei war.

Am 27. September wird es um 19 Uhr im Samerstall eine besondere "Niedernsiller Stund'" geben: Unter dem Motto "Berg und Toi" sind Max Faistauer, Gundi Egger, Christoph Lukas Schwaiger und Margit von Elzenbaum zu Gast. Es singt der Pinzgauer Dreigesang, Moderator ist Manfred Baumann.

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