Mehr oder weniger unumstritten ist nur jener Teil des Projekts, der nun auch als Erster angegangen wird: Anstelle der engen, schlecht einsehbaren Unterführung Ramslstraße/Moartalstraße bauen die ÖBB wenige Meter nördlich eine neue Unterführung - mit 4,2 Meter Durchfahrtshöhe (und somit auch für Einsatzfahrzeuge geeignet), zwei Fahrspuren und davon abgetrenntem Gehsteig. Die bestehende Unterführung soll bis zur Inbetriebnahme der neuen Ende Juli 2021 für Fußgänger und Radfahrer geöffnet bleiben. Der motorisierte Verkehr hingegen wird laut ÖBB voraussichtlich ab Ende 2020 umgeleitet, was aber noch im Detail abgestimmt wird.
Heiß diskutiert wurde dagegen die Mitterhuemer-Unterführung in der Durchlassstraße - eine Gruppe von Anrainern hatte vehement für die Offenhaltung als Fußgänger- und Radfahrerunterführung plädiert, dafür auch 140 Unterschriften gesammelt. Letztlich hatte sich die Gemeinde jedoch gegen die Offenhaltung entschieden. Laut ÖBB soll sie voraussichtlich 2021 geschlossen werden. "Das tut mir immer noch sehr weh. Fußgänger- und Radfahrverkehr gehören gefördert und wir sperren eine Unterführung zu. Aber die Mehrheit hat entschieden, das muss man akzeptieren", sagt SPÖ-Ortsparteiobmann Martin Dietrich.
Das Herzstück: eine neue Unterführung anstelle des Bahnübergangs
Das Herzstück des Projekts ist allerdings jene Unterführung, die den derzeitigen Bahnübergang an der Kreuzung Wasserfallstraße/B 159 ersetzen soll. "Wir freuen uns, dass es nun losgeht. Eine Unterführung anstelle das Bahnübergangs, das war schon in meiner Jugend Thema. Schön, dass es nun Realität wird", sagt Bürgermeister Peter Harlander (ÖVP). Die Gemeinde beteiligt sich an den Kosten dieser Unterführung mit rund 3,5 Millionen Euro. Der Übergang sei gefährlich, mehrmals pro Jahr werde der Schranken kaputt gefahren, weil der Verkehr auf der Eisenbahnkreuzung zum Stehen kommt. Zudem entspricht der Übergang laut ÖBB nicht mehr den Sicherheitsvorgaben und hätte in den kommenden Jahren so oder so aufgelassen oder umgestaltet werden müssen.
Die Arbeiten an der Eisenbahnkreuzung beginnen bereits im Herbst: Unter anderem werden Bohrpfähle hergestellt und Leitungen für Kanal, Wasser, Strom und Telekommunikation umgelegt.
Drei Häuser müssen weichen - eine Enteignung droht
Aufgrund der engen Platzsituation müssen drei Häuser dem Bau weichen, die ersten schon heuer im Winter. Eines gehört den ÖBB, das zweite seit 2017 der Gemeinde. Beim dritten allerdings ist es schwierig: Es befindet sich in Privatbesitz, der Grundeigentümer wohnt seit mehr als 70 Jahren dort und hat das Haus über die Jahre immer wieder eigenhändig saniert und erneuert. Er war für die TN bis Redaktionsschluss nicht erreichbar.
Mehr als drei Jahre lang hatten die ÖBB und die Gemeinde mit ihm um eine Lösung gerungen. Ersatzangebote (Wohnhäuser in Golling, Neubau auf ÖBB-Grund, Eigentumswohnung, Mietwohnung, Altersheim, betreutes Wohnen) lagen laut ÖBB ebenso auf dem Tisch wie eine gutachterlich festgelegte Ablöse für das Haus von rund 300.000 Euro.
Momentan steht das Enteignungsverfahren
"Ich habe vollstes Verständnis, mir geht das Thema wirklich sehr nahe. Ich bin schon lang im Geschäft, aber so etwas hatte ich noch nie", sagt ÖBB-Projektleiter Christian Höss. "Wir waren ein paar Mal knapp dran an einer Lösung, aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo es nicht mehr geht." Im Sommer leiteten die ÖBB daher das Enteignungsverfahren ein. Bgm. Harlander meint dazu: "Das taugt mir natürlich auch nicht. Als Bürgermeister bist du genau zwischendrin, weil es einen Bürger betrifft, aber natürlich ist auch das öffentliche Interesse da."
Momentan steht das Verfahren allerdings: "Der Anwalt des Eigentümers hat einen Antrag auf Erwachsenenvertretung (früher: Sachwalterschaft) eingebracht", erklärt Höss. "Gibt das Gericht dem statt, können wir mit dieser Vertretung noch einmal verhandeln", erklärt Höss. Gibt es keine Vertretung, werde das Enteignungsverfahren wieder aufgenommen. In jedem Fall könne die geplante Bauabwicklung aber planmäßig voranschreiten.
Ab Ende Juli 2021 wird es ernst beim Bahnübergang
Und die sieht so aus, dass ab Ende Juli 2021 die Eisenbahnkreuzung für den Verkehr gesperrt wird und die B 159 als Einbahnstraße Richtung Süden geführt wird (die Fahrtrichtung Norden läuft dann nur über das Ortszentrum). Die neue Unterführung Ramslstraße/Moartalstraße wird dann zur Hauptverbindung in die Salzachsiedlung und den Ortsteil Torren, der Schwerverkehr wird großräumig über die Taggerstraße und die Leube-Brücke umgeleitet.
Wirklich intensiv werden die Arbeiten dann ab Mitte November 2021 - bis Mitte Februar 2022 wird der Kreuzungsbereich rund zwölf Wochen lang komplett gesperrt. Für Fußgänger und Radfahrer bleibt die Unterführung "Martina" geöffnet, der motorisierte Verkehr für den Ortsteil Torren muss in dieser Zeit entweder über die Taggerstraße und die Leube-Brücke ausweichen oder großräumig über den Kuchler Ortsteil Weißenbach. Fertiggestellt und in Betrieb genommen werden soll die neue Unterführung Wasserfallstraße im November 2022.
ÖBB-Linie wird optimiert, Züge können 20 km/h schneller fahren
Der Ausgangspunkt des gesamten Projekts ist eigentlich aber eine geplante Linienverbesserung der ÖBB-Strecke in Golling - die Trasse südlich des Gollinger Bahnhofs wird auf einer Länge von rund 600 Metern nach Osten verschwenkt, im Rahmen der Arbeiten werden zudem neue Schallschutzwände installiert. Die Verschwenkung schafft die technischen Voraussetzung, um die Bahngeschwindigkeit von 90 auf 110 km/h zu erhöhen, was laut ÖBB wiederum zu besseren Umweltschutz- und Schallwerten im Gollinger Ortsgebiet führen soll. Die Arbeiten zur Linienverschwenkung beginnen mit der Aufschüttung des Bahndamms und der Errichtung einer 100 Meter langen Stützmauer im März 2021, die eigentlichen Gleisbauarbeiten im Frühjahr 2022.