Der gebürtige Lungötzer Rieger gründete 1988 mit zwölf Musikern die Trachtenmusikkapelle Scheffau und war bis 2015 ihr Kapellmeister (und bis 2010 ihr Stabführer). Danach leitete er sechs Jahre die TMK Goldegg. Von 2009 bis 2024 war er Landesobmann des Salzburger Blasmusikverbandes, 2013 bis 2015 Präsident des Österreichischen Blasmusikverbandes. Bei der Übergabe des Landesobmannsessels an Balthasar Gwechenberger wurde Rieger zum ersten Ehrenlandesobmann des SBMV ernannt.
Warum sind Sie damals Landesobmann geworden, was war Ihr Antrieb?Rieger: Mir war wichtig, dass ich den Stellenwert der Blasmusik in der Gesellschaft stärke, bei den Kapellen ein Gemeinschaftsgefühl erzeuge und die Arbeit an der Basis forcieren kann, einerseits den Nachwuchs und andererseits die Zusammenarbeit in der gesamten Verbandspyramide, vom Verein über die Bezirks- und Landesebene bis zum Bundesverband, aber auch mit dem Musikum und der Militärmusik.
Was würden Sie selbst als wichtige Meilensteine in Ihrer Zeit als Obmann bezeichnen, was hat funktioniert, was nicht?In bleibender Erinnerung ist mir die Aktion von 2015 geblieben, als ich Präsident des Österreichischen Blasmusikverbandes war und es um den Erhalt der Militärmusikkapellen ging. Ohne diese Aktion würde es heute die Militärmusiken nicht mehr geben. Das war ein Kraftakt, der sich aber zu 100 % ausgezahlt hat.
Ein Meilenstein für den Blasmusikverband und die Volkskultur allgemein war der Bau des Hauses der Volkskultur in Nonntal. Das Haus ist nicht nur identitätsstiftend, sondern auch ein Podium und ein offener Ideenraum für verbandsübergreifende Aktivitäten. Damit haben wir eine tolle Infrastruktur, die effiziente und erfolgreiche Verbandsarbeit ermöglicht. Da schauen andere Bundesländer neidisch auf Salzburg.
Was für mich auf der Ausbildungsschiene ganz wichtig war, ist die Installierung des Blasorchesterlehrgangs am Mozarteum und gleichzeitig der neue Universitätslehrgang "Management regionaler Vereins- und Kulturarbeit", der hilft unseren Funktionären sehr in der Vereinsarbeit.
Für viele Vereine wird es immer schwerer, Mitglieder zu bekommen, Kapellen scheinen dieses Problem aber nicht zu haben.Nein, Nachwuchssorgen sind überhaupt kein Thema. Mit dem Musikum ist das bestens abgedeckt. Und da kommt auch eine sehr gute Mischung der Instrumente raus, nicht nur Klarinettistinnen und Trompeter. Vor allem kommen auch viele Schüler raus, die Harmonika spielen, singen, tanzen etc., das ist im Gesamten gesehen für die Volkskultur von immenser Wichtigkeit.
Wie ist das bei den Kapellmeistern? Tun sich die Kapellen nicht schwer, Kapellmeister in den eigenen Reihen zu finden?Nein, das ist im Großen und Ganzen kein Problem. Kapellmeister gibt es genug, aber es gibt nicht mehr die Langzeitfunktionäre. Die Rotation ist kürzer, drei Jahre, sechs Jahre, recht viel länger lassen sie sich nicht mehr binden, dadurch entsteht mehr Rotation und das wirft ein falsches Licht auf das Thema.
Und was dazukommt: Die inhaltliche Umstellung der Kapellmeisterausbildung trägt Früchte. In den letzten sieben, acht Jahren haben ca. 90 % der Absolventen eine Kapelle übernommen. Das war vorher anders, vor der Umstellung waren die Absolventen oft jahrelang Stellvertreter oder haben nur das Jugendorchester geleitet.
In Oberalm sind ja seit 2015 Dionys Ebner und Johannes Hofstätter als "Doppelkapellmeister" am Werk. Ist das ein Zukunftsmodell, um Leute für die anspruchsvolle Stelle zu finden?Durchaus, das "Oberalmer Modell" kommt immer mehr, sei es organisatorisch bei den Obmännern, da gibt es viele, die es im 2er- oder 3er-Team machen, oder auch auf musikalischer Ebene bei den Kapellmeistern. Ich finde das für die Musiker interessant, es muss nur gut abgesprochen sein.
In den letzten Jahren hat die Blasmusik kulturell viel an Stellenwert in der Gesellschaft gewonnen mit Ensembles wie Mnozil Brass, Federspiel usw. War das damals schon absehbar?Damals gab es schon verschiedenste gute Entwicklungen, aber durch die großartige Arbeit im Musikum in der Ausbildung haben sich da in den letzten Jahrzehnten wirklich viele Ensembles herauskristallisiert, die vorbildhaft für alle Blasmusikfans unterwegs sind.
Und wenn man schaut, wie viele Orchestermusiker ihre Wurzeln in der Blasmusik haben, führe ich das auch auf die Verbandsarbeit zurück und die Zusammenarbeit mit dem Musikum. Diese Professionalität der letzten Jahre, das trägt jetzt richtig Früchte.