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Kriegerdenkmal am Salzburger Kommunalfriedhof erhält „Korrektur“

Eine Gedenktafel beim umstrittenen Kriegerdenkmal in Salzburg soll die Geschichte ins rechte Licht rücken. Schriftsteller Ludwig Laher spricht davon, mit alten Heldenkonzepten aufzubrechen.

Der Germanist Ludwig Laher hielt eine Rede zur Eröffnung der Infotafel beim Kriegderdenkmal.
Der Germanist Ludwig Laher hielt eine Rede zur Eröffnung der Infotafel beim Kriegderdenkmal.

„Frieden, Frieden! Die Waffen nieder!“ Dieses Zitat von Bertha von Suttner (1834-1914) ziert nun einen Sockel aus Granit im Salzburger Kommunalfriedhof. Im Gedenkjahr 2025 - zu 80 Jahre Kriegsende - setzt sich die Stadt Salzburg kritisch mit dem Kriegerdenkmal im Friedhof auseinander.

Das Denkmal wurde 1929 zur Erinnerung an die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs errichtet und nach 1945 um jene des Zweiten Weltkriegs erweitert. Dass damit auch unkommentiert Soldaten miteingeschlossen wurden, die als Wehrmachtsangehörige oder Mitglieder der Waffen-SS an Kriegsverbrechen beteiligt waren, und somit auch diese gemäß dem Text des auf Bronzetafeln eingearbeiteten Gedichts von Anton Pichler als Helden und Vorbilder geehrt werden, sorgte seit den 1980er-Jahren für anhaltende Kritik.

Eröffnung: v.l.n.r.: Kay-Michael Dankl (Vizebürgermeister), Markus Grüner-Musil (Bürgerliste), Dagmar Aigner (Kulturabteilungsvorständin), Vincent Pultar (Vertretung d. Bürgermeisters), Ludwig Laher (Redner), Sabine Veits-Falk (Leiterin Haus der Stadtgeschichte), Florian Kreibich (Vizebürgermeister), Christine Kuchar (Friedhofsverwaltung).
Eröffnung: v.l.n.r.: Kay-Michael Dankl (Vizebürgermeister), Markus Grüner-Musil (Bürgerliste), Dagmar Aigner (Kulturabteilungsvorständin), Vincent Pultar (Vertretung d. Bürgermeisters), Ludwig Laher (Redner), Sabine Veits-Falk (Leiterin Haus der Stadtgeschichte), Florian Kreibich (Vizebürgermeister), Christine Kuchar (Friedhofsverwaltung).
Historikerin Sabine Veits-Falk eröffnete das Infopult im Kommunalfriedhof.
Historikerin Sabine Veits-Falk eröffnete das Infopult im Kommunalfriedhof.
Infopult beim Kriegerdenkmal im Kommunalfriedhof.
Infopult beim Kriegerdenkmal im Kommunalfriedhof.

Schriftsteller Ludwig Laher: „Gefährliche Sorglosigkeit“

Über diese Zusammenhänge informiert nun ein ausführlicher Text auf Deutsch und Englisch auf einem neuen Infopult. Es wurde von der Friedhofsverwaltung in unmittelbarer Nähe zum Denkmal auf einem Sockel aus Granit montiert - mit dem eingravierten Zitat Suttners, einer österreischischen Pazisfistin.

Am Mittwoch bei der Gedenkstunde der Stadt Salzburg sagte Schriftsteller Ludwig Laher: „Ich wünsche mir, dieses Kriegerdenkmal samt seiner kleinen ‚Korrekturanlage´ möge in Hinkunft als Ort der Auseinandersetzung mit Krieg und Frieden dienen“, Es gehe darum, „mit veralteten, den Schrecknissen des Krieges Hohn sprechenden Heldenkonzepten und einem modernen, demokratischen Soldatenbild als ultima ratio für den Bedrohungsfall“ zu brechen. Es soll auch ein Ort der Auseinandersetzung „mit der gefährlichen Sorglosigkeit“ sein. Und dieses Denkmal samt Infotafel solle vielfältig genutzt werden, etwa durch Exkursionen im Geschichtsunterricht oder Lehrmaterialien im Internet, die das Textangebot von Ehrenmal und Infopult aufbereiten.

Künstlerisch gestaltet wurde die Gedenkstunde vom Demokratischen Chor Braunau, der Teile der „Mauthausen-Kantate“ von Mikis Theodorakis aufführte. Der griechische Komponist war selbst im Widerstand gegen die nationalsozialistischen Besatzer in Griechenland aktiv gewesen.

In der Stadt Sazburg gibt es zehn Infopulte zu NS-Kunstwerken und Mahnmäler

Historikerin und Leiterin des Stadtarchives, Sabine Veits-Falk, sagte am Mittwoch bei der Gedenkstunde zur Aufstellung des Infopults: „Es bietet kompakte, niederschwellige Informationen über die Hintergründe und die problematischen Aussagen des Kriegerdenkmals. Es ist mittlerweile das zehnte Infopult, das auf Deutsch und Englisch über NS-Kunstwerke oder Mahnmäler in der Stadt Salzburg informiert.“

Klubvorsitzender Vincent Pultar dankte allen Beteiligten für ihr erinnerungskulturelles Engagement und sagte: „Als Stadt Salzburg beschäftigen wir uns bereits seit vielen Jahren intensiv und wissenschaftlich fundiert mit unserer NS-Vergangenheit. Unsere Verantwortung reicht aber weiter, wie wir auch im Arbeitsübereinkommen der Stadtregierung festgeschrieben haben. Unser Ziel ist es, die Erinnerungskultur aktiv zu stärken, was uns in vielfältiger Weise im heurigen Gedenkjahr ,80 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs´ gelungen ist. Dazu gehört, Objekte wie das Kriegerdenkmal am Kommunalfriedhof historisch zu kontextualisieren und so interessierte Besucherinnen und Besucher niederschwellig zu informieren.“

Die Stadt Salzburg setzte im Gedenkjahr 2025 bereits Zeichen zum Erinnern an die NS-Geschichte. So wurde die erste NS-belastete Straße (seit den 1980er-Jahren) umbenannt: aus der Heinrich-Damisch-Straße wurde Ende April die Helene-Thiemig-Straße. Außerdem wurde die bisher namenlose Stiege auf den Möcnhsberg nach Musikerin und NS-Opfer Alma Rosé benannt.