Maul- und Klauenseuche: "Bereiten uns auf den Ernstfall im Bundesland Salzburg vor"
Noch gibt es keinen Fall in Österreich. Doch die Landesveterinärdirektion hat bereits Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Das Land beschafft mehr Schutzkleidung und Reinigungsmittel. Und: Gut Aiderbichl in Henndorf übersiedelt vorsichtshalber sogar 180 Tiere.
Aufgrund des Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche in Ungarn und der Slowakei schließt Österreich am Samstag vorläufig 24 Grenzübergänge. Auch wenn es noch keinen Fall der MKS in Österreich gibt, sind die Behörden alarmiert. Die für Sonntag angesetzte Maishofener Bundespinzgauerschau wurde vorsichtshalber abgesagt.
Das Land Salzburg hat am Freitag eiligst zu einem Pressegespräch eingeladen. Landesveterinärdirektor Peter Schiefer sagt, dass die Nervosität der Landwirte nicht übertrieben sei. Im Gegenteil: "Die Seuche ist sehr nah an unsere Grenze im Osten Österreichs herangezogen. Wir sind jetzt wirklich davor, dass das Risiko, die Seuche nach Österreich einzuschleppen, als sehr hoch eingeschätzt wird. Das ist eine hochansteckende Viruserkrankung und die größte Herausforderung für die Landwirtschaft und die Veterinärbehörde."
"Tritt in einem Betrieb ein Fall auf, müssen alle Tiere gekeult werden – und das ist natürlich existenzbedrohend für die betroffenen Landwirte. "
Schiefer betont gleichzeitig, dass das Virus für Menschen unbedenklich sei. Für die Landwirtschaft wäre ein Ausbruch allerdings fatal. Landwirte würden aktuell Biosicherheitsmaßnahmen auf Betrieben umsetzen. Was ist mit Biosicherheitsmaßnahmen gemeint? "Dass man den Zutritt zu seinen Tieren beschränkt. Der nächste Schritt ist, dass man fremde Personen, die Zutritt zu den Tieren bekommen, entsprechend sichert. Das heißt, dass ich betriebseigene Stallkleidung zur Verfügung stelle, entsprechende Gummistiefel oder Überschuhe, damit man nicht mit Zivilkleidung in den Stall geht."
Es sei jetzt der richtige Zeitpunkt, die Hygienemaßnahmen umzusetzen. Es sollen nur noch jene den Stall betreten, die dort arbeiten müssen. Besondere Vorsicht sei geboten, wenn Personen aus Ausbruchsgebieten auf den Hof kommen.
Welche Tiere sind betroffen? Und gibt es eine Impfung?
Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist eine hochansteckende Viruserkrankung, die vor allem Paarhufer wie Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen, aber auch Kamelartige, wie Lamas und Alpakas, betrifft. "Tritt in einem Betrieb ein Fall auf, müssen alle Tiere gekeult werden - und das ist natürlich existenzbedrohend für die betroffenen Landwirte", betont Landesveterinärdirektor Peter Schiefer. Wie äußert sich die Maul- und Klauenseuche bei den Symptomen? Durch Fieber, Leistungsverminderung und Bläschenbildung an Maul, Euter und Zitzen sowie in den Zwischenklauenspalten und am Klauensaum. Bereits zwei Tage vor dem Ausbruch der Infektion könnten sich Viren in Speichel und Milch befinden, sagt Schiefer.
Eine Impfung gibt es, allerdings sei das keine wirksame Vorbeugemaßnahme, weil das Virus zu viele Typen und Varianten aufweise. Schiefer sprach von acht Serotypen und 80 Subtypen. "Eine Impfung gegen Serotyp I ist nicht automatisch gegen Serotyp II wirksam. Zudem kann der Impfstoff eine Infektion grundsätzlich nicht verhindern, sondern nur die Virusausscheidung des betroffenen Tieres vermindern."
"Bereiten uns auf den Ernstfall in Salzburg vor"
Franz Moser, Abteilungsleiter für Agrar- und Forstwirtschaft beim Land Salzburg, sagt: "Wir sind in Vorbereitung auf einen Ernstfall im Bundesland Salzburg. Wir haben mehrere Tausend Stück an Schutzkleidung lagernd im Bestand, beschaffen aber noch zusätzliches Material gerade." Die Schutzkleidung sei für jene Personen gedacht, die hier in Ställen und auf Höfen Proben ziehen müssten. Man erhebe gerade auch den Personalstand bei den Amtstierärzten bzw. dem tierärztlichen Personal und sei auch an der Beschaffung von Reinigungsmitteln dran. Fahrzeuge, die auf einen betroffenen Hof zufahren oder von diesem abfahren, müssten nämlich dann desinfiziert werden.
Virus heftet sich an Schuhsohlen und Autoreifen
Empfohlen wird auch, keine tierischen Rohprodukte mehr aus den Seuchengebieten zu importieren, also keine rohe Milch oder Frischfleisch. Die Mitnahme aus Ungarn und der Slowakei sei aktuell gesetzlich verboten und werde auch an den Grenzübergängen kontrolliert.
Eine Übertragung des Virus könne nicht nur von Tier zu Tier erfolgen, sondern auch über verseuchtes Material. Das Virus sei sehr widerstandsfähig und hefte sich an Schuhsohlen, Autoreifen, Kleidung, und auch tiefgefroren könne es lange überleben. Auch eine Übertragung über die Luft ist laut Ages über beträchtliche Distanzen (bis zu 60 Kilometer über Land) möglich.
2001 gab es zuletzt Vorsichtsmaßnahmen in Salzburg
Die letzten Fälle von Maul- und Klauenseuche in Österreich gab es laut dem Veterinärdirektor in den 1970er- und 1980er-Jahren. Auch 2001 war die Aufregung groß, da die Seuche in England ausbrach. Am Salzburger Flughafen wurden damals Seuchenteppiche ausgerollt. Das ist diesmal aber noch nicht der Fall. Vom Salzburger Flughafen heißt es: "Derzeit gibt es dazu keine Vorgaben der Behörde."
Vorsichtsmaßnahmen im Zoo und auf Gut Aiderbichl
Auch im Zoo Salzburg bleibt vorerst alles wie gehabt - zumindest für die Besucher. Im Tiergartenbetrieb selbst seien etwa die Kontrollen und die hygienischen Maßnahmen verstärkt worden, schildert Zoo-Geschäftsführerin Sabine Grebner. So würden Mitarbeiter etwa Schuhe und Kleidung wechseln, damit sie nicht mit Straßenschuhen in den Stall oder mit Stallschuhen auf die Straße gehen. Mehr Handlungsbedarf gebe es derzeit nicht. "Wir haben einen Masterplan erstellt für den Fall, dass die Seuche auch nach Österreich kommt, was derzeit ja Gott sei Dank nicht der Fall ist", betont Grebner.
Auf Gut Aiderbichl in Henndorf hat man am Freitag auch erste Maßnahmen getroffen. 180 Paarhufer werden übersiedelt - und zwar in einen leerstehenden Hof in der Nähe. Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen, Lamas und Dromedare sollen dort untergebracht werden, um sie besser zu schützen. Der geplante Ostermarkt finde aber statt, da Pferde, Esel, Hunde, Katzen und Vögel ja da seien, betont ein Sprecher.