Mehr als jede zweite Gemeinde im Flachgau ist eine "Gesunde Gemeinde"
Thalgau ist als 22. Flachgauer Gemeinde neu mit dabei. Neumarkt bekam die "Gesunde Gemeinde"-Ortstafel verliehen. Gesundheit ist in aller Munde.
BILD: SN/SW/AVOS
Das Team der „Gesunden Gemeinde“ Neumarkt mit Bgm. Adi Rieger (r.) und Vertreterinnen von AVOS.
30 Jahre nach der Gründung der Initiative "Gesunde Gemeinde" sind knapp 60 Prozent der Flachgauer Gemeinden mit dabei - Tendenz steigend. Besonders aktive und ausdauernde Gemeinden erhalten als allgemein sichtbares Zeichen ihres Bemühens die "Gesunde Gemeinde"-Ortstafel.
Dieses Ziel hat kürzlich auch Neumarkt erreicht. Bettina Gruber ist Leiterin des ehrenamtlichen Arbeitskreises, der in der Gemeinde für die Umsetzung gesundheitsfördernder Maßnahmen zuständig ist. "Uns geht es um Ganzheitlichkeit. Wir versuchen, immer unterschiedliche Zielgruppen mit unseren Veranstaltungen zu bedienen. Heuer hatten wir einige Wanderungen, aber auch Vorträge zu den Themen Demenz und Kräuterkunde", sagt Gruber, die den "Gesunde Gemeinde"-Arbeitskreis in Neumarkt seit Herbst 2021 leitet.
"Wir sind ein super Team und ergänzen uns gut."
Bettina Gruber
Gesunde Gemeinde Neumarkt
Corona sei für das Team wegweisend gewesen. "Es hat sich die Frage gestellt, ob wir alles zusammenbrechen lassen oder ob wir noch einmal voll durchstarten." Entschieden haben sich die Ehrenamtlichen für Letzteres und mit neuen Leuten und der Unterstützung von AVOS noch einmal angepackt. "Ich bin zwar formal die Leiterin, mitarbeiten tun aber alle. Wir sind ein super Team und ergänzen uns gut", sagt Gruber und verweist auch auf die "extrem gute" Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinde Neumarkt und den großen Rückhalt des Bürgermeisters.
Die Verleihung der "Gesunde Gemeinde"-Ortstafel sei für das gesamte Team sehr wichtig gewesen. "Es gibt natürlich Momente, in denen man sich fragt, wofür man das alles überhaupt macht. Das Marketing ist für uns als Laien sehr mühsam. Da kommt die Ortstafel genau richtig."
Neben jährlichen Gesundheitstagen gibt es in Neumarkt verschiedene Bewegungsangebote sowie Vorträge zur psychischen Gesundheit und Ernährung. Auch die Natur spielt eine große Rolle. Das neueste Projekt nennt sich "Neumarkt für Neumarkter". "Wir wollen alle Gesundheitsanbieter sichtbar machen. Es gibt kostenlose Schnuppertermine, wir übernehmen auch die Werbung und stellen die Räumlichkeiten zur Verfügung", sagt Gruber.
BILD: SN/SW/STADTGEMEINDE NEUMARKT
Bürgermeister Adi Rieger mit Arbeitskreisleiterin Bettina Gruber mit der neuen „Gesunde Gemeinde“-Ortstafel.
Bürgermeister Adi Rieger (ÖVP) ist stolz auf seine aktiven Bürgerinnen und Bürger: "Besonders freut mich das ehrenamtliche Engagement unseres Arbeitskreises. Die Bewohnerinnen und Bewohner von Neumarkt übernehmen Eigenverantwortung und wollen etwas Sinnvolles für die Allgemeinheit leisten. Das ist sehr vorbildlich."
Für das Konzept der "Gesunden Gemeinde" ist das ehrenamtliche Engagement eines Arbeitskreises vor Ort unverzichtbar. Dieser organisiert zusammen mit der vom Land beauftragten Gesellschaft für Vorsorgemedizin (AVOS) in den Gemeinden Angebote, die auf die Bedürfnisse der Gemeinden abgestimmt sind. Die Gemeinden zahlen für die Begleitung durch AVOS pro Jahr je nach Einwohnerzahl bis zu 400 Euro und planen ein Jahresbudget zur Umsetzung von Maßnahmen ein - meist einen Euro pro Bürger.
Jüngste "Gesunde Gemeinde" im Flachgau ist Thalgau. Von den sechs Schritten, die für die Verleihung der Ortstafel "Gesunde Gemeinde" nötig sind, wurden in Thalgau bereits drei absolviert. Nach der Projektvorstellung in der Gemeinde durch AVOS wurde am 2. Februar ein einstimmiger Gemeindevertretungsbeschluss gefasst und der Arbeitskreis aus ehrenamtlichen Vertreterinnen und Vertretern aus unterschiedlichen Bereichen gegründet.
Die verpflichtende Bedarfserhebung als Basis für künftige Veranstaltungen soll zu Schulbeginn im Herbst starten und großteils online passieren. Für ältere Gemeindebürger wird es den Fragebogen aber auch in Papierform geben. Sobald die Ergebnisse der Umfrage ausgewertet sind, wird der Arbeitskreis mit Unterstützung von AVOS erste Veranstaltungen rund ums Thema Gesundheit planen. Nach mindestens drei Jahren mit jeweils vier Veranstaltungen und halbjährlichen Arbeitskreistreffen kann die "Gesunde Gemeinde"-Ortstafel verliehen werden. AVOS-Expertin Patricia Lehner: "Die Tafel soll auch als Ansporn dienen, die gute Arbeit fortzusetzen."
"Gesunde Gemeinden im Flachgau: 22 von 37 Gemeinden sind mit dabei
St. Gilgen und Fuschl waren im Jahr 1992 die ersten beiden "Gesunden Gemeinden". Ausgangspunkt war das Engagement der Ärzte Gerheid Widrich und Peter Kowatsch, die gesundheitsfördernde Maßnahmen nachhaltig in die Regionen bringen wollten. Kowatsch, damals praktischer Arzt in St. Gilgen, und Widrich, Mitbegründerin und langjährige Vorsitzende des "Arbeitskreises für Vorsorgemedizin Salzburg" AVOS, brachten die Initiative schließlich auf den Weg.
Knapp 50 Gemeinden im Bundesland Salzburg sind heute bei der "Gesunden Gemeinde" mit dabei. Im Flachgau haben sich 22 der 37 Gemeinden zu dieser Art der Gesundheitsförderung entschlossen.
Im Jahr 2011 wurde die "Gesunde Gemeinde"-Ortstafel als Gütesiegel eingeführt, das die Gemeinden unter ihrer behördlichen Ortstafel anbringen dürfen. Mehr als 30 Gemeinden tragen bis heute diese Auszeichnung. Die jüngste davon ist Neumarkt.
Ein politischer Beschluss ist nötig, um als Gemeinde bei dem Projekt mitmachen zu können. Dann wird ein ehrenamtlicher "Arbeitskreis Gesundheit" etabliert, der von AVOS unterstützt wird.
BILD: SN/SW/AVOS
Patricia Lehner ist Leiterin des Bereichs Regionale Gesundheitsförderung bei AVOS (Gesellschaft für Vorsorgemedizin)
Im Gespräch: Patricia Lehner, Leiterin des Bereichs Regionale Gesundheitsförderung bei AVOS (Gesellschaft für Vorsorgemedizin)
"Eine sinnvolle Aufgabe"
Wie unterstützt AVOS "Gesunde Gemeinden"?Patricia Lehner: Wir begleiten und beraten und helfen bei der Suche nach Referentinnen und Referenten. Wir schlagen auch immer wieder Schwerpunktthemen vor. Kernziel ist aber, dass aus der Gemeinde heraus Bedürfnisse erkannt werden. Je nach Gemeinde ist das ein oder andere Thema schon gut abgedeckt. Unser Ziel ist es, zu ergänzen.
AVOS bietet inhaltliche, aber keine finanzielle Unterstützung?Ja, allerdings stellen wir unser Wissen über Möglichkeiten für kostenlose Veranstaltungen gerne zur Verfügung. Es muss nicht immer alles viel kosten. Außerdem verpflichten sich die Gemeinden, 50 Cent bis einen Euro pro Bürger und Jahr als Budget sowie kostenlose Räumlichkeiten für Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen. Dazu kommt Berichterstattung in der Gemeindezeitung und auf der Homepage.
Ohne die Arbeit Ehrenamtlicher funktioniert die "Gesunde Gemeinde" nicht. Ist es mit Corona schwieriger geworden, ausreichend Mitwirkende zu finden?Wir haben in der Corona-Zeit gespürt, dass sich einige zurückgezogen haben - auch solche, die schon seit vielen Jahren dabei waren. Wir konnten aber zum Glück sämtliche Positionen nachbesetzen und haben uns dabei zum Teil auch verjüngt. Das funktioniert sehr gut, weil die Mitarbeit in der ,Gesunden Gemeinde' eine sinnvolle Aufgabe mit Gestaltungsmöglichkeiten und guter Begleitung im Hintergrund ist.