Die Idee keimte bei einer Kaspressknödelsuppe im März 2022. Bei einer Skitour mit seinem Freund Robert Loizl, dem Leiter vom Wasserbau im Land Salzburg, erzählte Michael Mayr - er war 20 Jahre Redakteur beim Wirtschaftsblatt - von seinem neuesten Buch und Zeitzeugenprojekt "Grenz-Leben". Darin porträtiert er NS-Verfolgte in seiner Heimat Sillian. (Anmerkung: Michael Mayr ist am 24. Jänner, 19 Uhr, mit diesem Thema zu Gast im Haus der Kultur in Anif.)
"Wir sind ja auch Zeitzeugen, was Hochwasser betrifft", sagte Loizl, "wenn man an das Ereignis 2002 zurückdenkt." Gedacht, getan. Aus der Idee wurde alsbald Realität. Der Neu-Anifer Michael Mayr (65) übernahm erst das Film-, dann das dazugehörige Buchprojekt mit dem Titel "Platz da! Wie Salzburgs Flüsse sicherer und lebenswerter werden". Ende des Jahres 2023 war beides fertig.
Das Buch ist Dokumentation und Nachschlagewerk in einem, im Anton-Pustet-Verlag und - wie der Film auch - in Zusammenarbeit mit dem Land Salzburg und dem Bundesministerium für Wasserwirtschaft Ende des Jahres 2023 erschienen. Film-Link und Buch können kostenlos (wasserbau@salzburg.gv.at) angefordert werden.
"Mit beidem wollen wir die Flüsse im Land Salzburg mehr ins Bewusstsein rücken", sagt Michael Mayr. "Früher waren sie talbeherrschend, hatten genug Platz. Analysen haben zum Vorschein gebracht, dass Flüsse offenbar ein Gedächtnis haben. Sie sind dort am meisten ausgebrochen, wo sie am meisten eingedämmt wurden."
Es ist kein Geheimnis, dass früher Talböden urbar und besiedelbar gemacht wurden. "Es wurden viele Grenzen überschritten, dann hat man bei den Hochwassern die Rechnung präsentiert bekommen", sagt Mayr.
Vorlage zum Buch ist die Mur in St. Michael im Lungau
Auf dem Titelbild ist die Mur in St. Michael mit ihren Mäandern. Nicht ohne Grund, denn "es ist die Vorlage". Hier gab es einst eine Mur-Regulierungsgenossenschaft, "die war unglaublich mächtig, weil sie so viel Platz zum Bauen und für die Landwirtschaft geschaffen hat". Die Mur wurde für Kraftwerksprojekte kanalisiert. Und irgendwann kam der Knackpunkt: So kann es nicht weitergehen. 2016 wurde der sogenannte Mur-Dialog ins Leben gerufen. Die Leute kamen in Scharen zu den Sitzungen und als Ergebnis folgten Renaturierung und Aufweitung der Mur. "Hier hat man erkannt, dass man die Bürger einbeziehen muss."
Stolz macht den Autor mit viel Gerechtigkeitssinn die Tatsache, dass aufgrund seiner Filmsequenz über das Lungauer Projekt der Neptun-Wasserpreis 2023 an St. Michael ging.
Naherholungseffekt und Renaturierung an der Saalach
Man hat einerseits erkannt, dass Flüsse mehr Platz brauchen, aber auch den Naherholungseffekt gesehen. "Der Salzachspitz in Liefering ist eine Attraktion geworden", sagt Mayr. Auch der Saalach wurde in Wals-Siezenheim ein neues Einfließverhalten geschenkt. Bauleiter Günther Huber spricht bereits von einer doppelten Breite des Flusslaufes.
Der für die Gesellschaft aktive Filmemacher und Autor Michael Mayr durfte während seiner Arbeit lernen, dass Hochwasserschutz nie aufhört und nicht nur Sache von Experten ist. Deren Arbeit wird besser gesehen und gewinnt an Bedeutung. "Schön wäre es, Film und Buch als Lehrbeispiel an Unis und in Schulen zu zeigen. Mir ist bei der Recherche eines sehr bewusst geworden: Hochwasserschutz betrifft alle."Vortrag über Mutige und ZivilcourageVortrag über Mutige und Zivilcourage