In Munderfing im Bezirk Braunau, nahe der Grenze zu Salzburg, ist es am Montagnachmittag zu einem schweren Verkehrsunfall gekommen. Ein mit einem 23-Tonnen-schweren Bagger beladener Lkw kollidierte mit einem Zug - und prallte in weiterer Folge gegen ein Haus. Das Haus dient in Munderfing als Bahnhof, ist aber auch regulär bewohnt. Wie die Rettungskräfte den SN schilderten, wurde der Lkw-Fahrer schwer verletzt. Er wurde mit dem Christophorus-6-Hubschrauber in das Unfallkrankenhaus Salzburg geflogen. Zwei Hausbewohner und der Lokführer blieben unverletzt.
Lkw-Fahrer dürfte Zug übersehen haben
Der Lenker des Lkw dürfte beim Überqueren des unbeschrankten Bahnüberganges der Mattigtalbahn den herannahenden Güterzug aus Deutschland übersehen haben. Ein Zusammenstoß war nicht mehr zu vermeiden. Zum Glück waren die Kesselwaggons leer. Aber der Zug durchtrennte die Verbindung zwischen Anhänger und Lkw. Während der Anhänger vor den Gleisen stehen blieb, wurde der Lkw auf der anderen Seite des Überganges durch die Wucht des Anpralls etliche Meter mitgeschleift. Er drehte sich um die eigene Achse und prallte zuletzt mit dem Heck in ein neben der Bahnstrecke befindliches Einfamlienhaus, das im ÖBB-Eigentum steht.
Strecke gegen 23 Uhr wieder freigegeben
Die Aufräumarbeiten und auch die Ermittlungen der Polizei am Unfallort dauerten bis in die Abendstunden. Die ÖBB schickten einen Hilfszug an die Unfallstelle. Dessen Mannschaft arbeitete mit Hochdruck daran, die Strecke wieder zu reparieren. Gegen 23 Uhr konnten die Gleise wieder freigegeben werden.
Bewohner des Hauses erlitten Schock
Die Bewohner des Hauses, ein pensionierter ÖBB-Mitarbeiter und seine Gattin (83 und 79) befanden sich in dem Haus, als der Lkw gegen die Hausmauer prallte und das Gebäude stark beschädigte. Sie blieben bei dem Vorfall unverletzt, erlitten allerdings einen Schock. Laut Polizei muss das Gebäude nach derzeitigem Stand abgerissen werden.
Mehr als hundert Unfälle an unbeschrankten Bahnübergängen
Der Unfall ereignete sich an einem unbeschrankten Bahnübergang. Im Jahr 2016 gab es in Österreich 125 Unfälle an Eisenbahnkreuzungen, dabei wurden 71 Personen verletzt, 15 Personen starben. 65 Prozent dieser Unfälle ereigneten sich an unbeschrankten Bahnübergängen. Zwischen Straßwalchen und Munderfing gibt es 18 Bahnübergänge die meisten davon sind unbeschrankt. Laut Polizei gibt es in dem Bereich rund drei bis vier Unfälle pro Jahr. Laut einer Verordnung aus dem Jahr 2012 müssen alle unbeschrankten Bahnübergänge binnen 17 Jahren mit einem Schranken oder einer Ampel versehen werden.
ÖBB: 25 Millionen pro Jahr in Verbesserung der Sicherheit
Laut Angaben der ÖBB gibt es im Bundesland Salzburg 60 Bahnübergänge am 234 Kilometer langen Schienennetz der ÖBB. 51 davon sind gesichert, neun sind ungesichert. Die ÖBB-Infrastruktur AG habe in den letzten zehn Jahren rund 25 Millionen Euro jährlich in die weitere Verbesserung der Sicherheit bei Eisenbahnkreuzungen investiert - dabei wurden 75% der Kosten von Bund und ÖBB getragen, der restliche Anteil von Ländern und Gemeinden.
Viele ungeregelte Übergänge bei Lokalbahn
Der große Teil der technisch nicht gesicherten - also weder mit einer Ampel oder einem Schranken geregelten - Eisenbahnkreuzungen befindet sich auf den Strecken der Salzburger Lokalbahn und der Pinzgaubahn. Bei den Strecken der Lokalbahn im Flachgau gibt es derzeit 14 Übergänge, die technisch nicht gesichert sind. Bei der Pinzgauer Lokalbahn gibt es derzeit 31 technisch ungesicherte Bahnübergänge. Mit einer in Planung befindlichen Begleitstraße will das Land elf der 31 technisch nicht gesicherten Übergänge auflassen.
Kennen Sie einen besonders gefährlichen Bahnübergang? Schicken Sie uns eine Mail mit kurzer Beschreibung an lokales@sn.at.